Dicke Post von der Post
Die Post deckt Ferienreisende mit Werbematerial ein. Doch unter den Angeboten finden sich auch Lockvögel.
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K-Tipp 13/2004
25.08.2004
Thomas Müller - tmueller@ktipp.ch
Was ist wohl lästiger als unerwünschte Werbung? Unerwünschte Werbung im Multipack!
Die Post kümmert das nicht. Sie verschickt dieses Jahr 400000 dicke Couverts mit Werbeprospekten «exklusiv» an Personen, die ihre Post regelmässig zurückbehalten oder sich nachsenden lassen. Post-Sprecherin Liselotte Spengler bestätigt: «Zwei Mailings à 100000 Stück liefen schon, zwei weitere folgen.»
Beworben werden laut Begleitbrief «spezielle Angebote rund um die Feri...
Was ist wohl lästiger als unerwünschte Werbung? Unerwünschte Werbung im Multipack!
Die Post kümmert das nicht. Sie verschickt dieses Jahr 400000 dicke Couverts mit Werbeprospekten «exklusiv» an Personen, die ihre Post regelmässig zurückbehalten oder sich nachsenden lassen. Post-Sprecherin Liselotte Spengler bestätigt: «Zwei Mailings à 100000 Stück liefen schon, zwei weitere folgen.»
Beworben werden laut Begleitbrief «spezielle Angebote rund um die Ferien»: Reiseführer, Versicherungen, Zeitschriftenabos, die Mitgliedschaft bei der Rega und so weiter. Auch eine Europa-Karte sowie eine Fototasche der Firma Extrafilm liegen bei. Das Ganze nennt sich «Ferienset». Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das Multipack zum Teil als Mogelpackung:
- Der im Begleitbrief angepriesene «attraktive Vorzugspreis» für die Elvia-Reiseversicherung «Global Safety» ist ein Lockvogel.
Das Produkt ist direkt bei der Elvia zum genau gleichen Preis erhältlich. Die Post begründet den «Vorzugspreis» damit, dass sie «Global Safety» schon angeboten habe, als es bei der Elvia noch gar nicht im Verkauf war. Der Text werde nun aber «selbstverständlich angepasst».
- Auch die auf der Fototasche aufgedruckten Angaben sind keine «Sonderpreise» für Ferienset-Empfänger, wie der Begleitbrief der Post glauben macht.
«Die Preise sind zwar tiefer als unsere Standardpreise, gelten aber auch bei anderen Neukunden-Aktionen», bestätigt Extrafilm-Marketingleiter René Baumann.
- Fragwürdig auch das so genannte «Ferienabonnement»: Für 29 Franken pro Jahr kann man seine Post zweimal für höchstens drei Wochen zurückbehalten oder nachschicken lassen.
Personen, die ihre Post nur zurückbehalten lassen, können damit aber nur verlieren. Denn ein solcher Auftrag kostet ohne Abo direkt am Schalter bloss 10 Franken, für zweimal also 20 Franken.
Auch Reisende, die sich die Post nachsenden lassen, fahren mit einem Abo oft nicht besser. Das Nachsenden kostet ohne Abo 10 Franken für maximal zwei Wochen und 20 Franken für maximal vier Wochen. Wirklich lohnenswert ist das Angebot also nur, wenn man zweimal pro Jahr verreist - und zwar jeweils länger als zwei Wochen.
Der Rat von Post-Sprecherin Spengler: «Jeder muss selber ausrechnen, ob sich das Angebot für ihn lohnt.»