Nach rund 3600 Nächten ist eine Matratze durchgelegen. Anders gesagt: Eine regelmässig gebrauchte Matratze hat eine Lebensdauer von rund zehn Jahren. Was Händler und Hersteller empfehlen, ist durchaus realitätsnah. Hingegen sollte man bei anderen Auskünften skeptisch sein. Denn bei den meisten Tests erweisen sich die qualitativen Unterschiede der Matratzen als relativ gering, aber die preislichen als sehr gross.
Beispiel: In einem «Saldo»-Test schnitt ein Ikea-Produkt für 200 Franken fast gleich gut ab wie die 1000 Franken teure Bico-Matratze: Beide stützen gut, passen sich dem Körper an und halten einer zehnjährigen Gebrauchsdauer problemlos stand. Testfazit: Auf den Preis ist bei der Auswahl einer guten Matratze kein Verlass.
Das stellt auch die deutsche Stiftung Warentest fest, die in den letzten sieben Jahren rund 200 Matratzen geprüft ha: «Es ist nicht einmal garantiert, dass teure Matratzen die besseren Materialien enthalten oder besser verarbeitet sind.» Sogar Discountermatratzen können den Körper gut stützen.
Das Problem für Konsumenten: Für sie ist es im Laden unmöglich, die Qualität einer Matratze abschliessend zu beurteilen. Deshalb sollte man nur Geschäfte berücksichtigen, die einen ausgiebigen Test zu Hause ermöglichen. Besonders wichtig: Das Probeliegen sollte am Morgen erfolgen, denn abends fühlt sich fast jede Matratze bequem an.
Keinesfalls sollte man sich von Vorzügen blenden lassen, die Händler und Hersteller hervorheben. Ausschlaggebend sind das individuelle Bedürfnis und das Gefühl beim Probeliegen.
Auf diese Punkte sollte man achten: Dicker ist nicht besser
So richtig tief einsinken kann man nur in eine dicke Matratze. Daraus den Schluss zu ziehen, dass sie möglichst dick sein muss, ist falsch.
Richtig ist vielmehr: Eine Matratze darf höchstens 18 cm dick sein. Denn Tests belegen: Sogar sehr schwere Personen sinken selbst in ganz weichen Matratzen nie tiefer als 13 cm ein.
Hart oder weich?
Auf Angaben zur Härte sollte man sich nicht verlassen. Denn die Hersteller haben keine einheitlichen Kriterien. Allerdings ist die Härte einer Matratze kein Qualitätsmerkmal. Faustregel: Weiche Matratzen eignen sich eher für leichte und harte eher für grosse und schwere Personen.
Der wichtigste Anhaltspunkt beim Testliegen: In Seitenlage sollen die Schultern so tief einsinken, dass das Becken auf der gleichen Höhe wie die Schultern liegt. So bleibt die Wirbelsäule gerade und entspannt.
Produkte im Querschnitt
Verkäufer zeigen gern ein aufgeschnittenes Modell, um den Preis besser begründen zu können. Man sieht Konstruktionen mit Hohlräumen, Schichten in unterschiedlichen Farben usw. Solche Raffinessen sind jedoch meist nur ein Verkaufsgag, wie die erwähnten Tests belegen.
Rückenprobleme
Können teure Matratzen Rückenprobleme lösen? Ärzte sagen klar, die Ursache könne selbst die beste Matratze nicht bekämpfen. Sie könne Schmerzen nur verstärken oder lindern. Deshalb solle man beim Matratzenkauf vor allem darauf achten, ob man sich darauf wohlfühle. Bei Rückenschmerzen hilft nur eine Therapie.
Pflegetipps
Wer seine Matratze pflegt, kann deren Lebensdauer markant verlängern:
- Ein Molton schützt Matratzen vor Schweiss und Flecken.
- Matratze beim Wäschewechsel ohne Molton auslüften lassen. Nicht an der Sonne: UV-Strahlen schaden dem Schaumstoff.
- Matratze alle zwei Monate wenden. Ist sie in verschiedene Zonen unterteilt, Kopf- und Fussende nicht vertauschen.
- Zweimal jährlich absaugen, aber nicht ausklopfen.
Die Schlafposition bestimmt den Matratzentyp
Je nach bevorzugter Schlafposition sind andere Matratzeneigenschaften gefragt:
- Seitenschläfer: Die Matratze sollte flexibel und elastisch sein. Hüfte und Schulter müssen leicht einsinken können.
- Rückenschläfer: Je nach Vorliebe hartes oder weiches Modell wählen. Wichtig ist, dass das Gesäss einsinken kann, damit der Schläfer kein Hohlkreuz macht.
- Bauchschläfer: Sollten eher harte Matratzen kaufen. Das Becken darf nicht einsinken, damit die Wirbelsäule möglichst entspannt ist und der Schläfer kein Hohlkreuz macht.
Lattenrost kann gut 20 Jahre halten
Für eine Matratzen-Unterlage, den Lattenrost, zahlt man schnell einmal 1000 Franken und mehr. Hersteller und Verkäufer versprechen, dass mit speziellen Latten, unterschiedlichen Liegezonen und ausgeklügelten Gelenken der Schlafkomfort steige. Das mag zwar im Normalfall für den Kaufentscheid wichtig sein. Nur: Ein solcher Lattenrost ist für Rückenschläfer ungeeignet. Denn sie sinken zu fest ein, wie Experten der deutschen Stiftung Warentest herausgefunden haben. Sie kommen zum Schluss: Am besten ist ein möglichst starrer Rost, mit dem die Matratze gut belüftet wird und der zwischen den Latten maximal 6 cm Abstand aufweist.
Einzelne Firmen und Läden empfehlen, den Rost nach rund zehn Jahren zu entsorgen. Sind die Latten aber noch intakt und nicht durchgebogen, kann man einen Rost problemlos 20 Jahre oder länger benutzen. Matratze und Lattenrost müssen auch nicht aufeinander abgestimmt sein, wie das manche Hersteller behaupten. Sinnvoll kann ein teurer Lattenrost jedoch sein, wenn man etwas Spezielles will, etwa einen verstellbaren Fussteil.