Die dümmsten Verpackungen der Welt
Die Milch spritzt auf den Tisch, die Erdnüsse liegen am Boden - und schuld ist die Verpackung. Der K-Tipp zeigt, was Hersteller ändern müssen, und zwar subito!
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K-Tipp 14/2004
08.09.2004
Marco Diener - mdiener@ktipp.ch
Wer kennt das nicht? Packungen, die sich nicht öffnen lassen, die den Inhalt nicht schützen oder die sich nicht wieder verschliessen lassen. Und für diese Ärgernisse zahlen wir auch noch. Und nicht zu knapp: Von 100 Franken, die wir im Lebensmittelladen ausgeben, gehen im Schnitt 7 Franken für Verpackungen drauf.
Und was macht die Verpackungsindustrie damit? Sie erfindet immer neue Packungen, die noch unpraktischer sind als die alten. Beispiele gefällig?
- Milchpackun...
Wer kennt das nicht? Packungen, die sich nicht öffnen lassen, die den Inhalt nicht schützen oder die sich nicht wieder verschliessen lassen. Und für diese Ärgernisse zahlen wir auch noch. Und nicht zu knapp: Von 100 Franken, die wir im Lebensmittelladen ausgeben, gehen im Schnitt 7 Franken für Verpackungen drauf.
Und was macht die Verpackungsindustrie damit? Sie erfindet immer neue Packungen, die noch unpraktischer sind als die alten. Beispiele gefällig?
- Milchpackung mit Drehverschluss: In der Theorie gehts einfach: Deckel aufdrehen, Lasche mit Siegel abreissen, fertig. In der Praxis ist das Debakel programmiert: Die Lasche reisst ab und die Packung bleibt zu. Oder: Die Packung geht auf und die Milch spritzt auf Tisch oder Kleider.
- Erdnüsse im Beutel: Hat man grad keine Schere zur Hand, bleibt nur Gewalt. Doch leider reisst der ganze Beutel - und die Nüsse landen am Boden.
Grossverteiler kennen die Probleme, aber...
- Salbeiblätter im Glas: Ein vermeintlich patenter Deckel mit drei verschiedenen Öffnungen: klein, mittel und gross. Nur sind die Salbeiblätter noch grösser - und bleiben deshalb im Glas.
- Gemüsegewürz im Glas: Wieder ein «patenter» Deckel, diesmal mit drei gleichen Öffnungen: gross, gross und nochmals gross. Wer seine Speisen damit würzt, wird sich nie über fades Essen beklagen können.
- Orangensaft im Karton: Deckel öffnen, Lasche eindrücken, und schon ist der Finger ungewollt voller Saft. Und beim Giessen kleckert es erst noch.
- Salami in der Plastikpackung: Die Suche nach der Ecke zum Aufreissen endet ergebnislos. Denn auch sie ist zugeschweisst. Öffnen ohne Messer? Unmöglich.
- Eingeschweisste CDs: Ein Reissfaden wäre praktisch. Doch oft fehlt er. Fingernägel nützen nichts. Schere oder Messer schon eher. Nur gibts Kratzer auf der Hülle.
- Geriebener Parmesan im Beutel: Der Beutel ist wieder verschliessbar. Theoretisch. Meist reisst er aber beim ersten Öffnen. Und wenn nicht, bleibt der Käse beim Gebrauch am Klebestreifen haften. Deshalb: Beutel auf den Kopf stellen, Ecke abschneiden und mit einer Klammer verschliessen. Wie früher.
- Käse in der Folie: Mit einem guten Messer lässt sie sich aufschneiden. Nur verschmutzt die schmierige Rinde den Käse derart, dass einem der Appetit vergeht.
- Quarktorte im Karton: Es wäre interessant zu wissen, welche Zusätze mit E-Nummern die Migros der Quarktorte beimengt. Steht ja auch unten auf der Packung. Also: Packung umdrehen, die Zutatenliste lesen - und sich ärgern über die Torte, die inzwischen am Deckel klebt.
Dass sie auf ihre Verpackungen nicht sonderlich stolz sein dürfen, wissen die Vertreter von Migros und Coop. «Das Problem ist bekannt», «wir suchen Lösungen», «wir sind im Clinch», antworten sie immer wieder auf die Fragen des K-Tipp.
Fleischpackungen: Keine Lösung in Sicht
Die Verantwortlichen stellen auch Verbesserungen in Aussicht. «Die Salbeiblätter werden einen neuen Deckel erhalten - ohne Dosierspender», sagt Coop-Sprecher Jörg Birnstiel. «Wir werden bei den Erdnüssen künftig ein Scheren-Piktogramm aufdrucken», erklärt Migros-Sprecherin Monika Weibel.
Bei anderen Produkten sind die Vertreter der Grossverteiler relativ ratlos. Denn einerseits sollte die Verpackung vor Licht, Keimen und Feuchtigkeit schützen, andererseits muss sie sich einfach öffnen, schliessen und entsorgen lassen. Bei Fleischprodukten in der Plastikpackung ist der Widerspruch am offensichtlichsten.
Auch die Folien der Käseverpackungen dürften nicht so rasch aus den Regalen verschwinden. Das Problem lasse sich «nicht so einfach in den Griff kriegen», sagt Migros-Sprecherin Monika Weibel. «Denn praktisch jeder Hersteller verwendet eine andere Schmiere.»
Hoffnungen dürfen sich die Konsumenten hingegen auf neue Milchpackungen machen. Laut Coop-Sprecher Birnstiel «sucht der Abfüller nach Lösungen». Bleibt zu wünschen, dass die neue Packung nicht schlimmer wird als die alte.
Welche Verpackung hat Ihnen in letzter Zeit den letzten Nerv geraubt?
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