Die Hals-Nasen-Ohren-Hörgeräte-Spezialisten
In der Hörgeräte-Branche rumort es: Vielen Kunden werden überteuerte Geräte angedreht, wie der K-Tipp in der letzten Ausgabe berichtete. Brisant ist auch die heikle Nähe eines Herstellers zu Ohrenärzten.
Inhalt
K-Tipp 16/2013
02.10.2013
Letzte Aktualisierung:
20.11.2019
Max Fischer
Die Med Suisse AG betreibt in Thalwil ZH und Weinfelden TG je ein Hals-Nasen-Ohren-Ärztezentrum. Eigentlich eine unproblematische Angelegenheit. Wenn sich nicht in allernächster Nähe ein Neuroth-Hörcenter befände. In Weinfelden sind Praxis und Hörgerätecenter sogar an derselben Adresse: Rathausstrasse 17. In Thalwil ist das Hörcenter an der Gotthardstrasse 23, die Praxis an der Gotthardstrasse 12. Und: Die beiden Arztpraxen sind von der Neuroth Med...
Die Med Suisse AG betreibt in Thalwil ZH und Weinfelden TG je ein Hals-Nasen-Ohren-Ärztezentrum. Eigentlich eine unproblematische Angelegenheit. Wenn sich nicht in allernächster Nähe ein Neuroth-Hörcenter befände. In Weinfelden sind Praxis und Hörgerätecenter sogar an derselben Adresse: Rathausstrasse 17. In Thalwil ist das Hörcenter an der Gotthardstrasse 23, die Praxis an der Gotthardstrasse 12. Und: Die beiden Arztpraxen sind von der Neuroth Medical Division in Graz (A) mit medizintechnischen Untersuchungsgeräten ausgestattet worden.
«Keine direkte Zusammenarbeit»
Bei Neuroth heisst es zu dieser auffälligen Nähe: «Eine direkte Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Heilmittellieferanten ist in der Schweiz nicht gestattet und findet von unserer Seite auch nicht statt», sagt Nicole Schwar vom Neuroth-Hauptsitz in Österreich. «Der Patient entscheidet selbst, wo er seine Hörgeräte anpassen lässt und bezieht.» Auch Rainer W. Dietrich, CEO der Med Suisse AG, bestreitet jegliche Verflechtungen.
Für die Patienten wichtig ist: Sie sollten sich nie vom Arzt zu einem bestimmten und zufällig gleich um die Ecke liegenden Hörgeräteverkäufer drängen lassen. Vielmehr sollte man diesen frei wählen, mehrere Offerten für die gewählten Geräte einholen und die Preise vergleichen. Der K-Tipp hat aufgezeigt: Für die meisten Hörgeschädigten genügt ein günstiges Modell (siehe Ausgabe 15/13).
Expertin rät von Hörverstärkern ab
Wachsam sein müssen Kunden auch, wenn sie sich via Postshop oder ab Oktober in den M-Electronics-Filialen der Migros einen von Claratone angebotenen Hörverstärker zum Preis von 349 bis 699 Franken pro Ohr besorgen möchten. Dorothe Veraguth, leitende Ärztin an der Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie am Unispital Zürich, hält wenig von diesen Geräten: «Wenn man schon diesen Betrag ausgibt, dann besser für ein richtiges Hörgerät mit Hörtest.»
Bei den in der Migros und der Post erhältlichen Geräten handelt es sich um einfache Hörverstärker. Sie verstärken alle Frequenzen. Ein Hörgerät hingegen gleicht die individuellen Schwächen des Hörbehinderten aus. Pikant: Der Weltbild-Verlag bietet gar einen Top-Sound-Mini-Hörverstärker für Fr. 34.95 an. Wenn man damit auch nicht besser hört, so hält sich immerhin der finanzielle Schaden in Grenzen.
Internetumfrage zu Hörgeräten: «Damit werden ältere Menschen abgezockt»
7500 Franken oder weniger als 1000 Franken: Die Preisunterschiede für Hörgeräte sind riesig und oft nicht begründbar, wie der K-Tipp in der letzten Ausgabe berichtete. Denn die Herstellungskosten für ein Hörgerät betragen nur rund 50 Franken. Fazit des Artikels: Für die meisten Hörgeschädigten genügt ein günstiges Modell. Eine Internetumfrage zeigt: Nur wenige sind bereit, Höchstpreise für Hörgeräte zu zahlen.
«Damit werden besonders ältere Menschen abgezockt.» 87 %
«Kein Problem. Markenartikel haben eben ihren Preis.» 13 %
Stand: 27. September; 441 Teilnehmer