Die Lösung: Ans Telefon!
Zeitungen tun alles, damit Rätselfreunde das Lösungswort per Telefon durchgeben. Nur so klingeln bei den Verlagen die Kassen.
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K-Tipp 9/2004
05.05.2004
Pirmin Schilliger - redaktion@ktipp.ch
Wer bei der «Sonntags-Zeitung» bei einem Preisrätsel gewinnen möchte, kann das Lösungswort nicht nur mit einer Postkarte oder per Telefon (1 Franken pro Anruf) melden, sondern neuerdings auch über SMS oder E-Mail.
Das wollte Yvette Schwab aus Ortschwaben BE ausprobieren. Sie schickte eine E-Mail - und erlebte eine böse Überraschung: Nach dem Absenden der Nachricht wurde sie aufgefordert, zusätzlich noch anzurufen. Und zwar über eine gebührenpflichtige 0901er-Nummer. Nur...
Wer bei der «Sonntags-Zeitung» bei einem Preisrätsel gewinnen möchte, kann das Lösungswort nicht nur mit einer Postkarte oder per Telefon (1 Franken pro Anruf) melden, sondern neuerdings auch über SMS oder E-Mail.
Das wollte Yvette Schwab aus Ortschwaben BE ausprobieren. Sie schickte eine E-Mail - und erlebte eine böse Überraschung: Nach dem Absenden der Nachricht wurde sie aufgefordert, zusätzlich noch anzurufen. Und zwar über eine gebührenpflichtige 0901er-Nummer. Nur so könne ihr bestätigt werden, dass ihre Botschaft auch tatsächlich angekommen sei.
Klar ist: Die Verlage verdienen an den Rätselfans nur, wenn diese zum Telefon greifen. Pro Anruf muss die «Sonntags-Zeitung» 22 Rappen der Swisscom abliefern, 78 Rappen kann sie selber behalten. Durchschnittlich nehmen bei der «Sonntags-Zeitung» 4500 Leserinnen und Leser an einem Preisrätsel teil. Würden alle telefonieren, kämen so jeden Sonntag über 3000 Franken zusammen.
Locker zusätzliches Geld verdienen
Ab wie vielen Anrufen die Gewinnzone erreicht ist, will Rätselbetreuerin Angelika Heilemann von der «Sonntags-Zeitung» nicht verraten. Sie verweist auf den Aufwand für die technische Abwicklung und die Kosten für die Zürcher Firma Voice Processing, die die Auswertung besorgt.
Auch der Ringier-Verlag versucht in seinen verschiedenen Blättern, die Teilnehmer mit auffälligen Hinweisen in dicken Buchstaben auf den Telefonkanal zu lotsen. Auf den Postweg hingegen wird diskret und in dünnen Buchstaben verwiesen. An Postkarten verdient schliesslich nur die Post.
Ein Branchenkenner stellt klar: «Mit den Preisrätseln verdienen die Zeitungen locker zusätzliches Geld.» Zumal sie für die Rätselgewinne kein Geld aufwerfen müssen. Die Kameras, Stereoanlagen und DVD-Players, die den Rätselfreunden als Preise winken, stellen die Hersteller in der Regel gratis zur Verfügung. Dafür werden die Produkte - mitten im Rätsel - schön ins Bild gerückt.
Profiteure sind auch die mit der technischen Abwicklung betrauten Telefonspezialisten. Nebst der bereits erwähnten Voice Processing sind die Twister Interactive in Luzern und die Voice Publishing in Rümlang ZH von Jürg Wildberger (ex «10 vor 10») die Grössten in diesem Geschäft.