Die Macht der Arbeitnehmer
Überrissene Managerlöhne - ein Dauerärger für Normalverdiener. Die Pensionskassen hätten die Macht, sich dagegen zu wehren. Doch sie tun es viel zu wenig.
Inhalt
K-Tipp 3/2005
09.02.2005
Bennie Koprio, Andreas Schaffner
Novartis-Chef Daniel Vasella hat im letzten Jahr 20,8 Millionen Franken Lohn kassiert. Das macht pro Tag - Samstage, Sonn- und Feiertage inbegriffen - rund 57 000 Franken. Für eine solche Summe muss sich ein Novartis-Angestellter der unteren Hierarchiestufe ein ganzes Jahr abrackern.
Vasella ist nur ein Beispiel für die Bereicherungsmentalität, die in den Teppichetagen diverser Firmen grassiert - allen öffentlichen Protesten zum Trotz und zum Ärger der Normalverdiener.
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Novartis-Chef Daniel Vasella hat im letzten Jahr 20,8 Millionen Franken Lohn kassiert. Das macht pro Tag - Samstage, Sonn- und Feiertage inbegriffen - rund 57 000 Franken. Für eine solche Summe muss sich ein Novartis-Angestellter der unteren Hierarchiestufe ein ganzes Jahr abrackern.
Vasella ist nur ein Beispiel für die Bereicherungsmentalität, die in den Teppichetagen diverser Firmen grassiert - allen öffentlichen Protesten zum Trotz und zum Ärger der Normalverdiener.
Dabei hätte das Top-Management allen Grund, den Unmut der Normalverdiener möglichst wenig zu erregen. Denn die Gesamtheit der Arbeitnehmer und Rentner stellen in der Welt der börsenkotierten Unternehmen einen nicht zu unterschätzenden Machtfaktor dar - wenn auch nur indirekt über ihre Pensionskassen.
Die Verwalter unserer Altersvorsorgegelder sind die grössten Aktionäre im Land. Ihnen gehört jede zehnte Aktie, die an der Schweizer Börse gehandelt wird. Dank ihrem Riesenvermögen von 470 Milliarden Franken hätten es die Pensionskassen (PKs) in der Hand, an Generalversammlungen gegen Lohnexzesse ihre Stimme zu erheben und mangelhafte und intransparente Führungsstrukturen anzuprangern. Bei den Wahlen der Verwaltungsräte und anderen Geschäften könnten sie zeigen, welchem Management sie ihr Vertrauen schenken.
Doch wie gehen die Pensionskassen mit dieser Macht um? Wie wichtig ist ihnen die so genannte Corporate Governance der Firmen - also eine gute Unternehmensführung, die transparent ist und auch ethische Kriterien berücksichtigt? Das wollte der Kassensturz wissen und führte bei 25 der grössten Kassen eine Umfrage durch. 17 haben geantwortet.
Laut dem Umfrageergebnis wollen alle PKs ausser jene von Swisscom ihr Stimmrecht auf jeden Fall wahrnehmen. Das klingt gut: Bis vor kurzem nutzten die Kassen nämlich diese Rechte kaum. So sind zum Beispiel bei der PK der Stadt Zürich erst seit dem vergangenen Jahr Regeln in Kraft, welche die Pensionskasse verpflichten abzustimmen.
Abstimmen ist das eine, wie man stimmt, das andere: Die Hälfte der Pensionskassen verzichtet laut der Umfrage auf eine eigene Meinung und stimmt so, wie es Verwaltungsrat und Geschäftsführung empfehlen. «Das Stimmrecht ist prinzipiell im Sinne der Anträge des Verwaltungsrates auszuüben, sofern der Stiftungsrat nicht im Einzelfall aufgrund besonderer Umstände etwas anderes anordnet», heisst es etwa im PK-Reglement der Novartis. Ähnliches steht auch in den Reglementen von Ascoop, der PK Baselland sowie der Pensionskassen der CS, Migros, der Energie-Pensionskasse, der Roche und der Swiss Re.
Öffentliche PKs treten offensiver auf
Auffällig ist ferner: Vor allem öffentliche Pensionskassen sind gewillt, unabhängig aufzutreten. Allen voran die AHV, aber auch die Publica, die Suva, die Pensionskasse der Stadt Zürich sowie der Kantone Aargau oder Luzern.
Fazit: Die meisten Pensionskassen geben an, eine anständige Unternehmensführung sei ihnen wichtig; ob dies mehr ist als ein Lippenbekenntnis, können sie schon bald unter Beweis stellen. Die Saison der Generalversammlungen fängt demnächst an.