Die Mär vom Mengenrabatt
Eine K-Tipp-Stichprobe bei sechs Grossverteilern zeigt: Jede zehnteGrossverpackung bietet auf die gleiche Menge keinen Preisvorteil gegenüber kleineren Packungen - oder ist sogar teurer.
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K-Tipp 10/2005
18.05.2005
Bernhard Matuschak - redaktion@ktipp.ch
Familienpackung, Vorteilspack, Jumbopackung: Fantasievoll und verlockend wirbt der Handel für Grosspackungen. Und die Konsumentinnen und Konsumenten greifen fleissig zu. Eine repräsentative Umfrage in Deutschland belegt: Jeder dritte Kunde greift automatisch zur Grosspackung, weil er sie für preiswerter hält.
Preisunterschied bei Pick Pay am grössten
Doch grösser ist keineswegs immer günstiger. Dies zeigt eine Ende April vorgenommene K-Tipp-Stichprobe...
Familienpackung, Vorteilspack, Jumbopackung: Fantasievoll und verlockend wirbt der Handel für Grosspackungen. Und die Konsumentinnen und Konsumenten greifen fleissig zu. Eine repräsentative Umfrage in Deutschland belegt: Jeder dritte Kunde greift automatisch zur Grosspackung, weil er sie für preiswerter hält.
Preisunterschied bei Pick Pay am grössten
Doch grösser ist keineswegs immer günstiger. Dies zeigt eine Ende April vorgenommene K-Tipp-Stichprobe bei sechs Grossverteilern und Discountern. Von 120 zufällig ausgewählten Produkten - Aktionen wurden nicht berücksichtigt - boten 12 Artikel in der Grosspackung keinen Preisvorteil. In drei Fällen kostete das Produkt gleich viel, in neun Fällen zahlte der Kunde im Verhältnis sogar mehr, wenn er sich für die grössere Menge entschied (siehe auch Tabelle).
Die meisten Sündenfälle, nämlich sechs von zwölf, fanden sich bei Denner. In zwei Fällen kostete die kleine Menge gleich viel, in vier Fällen war ein Produkt in der Kleinpackung sogar günstiger. Denner-Sprecherin Eva-Maria Bauder begründet: «Wir achten insbesondere bei den meistverkauften Gebinden - das sind eher kleinere Packungen - auf gute Preise. Die Industrie bietet uns zudem oft günstigere Konditionen auf Kleinpackungen.»
Die grösste Preisdifferenz fand der K-Tipp bei Pick Pay. Dort kostete die Schokolade Merci Grosse Vielfalt in der 400-Gramm-Packung Fr. 11.90 (Fr. 2.97 pro 100 Gramm). Die 250-Gramm-Version gab es dagegen für Fr. 5.95 (Fr. 2.38 je 100 Gramm). Die Grosspackung war damit umgerechnet auf die gleiche Menge um rund 25 Prozent teurer.
Pick-Pay-Sprecherin Claudia Bürgler verteidigt diese Preispolitik: «Der Einkaufspreis ist für uns bei der Grosspackung teurer.» Auch Urs Peter Naef von der Migros führt eine aufwändigere Verpackung für den höheren Preis bei der 750-Gramm-Packung Pralinés de Confiseur gegenüber dem 250-Gramm-Beutel an. Ausserdem befänden sich in der Grosspackung 14 verschiedene Pralinésorten, im Beutel seien es nur 9 - was den Pralinés von aussen allerdings nicht anzusehen ist.
«Vorteil an Kunden weitergeben»
Vor allem bei Süssigkeiten gilt für den Konsumenten: Aufgepasst! Bei 5 der 12 beanstandeten Produkte handelt es sich um Schokoladen und Pralinés. Auffälligster Kandidat im Verpackungspoker ist jedoch Knorr Aromat. Bei allen vier Anbietern (Coop, Denner, Spar und Volg), die das Produkt führen, war die Kilopackung teurer als das Nachfüllpack zu 3 x 90 Gramm.
Coop-Sprecher Karl Weisskopf erklärt das Preisgefälle mit der Nachfrage: «Die kleinen Nachfüllpackungen werden wesentlich häufiger gekauft als die eher unpraktische grosse Kilobox. Diesen Vorteil wollten wir an die Verbraucher weitergeben und haben den Preis für die kleine Nachfüllpackung gesenkt.»
Der Preisvergleich
Von 120 bei Coop, Denner, Migros, Pick Pay, Spar und Volg gekauften Produkten waren 12 in der grossen Packung nicht günstiger als in der kleinen. Zum Beispiel Thomy Mayonnaise: Die 265-g-Tube kostet bei Denner umgerechnet auf 100 g 74 Rappen. Für eine 350-g-Tube bezahlt der Konsument hingegen 84 Rp./100 g. Preisunterschied: 13,5 Prozent.