Die Nachteile von 4x4-Autos
Mehr Gewicht, höherer Verbrauch, mehr Schadstoffe, teurer in der Anschaffung und im Unterhalt: Wer für sein Auto den 4x4-Antrieb nicht wirklich braucht, verzichtet besser. Das zeigt ein Vergleich des K-Tipp.
Inhalt
K-Tipp 18/2012
26.10.2012
Letzte Aktualisierung:
29.10.2012
Christian Birmele
Von Audi bis Volvo: Jeder Autohersteller hat heute sogenannte SUV (Sport Utility Vehicles) im Angebot. Weil diese Modelle höher als normale Autos gebaut sind und mehr Bodenfreiheit haben, eignen sie sich besser für schwieriges Terrain.
Was alle diese Modelle gemeinsam haben: Sie verfügen über einen Allradantrieb. Allein dieses Jahr wurden gemäss der Statistik von Auto Schweiz, der Vereinigung der Schweizer Autoimporteure, rund 80 000 ...
Von Audi bis Volvo: Jeder Autohersteller hat heute sogenannte SUV (Sport Utility Vehicles) im Angebot. Weil diese Modelle höher als normale Autos gebaut sind und mehr Bodenfreiheit haben, eignen sie sich besser für schwieriges Terrain.
Was alle diese Modelle gemeinsam haben: Sie verfügen über einen Allradantrieb. Allein dieses Jahr wurden gemäss der Statistik von Auto Schweiz, der Vereinigung der Schweizer Autoimporteure, rund 80 000 4x4-Fahrzeuge verkauft. Das ist rund ein Drittel aller verkauften Autos in der Schweiz. Tendenz steigend.
Doch Experten des Schweizer TCS und des deutschen ADAC sind sich einig: Allradantrieb braucht man nur, wenn man häufig unwegsames Gelände befährt oder sehr steile oder verschneite Strassen befahren muss. Auch wer regelmässig mit einem schweren Anhänger unterwegs ist, benötigt ein Fahrzeug mit 4x4-Antrieb.
Für die meisten Autofahrer ist der Allradantrieb jedoch überflüssig. Auch für die Skiferien reicht ein normales Auto: «Fahrzeuge ohne 4x4 haben mit guten Winterreifen in der Regel keine Probleme mit Steigungen, auch wenn Schnee liegt», sagt Hubert Paulus vom ADAC.
Zudem haben Fahrzeuge mit 4x4 gegenüber solchen mit Frontantrieb massive Nachteile: Sie sind teurer, schwerer, verbrauchen mehr Benzin und stossen mehr schädliches CO2 aus. Das zeigt ein Vergleich des K-Tipp (siehe auch Kasten). Das sind die Nachteile im Einzelnen:
1. Teurer beim Kauf
Im Schnitt der verglichenen Modelle kostet ein Auto mit 4x4-Antrieb rund 2580 Franken mehr als ein baugleiches Auto mit Vorderradantrieb. Wer auf Allradantrieb verzichtet, spart also Geld – zum Beispiel beim Ford Kuga Carving mit Handschaltung: Mit 4x4 kostet das Auto gemäss Listenpreis 37 900 Franken – ohne 34 500 Franken. Das sind 10 Prozent weniger. Beim Audi A4 1.8 TFSI beträgt der Preisunterschied gar 3510 Franken.
2. Höheres Gewicht und höherer Verbrauch
Fahrzeuge mit 4x4 sind im Schnitt 66 Kilo schwerer als solche mit Vorderradantrieb. Das extremste Beispiel ist der VW Tiguan: In der Diesel-Version mit 4x4 ist er 1664 Kilo schwer, in der Version mit Frontantrieb nur 1541 Kilo.
Dieses Zusatzgewicht muss der Motor mitbewegen. Die Folge ist ein höherer Treibstoffverbrauch. Und: Weil beim 4x4 alle vier Räder mit dem Motor verbunden sind, entsteht ein höherer Reibungswiderstand, was den Treibstoffverbrauch zusätzlich erhöht.
Gemäss der Stichprobe benötigen Allradmodelle im Vergleich zu normalen Autos auf 100 Kilometer rund 0,4 Liter mehr Diesel bzw. Benzin. Einer der grössten Spritfresser ist der BMW X1 20i mit Handschaltung: Ohne 4x4 benötigt er gemäss Herstellerangaben 6,9 Liter Benzin auf 100 Kilometer, mit Allradantrieb 7,5 Liter – fast 10 Prozent mehr.
3. Mehr Abgase
Wegen des höheren Verbrauchs stossen 4x4-Autos auch mehr Abgase aus. In der Stichprobe erzeugten Allradfahrzeuge gemäss Herstellerangaben im Mittel rund 12 Gramm mehr klimaschädliches CO2 als die baugleichen Fahrzeuge ohne Allradantrieb. Spitzenreiter in der Stichprobe ist der Mercedes C250 CDI Blue Efficency mit Automat: In der Allradversion stösst er 144 Gramm CO2 aus. In der normalen nur 125 Gramm.
4. Teurer im Unterhalt
Bei 4x4-Autos sind die Unterhaltskosten höher. So verursacht ein Mercedes GLK 220 CDI Blue Efficiency mit Automat in der Allradversion laut den TCS-Berechnungen rund 15 000 Franken Unterhaltskosten pro Jahr, ohne Allradantrieb 14 350 Franken – 650 Franken weniger. Etwas günstiger ist der C4 Aircross 1.6 Hdi 115 S+S Attraction. Mit 4x4 kostet das Auto jährlich 10 000 Franken im Unterhalt, ohne 9600 Franken.
5. Geringere Reichweite
Der Allradantrieb beansprucht Platz. Folge: Einige Allradmodelle haben einen kleineren Tank als solche mit Frontantrieb. Zum Beispiel der Audi A4: Der normale A4 fasst 63 Liter, die Allradversion dagegen nur 61 Liter. Das heisst: Vollgetankt fährt der normale A4 121 Kilometer weiter als die Allradversion.
So wurde verglichen
In einer Stichprobe hat der K-Tipp zwölf häufig verkaufte Automodelle untersucht. Dabei wurden nur Fahrzeuge verglichen, die baugleich sowohl mit als auch ohne Allradantrieb angeboten werden. Erhoben wurden Kaufpreis, Verbrauch, Gewicht, CO2-Ausstoss, Grösse von Kofferraum und Tank. Alle Angaben beruhen auf Herstellerwerten und dem Eurotax Motor Report. Die Unterhaltskosten inklusive Steuern, Versicherung, Service, Benzin- und Reifenkosten wurden vom TCS berechnet. Sie basieren unter anderem auf folgenden Annahmen: Laufzeit der Fahrzeuge 5 Jahre, jährliche Fahrleistung 15 000 km, Teilkasko, Immatrikulation im Kanton Zürich.