Die Not mit der Ambulanz

Rechnungen für Ambulanztransporte zahlt die Grundversicherung nur zur Hälfte. Als Ergänzung gibt es Zusatzversicherungen – doch diese sind nicht unbedingt nötig.

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K-Tipp 04/2012

19.02.2012

Letzte Aktualisierung:
22.02.2012

Ernst Meierhofer

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Die Fahrt dauerte nur 15 Minuten. Dann war das Ambulanzfahrzeug mit dem Patienten im Spital Bülach ZH angekommen. Die Rechnung für den kurzen Transport fiel überraschend hoch aus: 770 Franken stellte Schutz & Rettung dem Patienten in Rechnung. Der Rettungsdienst der Stadt Zürich kann sich bei seinen Tarifen auf Abmachungen mit den Krankenkassen stützen.

Die Abrechnung der Krankenkasse CSS war für den Patienten dann eine Enttäuschung: Die Kasse vergütete ihm aus der Grundversicherung nur die Hälfte – das entspricht den gesetzlichen Vorgaben (siehe Kasten).

Der Patient hat aber bei der CSS einen freiwilligen Krankenpflege-Zusatz namens Standardversicherung. «Sie ergänzt die Leistungen der Grundversicherung ideal», heisst es in den Werbeunterlagen, und sie sorge so «für eine lückenlose medizinische Grundversorgung».

Deshalb verlangte der Patient die Vergütung der restlichen 385 Franken über seine Standardversicherung. Als Laie kam er beim Lesen der Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) zum Schluss, Transportkosten seien versichert. Doch die CSS lehnte ab. Erst als sich der Patient entschieden wehrte, zahlte sie – aus Kulanz.

Die grundlegende Frage lautet: Soll man Transport- und Rettungskosten über eine Zusatzversicherung vollumfänglich abdecken? Das ist eher unnötig. Denn solche Fälle sind selten, die Prämienersparnis über die Jahre hinweg ist also grösser als die Kostenbeteiligung, die vielleicht einmal anfällt.

Ein weiterer Einwand: Ein Versicherungsprodukt, das nur gerade ungedeckte Transport- und Rettungskosten übernimmt, gibt es fast nirgends. Denn solche Kosten sind bei den Krankenkassen meist über ambulante Krankenpflege-Zusätze versichert, die jeweils ein Sammelsurium von Einzeldeckungen kombinieren.

Das heisst: Wer sich für eine spezielle Deckung interessiert, wie etwa Transportkosten, zahlt zwangsläufig auch für Teilbereiche, die er nicht braucht. Wenn also ein Mann zum Beispiel das Produkt Diversa Komfort der Wincare hat, zahlt er damit indirekt auch für die Korrektur abstehender Ohren bei Kindern und für Brustverkleinerungs-Plastiken.

Transport und Rettung: Das zahlt die Grundversicherung

Transport: Transportkosten sind laut Gesetz Aufwendungen, die entstehen, wenn eine erkrankte Person – ohne unmittelbare Lebensgefahr – für eine Behandlung zum Arzt oder ins Spital gebracht werden muss und dies aus medizinischen Gründen weder zu Fuss noch mit einem öffentlichen Verkehrsmittel möglich oder zumutbar ist. In der Regel sind das Kosten für Ambulanzfahrzeuge.

Bei solchen Transporten übernimmt die Grundversicherung 50 Prozent pro Fall. Dies gilt sowohl für die Schweiz als auch fürs Ausland. Die Kasse vergütet aber maximal 500 Franken pro Kalenderjahr.

Rettung: Unter medizinisch notwendiger Rettung versteht man die Befreiung aus einer Notlage oder aus Lebensgefahr und den anschliessenden Nottransport ins Spital (z. B. Bergung eines Bergsteigers aus einer Gletscherspalte und Heli-Transport ins Spital). Um eine «Rettung» handelt es sich auch, wenn jemand zu Hause z. B. einen Herzinfarkt erleidet und deshalb notfallmässig ins Spital muss.

Rettungskosten werden nur beglichen, wenn die Bergung in der Schweiz durchgeführt wurde. Hier zahlen die Krankenkassen aus der Grundversicherung ebenfalls 50 Prozent pro Fall, maximal jedoch 5000 Franken pro Kalenderjahr.

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