Kurt Huber aus Dietlikon ZH las im K-Tipp 7/2021 die Reportage über das Briefzentrum der Post in Härkingen SO. Da kamen bei ihm ungute Erinnerungen hoch. «Aus unerfindlichen Gründen bekam ich vom 10. Dezember an keine Briefe mehr», schildert er dem K-Tipp. Er reklamierte bei der Poststelle. Die Verantwortlichen fanden jedoch keinen Fehler. «Schliesslich machte die Post die Probe aufs Exempel. Sie schickte mir einen korrekt adressierten Brief. Als dieser am nächsten Tag als unzustellbar ein weiteres Mal bei der Poststelle landete, schenkte man mir doch noch Glauben.»
Post kann Fall «nicht genau rekonstruieren»
Doch da war der Schaden bereits angerichtet: Viele Briefe – zum Beispiel von Hubers Bank oder der Kreditkartenfirma – waren an die Absender zurückgegangen. Folge: Die Kreditkartenfirma sperrte ihm vorsorglich die Kreditkarte. Rechnungen, die Kurt Huber hätte zahlen müssen, erhielt er nicht. Noch schlimmer: Briefe, die weder auf dem Umschlag noch im Innern mit einem Absender versehen waren, landeten umgehend im Abfall. Die Post bestätigte gegenüber Kurt Huber: «Weihnachtsgrüsse oder ähnliche Zuschriften werden sofort vernichtet.»
Doch was war geschehen? Die Post kann das gemäss eigenen Angaben «nicht mehr genau rekonstruieren». Die Post in Dietlikon habe zu jener Zeit viele Aushilfen beschäftigt. Eine Sendung sei mit dem Vermerk «Empfänger nicht ermittelbar» retourniert worden. Möglicherweise habe ein Pöstler den Briefkasten nicht gefunden.
Jedenfalls wurde Kurt Huber in der Adressdatenbank der Post auf den Status «inaktiv» gesetzt. Fortan sortierten die Maschinen alle an ihn adressierten Briefe aus, da sie in der Datenbank keine Übereinstimmung mehr fanden. Erst als sich die Poststelle Dietlikon der Sache annahm, wurde Huber wieder auf den Status «aktiv» gesetzt. Und plötzlich trafen Zahlungserinnerungen ein – für Rechnungen, die er gar nie erhalten hatte.
Seit 15 Jahren die gleiche Wohnadresse
Gerne hätte der K-Tipp gewusst, warum eine Adresse gelöscht wird, wenn ein Pöstler einen Briefkasten nicht findet. Schliesslich wohnt Kurt Huber seit 15 Jahren an der gleichen Adresse, sein Briefkasten steht nahe am Trottoir, und im elektronischen Adressbuch Search.ch ist er problemlos zu finden. Doch die Post antwortete ausweichend. Normalerweise würden die Angaben überprüft. Hier nicht. «Das ist ein Fehler.»
Kurt Huber verlangte vom Kundendienst der Post «eine plausible Erklärung». Die lapidare Antwort: «Wir haben Ihr Anliegen überprüft. Wir konnten keine Unstimmigkeiten im System finden. Wir gehen davon aus, dass Ihre Zustellung wieder funktioniert.» Dann sandte ihm der Kundendienst noch einen Gutschein – im Wert von mickrigen 10 Franken.
Gegenüber dem K-Tipp sagt die Post, es handle sich um «einen sehr raren Einzelfall». Allerdings berichtete Radio SRF in der Sendung «Espresso» von ähnlichen Fällen: In Bern war eine Frau innerhalb des gleichen Hauses umgezogen. Der Briefträger fand das Namensschild nicht mehr am gewohnten Briefkasten. Deshalb wurde sie in der Adressdatenbank deaktiviert. Und in Füllinsdorf BL erhielt eine Frau ihre Post nur, wenn lediglich der erste Vorname in der Adresse stand.
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