Vier Kunden sehen sich in einer Postfiliale zwei geöffneten Schaltern gegenüber. Die Kunden wissen, was sie wollen, die Angestellten sind bemüht – eigentlich sollte alles ganz schnell gehen. Doch wie die Erfahrung von Leo Klöpping aus Landquart GR zeigt, geht es auch anders: Der K-Tipp-Leser musste über zehn Minuten warten, bis er endlich bedient wurde. In einer vollen Filiale wäre das akzeptabel. Aber er stand ganz vorn in der Wartezone.
«Warten wegen postfremder Sachen»
Der Grund für die Verzögerung: Statt um Briefe und Pakete ging es am Schalter in Landquart um Eintrittskarten für diverse Veranstaltungen. Ticketvorverkauf gibts bei der Post seit fast zehn Jahren: «An allen Schaltern wurden Ticketbestellungen angenommen», beschreibt Klöpping die Situation in Landquart. Die beiden Postmitarbeiter machten ihren Job gewissenhaft, berieten die Kunden auch bei der Wahl des passenden Sitzplatzes. Das kostete Zeit – zum Ärger der beiden Wartenden.
Klöpping will den Postmitarbeitern aber keinen Vorwurf machen: «Wenn man wegen postfremder Sachen zehn Minuten warten muss, ist das nicht die Schuld der Poststelle», sagt er. Das Problem liegt anderswo: Nämlich dass die Post ausserhalb ihres Kerngeschäfts versucht, zusätzliche Einnahmen zu erzielen.
Ist Landquart nur ein Einzelfall? Der K-Tipp besuchte Anfang April Poststellen in Bern, Zürich, Winterthur, Schaffhausen, Basel, St. Gallen, Buchs SG und Chur – und stattete dort jeweils auch den SBB einen Besuch ab, die bei den Veranstaltungstickets ebenfalls mitmischen.
Konkret ging es bei der Stichprobe um Tickets für das Musical «Cats» am 22. Mai im Theater Basel. Und um das «Holi»-Farbfestival am 28. Mai im deutschen Hochrheingebiet. Dabei wollte der K-Tipp, der sich vorerst nicht zu erkennen gab, wissen, ob es noch Plätze gebe, welche Plätze die beste Sicht auf die Bühne böten und welche Preiskategorien alternativ im Angebot seien.
Resultat: Auffällig war, dass nur die grösseren Postfilialen im Verkaufsraum separate Serviceinseln haben, wo auch Tickets verkauft werden – unabhängig vom normalen Kundenverkehr.
Dort aber, wo der Verkauf der Billette nur über die regulären Schalter läuft, halten die Beratungsgespräche zu Veranstaltungstickets den Kundenverkehr auf. Dann müssen sich die wartenden Kunden wie in Landquart in Geduld üben. Wie viele der rund 1300 Filialen mit Ticketverkauf diese separaten Serviceinseln haben, wollte die Post auf Anfrage des K-Tipp nicht sagen.
Hohe Gebühren auf Ticketverkauf
Ähnlich wie bei kleineren Poststellen verhält es sich bei den SBB. Dort gibt es die Veranstaltungstickets an den normalen Fahrkartenschaltern. Das führte auch bei der K-Tipp-Stichprobe zu zusätzlichen Wartezeiten. Die Bahnmitarbeiter waren – wie ihre Kollegen von der Post – immer sehr bemüht, den Kundenwünschen nachzukommen. Einigen war ein gewisses Unwohlsein angesichts der Warteschlange anzumerken.
Eine weitere Erkenntnis aus der Stichprobe: Bei Bahn- und Postmitarbeitern fehlte es oft an Wissen über Veranstaltungen und Veranstaltungsorte. Zudem zeigte sich, dass beim Kauf von Veranstaltungstickets via Post und Bahn hohe Gebühren anfallen (siehe Kasten). Bei den SBB kam noch hinzu, dass die Mitarbeiter oftmals zu den Konzerttickets auch noch eine «passende» Bahnreise verkaufen wollten.
Wie viele Tickets die Post für Sportveranstaltungen und Konzerte verkauft, wollte das Unternehmen nicht mitteilen.
Tickets: Bei Post und SBB teurer
Ticketbestellungen bei Vorverkaufsstellen von Post und SBB sind überteuert. Denn auf die Ticketpreise entfallen Auftragsgebühren – je nach Auftragswert bis zu 12 Franken. Man zahlt also noch mehr als an «normalen» Vorverkaufsstellen: Ticketcorner z. B. berechnet eine Servicegebühr von höchstens Fr. 1.90 pro Ticket.
Beispiel: Ein Ticket in der Kategorie 4 für die Musikshow «Basel Tattoo» kostet bei Ticketcorner Fr. 90.90. Der Kunde zahlt mit seiner Kreditkarte und druckt das Ticket zu Hause aus – ohne Zusatzkosten. Bei einer Vorverkaufsstelle von Post und SBB zahlt er zusätzlich zum Ticketpreis eine Auftragsgebühr von Fr. 5.50.
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