Die Preise sind geheim
In den letzten Jahren mussten Autohändler die Neuwagen-Preise senken. Umso mehr verlangen sie für Service und Reparaturen. Einige Garagisten halten sich zudem nicht ans Gesetz.
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K-Tipp 06/2014
26.03.2014
Letzte Aktualisierung:
20.11.2019
Marco Diener
Zuerst warben die Autohändler mit «Gratis»-Zusatzausstattungen auf Neuwagen. Dann mit dem Euro-Bonus. Und schliesslich senkten sie die Katalogpreise. In der Werkstatt langen sie immer noch zu. Die verrechneten Stundenlöhne liegen im Durchschnitt nur knapp unter 200 Franken. Und wer im Voraus etwas über die Kosten wissen möchte, der muss sich oft durchfragen.
Laut Preisbekanntgabe-Verordnung müssten die Preise aber angeschlagen sein. Das...
Zuerst warben die Autohändler mit «Gratis»-Zusatzausstattungen auf Neuwagen. Dann mit dem Euro-Bonus. Und schliesslich senkten sie die Katalogpreise. In der Werkstatt langen sie immer noch zu. Die verrechneten Stundenlöhne liegen im Durchschnitt nur knapp unter 200 Franken. Und wer im Voraus etwas über die Kosten wissen möchte, der muss sich oft durchfragen.
Laut Preisbekanntgabe-Verordnung müssten die Preise aber angeschlagen sein. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) präzisiert in einer Broschüre zuhanden der Garagisten: «Die Angaben müssen leicht zugänglich und gut lesbar sein.» Und zwar nicht nur die Preise für die Wartung nach Serviceheft, sondern auch für Arbeiten wie Abgastest, Radwechsel oder Mororreinigung.
Der K-Tipp wollte wissen, ob sich die Garagisten ans Gesetz halten. Er besuchte im Raum Bern die Vertretungen der zehn meistverkauften Automarken. Das Ergebnis:
- Alcadis am Nordring (Hyundai), Mercedes im Wankdorf, Löwen am Eigerplatz (Peugeot), Marti in Niederwangen (BMW): keine Preislisten angeschlagen. Auch auf Nachfrage konnten die Angestellten keine Preisliste zeigen.
- Belwag im Wankdorf (Opel) und Emil Frey in Ostermundigen (Toyota) haben zwar Preislisten. Allerdings fehlen einige der vorgeschriebenen Preise.
- Das Gleiche gilt für die Amag im Wankdorf (Audi, Škoda und VW). Zudem gibt die Amag nur «Ab»-Preise an. Das ist verboten.
- Vorbildlich: Garage D’ Alessandro an der Freiburgstrasse (Fiat).
Mercedes sagt, die Garantie sei so grosszügig, dass «die Kosten für Dienstleistungen zum grossen Teil entfallen». Trotzdem müssten die Preise angeschrieben sein. Bei älteren Autos ist die Garantie abgelaufen.
Speziell sind Amag-Preislisten. So dauert der Service für einen alten VW Polo «160 ZE». ZE heisst Zeiteinheiten. 100 ZE sind eine Stunde. Und 10 ZE kosten «ab 18.10 CHF». Der Kunde muss selber rechnen. Resultat: 160 ZE = ab Fr. 289.60.
Laut Seco ist es nicht erlaubt, «Minimalpreise anzugeben oder unbestimmte Angaben zu machen». Amag-Sprecher Dino Graf: Die Preislisten würden «basierend auf der im Januar 2014 herausgegebenen Verordnung» wo notwendig angepasst. Tönt gut. Nur: Die Verordnung stammt von 1978, ist also alles andere als neu.