Die Reise ans Meer kostet wieder mehr
Preisaufschläge für Ferien am Strand tun weh. Umso mehr lohnt es sich, Angebote zu vergleichen. Familien können beim gleichen Arrangement über 2000 Franken sparen.
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K-Tipp 4/2005
23.02.2005
Gery Schwager - gschwager@ktipp.ch
Bei der Präsentation ihrer neuen Badeferienkataloge haben es die beiden Branchenriesen Kuoni und Hotelplan ziemlich zurückhaltend formuliert: Anders als im Vorjahr sei 2005 nicht unbedingt mit sinkenden Preisen zu rechnen, liessen sie sinngemäss verlauten.
Man hätte es deutlicher sagen können: Strandurlauber müssen dieses Jahr teils happige Preisaufschläge gewärtigen. Das geht zumindest aus der Stichprobe des K-Tipp hervor, der sich auch heuer wieder in die Kataloge von Ne...
Bei der Präsentation ihrer neuen Badeferienkataloge haben es die beiden Branchenriesen Kuoni und Hotelplan ziemlich zurückhaltend formuliert: Anders als im Vorjahr sei 2005 nicht unbedingt mit sinkenden Preisen zu rechnen, liessen sie sinngemäss verlauten.
Man hätte es deutlicher sagen können: Strandurlauber müssen dieses Jahr teils happige Preisaufschläge gewärtigen. Das geht zumindest aus der Stichprobe des K-Tipp hervor, der sich auch heuer wieder in die Kataloge von Neckermann, Imholz, Hotelplan (inklusive M-Travel) und Kuoni (inklusive Helvetic Tours) vertieft hat.
Der Vergleich umfasst sieben Anlagen, die alle bei mehr als einem Veranstalter im Angebot sind (siehe Tabelle). Und er zeigt: 16 der insgesamt 23 berechneten Arrangements sind im Vergleich zum Vorjahr teurer geworden.
Aufschläge von über 15 Prozent
Für zwei August-Wochen im Club Royal Son Bou auf Menorca zum Beispiel zahlt eine vierköpfige Familie bei M-Travel und bei Neckermann 2005 über 15 Prozent mehr als letzten Sommer. Bei Helvetic Tours beträgt der Aufschlag im Fall des Suitehotels Fariones Playa auf Lanzarote 16 Prozent.
Mitverantwortlich für solche Preissprünge sind zuweilen veränderte Saisonzeiten. So fällt - im Unterschied zu 2004 - dieses Jahr sowohl beim Helvetic-Tours-Angebot auf Lanzarote als auch beim M-Travel-Arrangement auf Menorca sowie den Kuoni-Angeboten auf Gran Canaria und Djerba der Monatswechsel Juli/August in die teuerste Saison. Eine beziehungsweise zwei Wochen später sind all diese Arrangements deutlich preiswerter. Flexibilität punkto Reisetermin zahlt sich also aus.
Preisreduktionen gegenüber dem Vorjahr verzeichnet die Stichprobe nur in zwei Fällen: Hotelplan ist in Djerba, M-Travel in Rhodos günstiger geworden. Doch das allein heisst noch nicht viel: Denn in Rhodos ist Neckermann trotz eines Aufschlags um fast 16 Prozent rund 950 Franken billiger als M-Travel. Und in Djerba ist Hotelplan trotz des Abschlags teurer als Imholz.
Aktionspreise: Nur für 20 Prozent der Plätze
Damit zeigt sich auch, dass auf der Suche nach günstigen Badeferien Vergleiche zwischen mehreren Veranstaltern unerlässlich sind. Nicht selten geht es um beträchtliche Summen.
Auf Menorca zum Beispiel kosten zwei Wochen im Club Royal Son Bou für die vierköpfige Familie mit Imholz 2230 Fanken weniger als mit Helvetic Tours. Die Differenz vergrössert sich um weitere 150 Franken, wenn man bei Helvetic Tours nicht mehr zum «Aktionspreis» - diesen gibt es nur für rund 20 Prozent der Plätze - buchen kann. Ähnlich teurer werden unter dieser Bedingung auch die andern Helvetic-Tours-Arrangements.
Wer ab Basel fliegt, fliegt günstiger
Übrigens: Imholz hat nicht nur auf Menorca die Nase vorn, sondern wartet auch auf Ibiza, Gran Canaria, Kreta und Djerba mit dem günstigsten Angebot auf. Neckermann ist «nur» noch auf Lanzarote und Rhodos Preisführer.
Allfällige Frühbucherrabatte sind in der Stichprobe nirgends berücksichtigt. Sie betragen je nach Veranstalter und Destination bis 130 Franken pro Person und Woche. Gewährt werden sie - falls überhaupt - meist bis Ende März, teils noch länger.
Neben dem Buchungszeitpunkt kann sich aber auch die Wahl des Abreiseflughafens auf den Preis auswirken. Die vorliegenden Imholz-Arrangements zum Beispiel werden allesamt etwas teurer, wenn man Zürich-Kloten statt Basel-Mulhouse zum Ausgangspunkt der Reise macht.
Zudem müssen Imholz-Kunden das Bahnbillett von ihrem Wohnort zum Flughafen und zurück neu separat berappen - Helvetic-Tours-Kunden ebenfalls. Somit ist dieses Ticket jetzt bei keinem Veranstalter mehr im Arrangementpreis enthalten. Die Parkhausbetreiber an den Flughäfen wirds freuen.
Der Verdacht: Reisebüros kassieren zu hohe Gebühren
Wer in die Badeferien fliegt, bezahlt mit dem Arrangement auch Flughafengebühren - und dürfte dafür oft zu tief in die Tasche greifen.
88 Franken pro Person verrechnen Hotelplan und Kuoni jenen Kunden an Flughafen- und Sicherheitstaxen, die Arrangements auf Kreta oder Rhodos mit Reisestart in Zürich-Kloten buchen. In den anderen K-Tipp-Stichproben (Djerba, Balearen, Kanarische Inseln) sind es 66 Franken pro Person.
Doch die von den Flughäfen effektiv erhobenen Taxen liegen tiefer: Sie betragen für Retourflüge ab Zürich nach Rhodos oder Kreta Fr. 70.55, auf die Balearen oder die Kanarischen Inseln Fr. 47.65 sowie nach Djerba Fr. 44.30. Das lässt vermuten, dass Reiseveranstalter unter dem Titel «Flughafen- und Sicherheitstaxen» ein hübsches Sümmchen in die eigenen Kassen fliessen lassen.
Die Veranstalter verneinen dies und schieben den schwarzen Peter weiter: Die Taxen würden von den Airlines vorgegeben und so weiterverrechnet, sagt Kuoni-Sprecherin Eve Baumann. Und Hotelplan-Vertreter Hans-Peter Nehmer erklärt, die verrechnete Summe umfasse eben nicht nur die eigentlichen Flughafen- und Sicherheitstaxen. Sie schliesse auch Prämien für Kriegsrisikoversicherungen der Fluggesellschaften sowie Abgaben an die Flughäfen für die Infrastruktur-Benützung am Check-in ein.
Gegenüber der «Sonntagszeitung» hat die Zürcher Flughafenbetreiberin Unique allerdings bestritten, solche Abgaben zu erheben. Damit bleibt der Bereicherungsverdacht an die Adresse der Veranstalter bestehen.
Ebenso der Verdacht auf Absprache: Hotelplan und Kuoni verrechnen ihren Kunden exakt die gleichen, (zu) hohen Taxen. Doch auch hier winken sowohl Baumann als auch Nehmer ab: «Es gab und gibt keine Absprachen mit Mitbewerbern.»
Jetzt interessieren sich auch die Behörden für die Angelegenheit. Laut «Sonntagszeitung» ist das Bundesamt für Zivilluftfahrt daran, mit Preisüberwacher und Wettbewerbskommission das amtliche Vorgehen festzulegen.
Übrigens: Was Imholz und Neckermann an Taxen einfordern, ist im Katalogpreis zwar enthalten, in der Höhe aber unklar. Beide weisen die Gebühren nicht separat aus - und gaben deren konkrete Höhe auch dem K-Tipp nicht bekannt.
Sämtliche Preise (in Franken, ohne Frühbuchungsrabatte) beziehen sich auf zweiwöchige Arrangements im August für eine vierköpfige Familie (zwei Erwachsene und zwei Kinder, 5- und 7-jährig). Sie enthalten Unterkunft mit Halbpension, Flüge, Flughafen- und Sicherheitstaxen sowie die Annullierungskosten-Versicherung (bei Hotelplan, M-Travel, Imholz und Neckermann inkl. Reisezwischenfall-Versicherung). Neckermann-Preise wurden umgerechnet. Kurs: 1 Euro = Fr. 1.57 (2005 und 2004) bzw. Fr. 1.50 (2003).
* inkl. Bahnbillett (2. Kl.) Wohnort-Flughafen retour 1 ab Base- 2 ab Zürich 3 ab Friedrichshafen (D)