Viele Hobbygärtner träumen von einem pflanzenumrankten Balkon. Doch das kann schiefgehen, wenn Standort und Pflanzen nicht zusammenpassen. Die gute Nachricht: Es gibt eine grosse Auswahl von Gewächsen, die am richtigen Standort ihre volle Pracht entfalten. Die Pflanzenspezialistin Elisabeth Jacob von der Blattgrün-Gärtnerei im Park in Rifferswil ZH erklärt, wie man mit der richtigen Pflanzenwahl aus einer öden Terrasse eine blühende Insel macht.
Sonniger Balkon (Südausrichtung)
Solche Terrassen sind besonders anspruchsvoll, da häufig und viel gegossen werden muss. Ist kein Wasseranschluss in der Nähe, empfiehlt es sich, grosse Pflanzentöpfe zu verwenden, die viel Feuchtigkeit speichern können. Doch Vorsicht: Der Behälter sollte im richtigen Verhältnis zur Pflanze stehen: In übergrossen Töpfen ist die Gefahr des «Ersäufens» oder von Staunässe gross.
Für sonnige Balkone gut geeignet sind hitzetolerante Sorten der mediterranen Art, zum Beispiel Kräuter wie Lavendel, Rosmarin, Thymian, Oregano, Heiligenkraut (Santolina), Currykraut, Salbei, Zitronenverbene. Generell gut gedeihen graulaubige oder stachelige Pflanzen wie Kakteen und Sukkulentenarten, zum Beispiel Aloe oder Agaven. Von den Nutzpflanzen schätzen Tomaten viel Sonne. Aber sie müssen vor Regen geschützt stehen, sonst werden sie schnell krank. Gut geeignet sind Südbalkone auch für Kürbisse, Zucchetti, Artischocken oder Kardy, eine essbare Riesendistel.
Nur bedingt geeignet für stark besonnte Standorte sind Kletter- und Hängepflanzen. Zudem brauchen sie meistens eine Stange oder ein Gitter als Kletterhilfe. Auch Bohnen, Salate und andere Blattpflanzen sollte man nicht anpflanzen. Sie werden schnell verbrannt und von Läusen befallen – und sind dann ungeniessbar.
Tipp: Gräser, die Trockenheit lieben, sehen in grossen Töpfen auch im Herbst und Winter schön aus.
Halbschattiger Balkon (Nordost oder Nordwest)
Auf solchen Balkonen kann man fast alles pflanzen. Zudem hält sich der Aufwand fürs Giessen in Grenzen. Als halbschattige Standorte gelten auch nach Süden gerichtete Balkone, die durch ein hohes Gebäude oder Bäume vor der prallen Mittagssonne geschützt sind.
Gut geeignet für halbschattige Balkone ist das meiste Gemüse. Auch Kräuter und mediterrane Pflanzen entwickeln sich unter diesen Standortbedingungen gut. Das gilt besonders für Duftpflanzen wie Minzen, Duftnesseln (Agastache), Indianernessel (Monarda) und Bergminze (Calamintha). Auch Basilikum wächst an halbschattiger Lage viel besser als an einem durchwegs sonnigen Standort.
Halbschattige Balkone sind auch ein guter Standort für Kletterpflanzen wie Winden, Schwarzäugige Susanne, Bohnen und Hopfen, bei dem nur die weiblichen Pflanzen Früchte bilden. Beim Kauf sollte man auf Mehrjährigkeit achten.
Schön wachsen zudem einige Clematisarten oder die einheimische Zaunrübe. Ihr Plus ist ein kräftiger Wuchs. Vorsicht mit Kleinkindern im Haushalt: Die Beeren der Zaunrübe sind giftig. Ist viel Platz vorhanden, entwickelt sich die breitblättrige Platterbse (Lathyrus latifolius) schön. Wird es ihr zu eng, neigt sie allerdings zum Wuchern.
Tipp: An halbschattigen Standorten kann man auch Nutzpflanzen wie Süsskartoffeln, Erdnüsse, Quinoa, Japanische Petersilie und Hängeerdbeeren ausprobieren.
Schattiger Balkon
Terrassen, die wenig Sonne bekommen, sind besser als ihr Ruf. Wenn sie zwar keine Sonne, aber genügend Licht haben, lässt sich ganz Unterschiedliches pflanzen.
Geeignet sind Kräuter wie Basilikum, viele Sorten Minzen, Melissen, Schnittlauch, Schnittknoblauch und Peterli. Perfekt sind auch Schattenstauden wie Funkien in allen Grössen sowie Farne und Gräser. Auch Blütenpflanzen für sonnige und halbschattige Lagen gedeihen gut. Ebenso Kletterpflanzen wie Clematis, Hopfen, Zaunrübe, Kletterhortensie und Efeu.
Vorsicht: Kletterhortensie und Efeu bilden Haftwurzeln. Sie benötigen zwar keine Kletterhilfe, hinterlassen jedoch Spuren auf Mauern.
Nicht geeignet für schattige Standorte sind mediterrane Kräuter, Sukkulenten und Kakteen.
Nicht alles passt auf den Balkon
Bei der Bepflanzung von Balkonen sollte man einige Punkte beachten. Die wichtigsten Tipps.
Einheimische Pflanzen wählen
Wählen Sie wenn möglich einheimische Pflanzen. Lassen Sie sich im Fachgeschäft beraten – Tipps und Anleitungen im Internet sind oft unbefriedigend und widersprüchlich. Vorsicht: In Gartencentern werden oft invasive Neophyten empfohlen: Das sind eingeschleppte Pflanzen, die einheimische Arten gefährden. Das ergab eine Stichprobe der TV-Sendung «Kassensturz» (K-Tipp 10/2019). Solche Pflanzen sind bei Naturgärtnern verpönt und teils auch verboten. Neophyten müssten mit einem entsprechenden Warnhinweis gekennzeichnet sein. Das war in der «Kassensturz»-Stichprobe jedoch nicht immer der Fall.
Auf stark wuchernde Pflanzen verzichten
Pflanzen wie Glyzinie, Knöterich und Trompetenwinde haben einen so starken Wuchs, dass sie ganze Regenrinnen losreissen können. Auf Balkonen richten sie möglicherweise Schäden an Geländern, Fassaden oder Fensterläden an.
Nicht ausschliesslich Gemüse anpflanzen
Ein Selbstversorgerbalkon mit Gemüse und Kräutern ist eine eher unrealistische Vorstellung. Wer nur auf Gemüse setzt, lädt zudem Schädlinge geradezu ein, weil es auf Balkonen meist zu wenig stark windet. Setzen Sie stattdessen auf einen Mix mit Kräutern, Blumen und ein wenig Gemüse. Und beachten Sie die unterschiedlichen Blütezeiten.
Pflegeleichte Sorten bevorzugen
Pflanzen Sie einfach zu pflegende Arten an, also keine Zitrusfrüchte oder Palmen.
Für Topfpflanzen solide Gefässe verwenden
Wählen Sie für Topfpflanzen Gefässe mit grossem Volumen, aber im richtigen Verhältnis zur Grösse der Pflanze.
Bei Blütenpflanzen auf die Vielfalt achten
Wählen Sie möglichst unterschiedliche Blütenpflanzen. Das unterstützt die Artenvielfalt und hilft den Insekten.
Gewächse nach dem Anpflanzen beobachten
Achten Sie darauf, wie sich die Pflanzen entwickeln. Je nachdem brauchen sie mehr oder weniger Wasser, Dünger oder einen Rückschnitt.
Beim Düngen auf die richtige Dosis achten
Düngen ist bei Topfpflanzen Pflicht. Entscheidend ist die richtige Dosis: Zu viel fördert Krankheiten, zu wenig schwächt die Pflanzen.