«Die Spaghetti abbestellt»
Fast täglich landen in den Briefkästen Einladungen zu einem kostenlosen Essen. Wer sich darauf einlässt, muss mit unangenehmen Überraschungen rechnen.
Inhalt
K-Tipp 12/2004
16.06.2004
Der Zweck solcher Einladungen ist immer der Gleiche: Die Gratisverpflegung ist in erster Linie ein Vorwand, um Gewinnerinnen und Gewinner an eine Verkaufsveranstaltung zu locken. Dort drehen ihnen aggressive Verkäufer Waren an. Als Zückerchen gibt es oft Reisen ins Ausland zu gewinnen.
Die bekanntesten Vertreter dieser umstrittenen Branche heissen Comfort/Panorama, Edelweiss/Ferdinand Kaufmann, IGT, Promotion-Team, ProSwi, Pro Vitalis und Sun-Tours.
Auf dieser Seite beric...
Der Zweck solcher Einladungen ist immer der Gleiche: Die Gratisverpflegung ist in erster Linie ein Vorwand, um Gewinnerinnen und Gewinner an eine Verkaufsveranstaltung zu locken. Dort drehen ihnen aggressive Verkäufer Waren an. Als Zückerchen gibt es oft Reisen ins Ausland zu gewinnen.
Die bekanntesten Vertreter dieser umstrittenen Branche heissen Comfort/Panorama, Edelweiss/Ferdinand Kaufmann, IGT, Promotion-Team, ProSwi, Pro Vitalis und Sun-Tours.
Auf dieser Seite berichten K-Tipp-Leserinnen und -Leser, was sie mit solchen Firmen und deren Angeboten erlebt haben.
Eine Kollegin hat bei Sun-Tours eine Reise gewonnen und mich zur Preisübergabe mitgenommen. Was wir erleben mussten, ist eine Frechheit sondergleichen. 45 Minuten lang wurde uns eingetrichtert, wir hätten es hier mit einem seriösen Reiseveranstalter zu tun. Während der nächsten 45 Minuten wurde die Reise in die Türkei vorgestellt. Da war es bereits 21 Uhr - und das versprochene Abendessen (ein Teller Tomatenspaghetti) noch lange nicht in Sicht.
Dann stellte sich heraus, dass die angeblichen Gewinner massiv zur Kasse gebeten werden: Einzelzimmerzuschlag, Buchungsgebühr und Flughafentaxen summierten sich auf über 300 Franken. Und wer nicht zwischen November und Februar reisen kann, zahlt nochmals drauf.
Die Teilnehmer, die das durchschaut haben, reklamierten zu Recht. Ihnen gegenüber wurde der «Prediger» von Sun-Tours sehr ausfällig, er bestellte demonstrativ ihr Nachtessen ab und schickte sie mit ehrverletzenden Ausdrücken aus dem Saal.
Wir liessen uns von Pro Vitalis für eine «Preisübergabe mit gutbürgerlichem Essen» einladen. Mit meinen gut 50 Jahren war ich mit Abstand die Jüngste im Saal. Der Verkäufer stellte sich als Jürgen vor, Nachnamen hat er wohl keinen. Überheblich und aufdringlich versuchte er, Pfannen, Magnetfeldauflagen für Matratzen, Kissen oder Magnetarmbänder zu verkaufen.
Mich ärgert es, dass solche Veranstalter vorwiegend ältere Leute anpeilen, die sich nicht gegen die wortgewandten Verkäufer wehren können. Stellt jemand Fragen, heisst es gleich, er könne ja gehen.
Das versprochene Essen (nach zwei langen Stunden Ausharren) bestand aus einem Teller Tomatenspaghetti; wir haben verzichtet.
Anna-Marie Kindler, Zürich
Bei Panorama-Reisen hatte ich einen Tagesausflug gewonnen. Um 7 Uhr sollte ich bei der Post abgeholt werden. Doch man liess mich buchstäblich im Regen stehen. Auf der Telefon-Hotline hiess es: «Anrufe von Ihrem Standort werden nicht entgegengenommen.»
Von der IGT GmbH war ich aufgeboten worden, mich um 7.50 Uhr auf dem Orpundplatz in Biel einzufinden; ich hatte eine Tagesfahrt in den Süd-Schwarzwald gewonnen. Ich habe mehr als zwei Stunden gewartet - vergeblich. Zum Trost habe ich eine CD erhalten.
Wir haben bei Pro Vitalis einen Gutschein für eine Reise nach Paris gewonnen. Während der ganzen Anfahrt mit dem Bus war unklar, in welchem Hotel wir übernachten würden; die Reiseleitung war miserabel und überhaupt nicht hilfsbereit. Die Dame hatte nur eines im Sinn: Uns die Halbpension und Exkursionen zu verkaufen.
Wir landeten schliesslich in einem Loch in Grigny, 19 Kilometer ausserhalb von Paris. Was für eine Gegend! Als wir ankamen, war das Hotelrestaurant geschlossen. Der Wirt riet uns, das Hotel nur in Gruppen zu verlassen.
Das Zimmer war ein Schock. Wir hatten blutverschmierte Leintücher und Gummibärchen unter dem Bett, der Duschkopf war abgebrochen, die Fugen in der Dusche waren grau.
Wir haben es dann vorgezogen, selber ein Hotel direkt in Paris zu suchen. So konnten wir auch die Werbeveranstaltungen umgehen, die man besuchen sollte. Zu Hause hatte man uns versichert, es sei keine Werbereise.
Und zu guter Letzt: Auf unsere schriftliche Reklamation bei Pro Vitalis haben wir nie eine Antwort erhalten.
Gaby und Bruno Ginggen, St. Stephan
Mit Pro Vitalis war ich in Spanien. Es war verheerend. Die Heizung im Bus war defekt, es hatte keine Wolldecken (im Februar!). Das Hotel war im Prinzip noch nicht geöffnet, also auch nicht gelüftet und voller Dreck, die Duschen waren defekt, teilweise fehlten Türschlösser, es gab kein warmes Wasser. Man verkaufte uns die Halbpension mit der Lüge, im Dorf wären alle Restaurants geschlossen. Auf der Rückreise in die Schweiz hatten wir nur einen Chauffeur.