Dieser Hausbesuch hätte für Daniela Stauffer teuer werden können: In ihrer Wohnung in Buchs AG war eine Store kaputt. Auf der Suche nach einem Handwerker stiess Stauffer im Internet auf das Unternehmen Klinso GmbH in Lenzburg AG. Sie fragte dort für die Reparatur der Store an.
Wenige Tage später kamen zwei Monteure der Firma vorbei und untersuchten den Schaden. Nach einer kurzen Besichtigung kamen sie zum Schluss, es liege ein Totalschaden vor – die Store müsse inklusive Motor ersetzt werden. Die Klinso GmbH erstellte dafür eine Offerte. Preis für den Storenersatz und die Montage: 2300 Franken.
Daniela Stauffers Vater betrieb jahrelang selber eine Storenfirma. Sie erachtete die Offerte der Klinso GmbH als viel zu hoch, lehnte sie ab und beauftragte für die Reparatur eine andere Firma. Deren Monteur ersetzte defekte Teile und stellte den Motor der Store neu ein. Das kostete insgesamt 370 Franken.
Darauf erhielt Daniela Stauffer auch von Klinso eine Rechnung: 54 Franken für die Auftragsabwicklung, 71 Franken für einen angeblichen Reparaturversuch und je eine Anfahrtspauschale von 48 Franken für die zwei Monteure. Inklusive Mehrwertsteuer hätte Stauffer total 238 Franken zahlen sollen.
Grundsätzlich sind Offerten kostenlos
Stauffer weigerte sich, die Rechnung zu bezahlen. Denn die Mitarbeiter der Klinso hatten sie nicht darauf aufmerksam gemacht, dass das Erstellen der Offerte und der «Reparaturversuch» kostenpflichtig seien. Karl Kümin, Leiter Recht des K-Tipp, sagt dazu: «Offerten sind grundsätzlich kostenlos – es sei denn, zwischen den Vertragsparteien ist etwas anderes vereinbart worden.» Das war in diesem Fall nicht geschehen.
Die Klinso Gmbh ging bei anderen Kunden ähnlich vor. Guido Fehlmann aus Lenzburg AG etwa sandte der Firma im Voraus Fotos seiner beschädigten Store zu. Vor Ort kamen die Monteure nach kurzer Besichtigung zum Schluss: Die Store sei nicht reparierbar. Auch Fehlmann erhielt eine Rechnung über 238 Franken. Die angeblich nicht mehr zu rettende Store reparierte Fehlmann danach selber – mit Ersatzteilen aus dem Baumarkt.
Stefan Widmer, Ladenbesitzer in Lenzburg, erhielt von der Klinso eine Offerte in der Höhe von knapp 2000 Franken. Das war ihm zu teuer, er lehnte ab. Auch ihm stellte die Klinso schliesslich eine Rechnung über 259 Franken. In Bewertungen des Unternehmens bei Google finden sich weitere Kunden, die mit der Storenfirma das Gleiche erlebten.
Vorgehen der Klinso ist nicht branchenüblich
Gegenüber dem K-Tipp kritisiert der Verband führender Storenfachbetriebe das Vorgehen der Klinso. Der von der Firma angegebene Stundenlohn von 140 Franken sei sehr hoch. Üblich seien 92 bis 128 Franken. Laut Verband ist es zudem nicht branchenüblich, dass eine Firma zwei Mitarbeiter fürs Erstellen einer Offerte oder das Begutachten eines Schadens vorbeischicke.
Die Klinso GmbH hält auf Anfrage zu den Vorwürfen fest, bei den beschriebenen Fällen habe es sich «um kostenpflichtige Reparaturaufträge» gehandelt. Die Kunden hätten das gewusst. Die Aufträge seien ausgeführt worden. Offerten der Klinso seien kostenlos. Der «leicht höhere Stundenansatz» der Firma sei in «der Qualität der Arbeit und dem schnellen Service» begründet.