Die Stromfresser sind längst nicht ausgerottet
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K-Tipp 12/2000
14.06.2000
Elektroapparate: Die Gerätebranche mobilisiert zu wenig Energie, um den Stromverbrauch zu reduzieren.
Generös hatte sich die Branche einst bereit erklärt, den Stromverbrauch von Elektrogeräten freiwillig zu senken. Und das Resultat? "Sehr mager", kritisiert die Stiftung für Konsumentenschutz.
Simonetta Sommaruga ist der Geduldsfaden gerissen. Die SP-Nationalrätin und Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) fordert vom Bundesrat in einer Motion unmissve...
Elektroapparate: Die Gerätebranche mobilisiert zu wenig Energie, um den Stromverbrauch zu reduzieren.
Generös hatte sich die Branche einst bereit erklärt, den Stromverbrauch von Elektrogeräten freiwillig zu senken. Und das Resultat? "Sehr mager", kritisiert die Stiftung für Konsumentenschutz.
Simonetta Sommaruga ist der Geduldsfaden gerissen. Die SP-Nationalrätin und Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) fordert vom Bundesrat in einer Motion unmissverständlich, "für das Inverkehrbringen von elektrischen und elektronischen Geräten verbindliche Verbrauchszielwerte zu erlassen".
Der Grund: Um den Stromverbrauch zu reduzieren, hatten Hersteller und Importeure von Elektrogeräten zwischen 1993 und 1995 in freiwilligen Vereinbarungen mit dem Bund so genannte Verbrauchszielwerte für diverse Produktekategorien festgelegt. Ziel war es, dass nach einer bestimmten Frist in jeder Kategorie 95 Prozent der verkauften Geräte dem entsprechenden Wert genügen.
SKS fordert: Der Bund soll Zähne zeigen
Das Resultat war ernüchternd: Keine einzige Gerätekategorie vermochte die Vorgaben bis Ende 1997 zu erfüllen. Bei den Druckern lag die Erfolgsquote gar bei brutalen 0 Prozent. Und da, wo die Frist zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgelaufen war, bestand kaum mehr Grund zur Hoffnung.
Für Simonetta Sommaruga ist deshalb klar: Der Bund muss die maximalen Stromverbrauchswerte der einzelnen Elektrogerätekategorien verbindlich festschreiben. Tatsächlich sieht das Energiegesetz diesen Schritt vor. "Zeigt sich Bern jetzt nicht entschlossen", so die Konsumentenschützerin, "wird dieses Gesetz völlig unglaubwürdig."
Ob der Bund das auch so sieht und Zähne zeigt, ist allerdings fraglich. Das Bundesamt für Energie (BFE) meint vorerst nur, man erarbeite "zusammen mit der Wirtschaft eine Strategie, um den Geräte-Energieverbrauch weiter zu senken". Im Vordergrund stünden folgende Massnahmen:
° eine konsequente Stromverbrauchsdeklaration bei allen Elektrogeräten (siehe Kasten );
° die Selbstverpflichtung der Hersteller und Importeure, ineffiziente Geräte zu eliminieren;
° ein Förderprogramm für effiziente Geräte.
Zu der im Energiegesetz vorgesehenen Möglichkeit, Vorschriften über den Gerätestromverbrauch zu erlassen, erklärt das BFE immerhin: "Wir prüfen ernsthaft die Einführung von Mindestanforderungen." Solche stehen laut Thomas Lang, Bereichsleiter elektrische Geräte im BFE, für alle Gerätekategorien zur Diskussion und richten sich zum Teil nach entsprechenden Reglementen der EU.
Wie weit die neuen Anforderungen - so sie denn überhaupt kommen - strenger oder lascher wären als die bisherigen Verbrauchszielwerte, ist beim BFE derzeit allerdings nicht in Erfahrung zu bringen. Erste Hinweise könnte ein Treffen zwischen Vertretern des BFE und der im März gegründeten Energie-Agentur Elektrogeräte geben, das möglicherweise noch diesen Monat stattfindet. Der Energie-Agentur gehören neben anderen der Fachverband Elektroapparate für Haushalt und Gewerbe (FEA) sowie der Wirtschaftsverband der Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik (Swico) an.
Radikale Schritte sind von diesem Treffen jedoch nicht zu erwarten. Denn sowohl das BFE als auch FEA und Swico sind mit dem bisher Erreichten offenbar recht zufrieden.
Auch wenn die Elektrogerätebranche die Ziele teils klar verfehlte, darf man laut BFE-Vertreter Lang nicht vergessen, dass "die Anstrengungen der Industrie in den meisten Produktekategorien zu deutlichen Reduktionen des Energieverbrauchs geführt haben". Zudem habe man vor allem bei den Bürogeräten die Verbrauchszielwerte sehr ambitiös angesetzt.