Strom kam die Haushalte in den vergangenen zwei Jahren teuer zu stehen. Denn die meisten Schweizer Elektrizitätswerke hatten ihre Preise zweimal in Folge stark erhöht: per 2023 im landesweiten Durchschnitt um 27 Prozent und per 2024 nochmals um 18 Prozent. Für Haushalte mit einem typischen Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden bedeutete das je nach Gemeinde Mehrkosten von einigen 100 bis weit über 1000 Franken pro Jahr («Saldo» 16/2023 und 14/2022).
Die Elektrizitätswerke begründeten ihre teilweise massiven Aufschläge hauptsächlich mit stark gestiegenen Beschaffungskosten. Tatsächlich war zum Beispiel der Handelspreis für «Stromlieferungen im Folgejahr» Mitte 2022 an den europäischen Strombörsen auf rund 1000 Euro pro Megawattstunde geklettert. Ende August 2024 betrug dieser Preis aber nur noch rund 90 Euro, ziemlich genau gleich viel wie vor drei Jahren. Über den gesamten Sommer hinweg war er 2024 durchschnittlich nur etwa 17 Prozent höher als 2021.
Dürfen Haushalte also damit rechnen, dass ihr Strom nächstes Jahr deutlich günstiger ist und nur noch etwa 10 bis 20 Prozent mehr kostet als 2022? Die Antwort lautet: Nein. Das zeigt eine Stichprobe des K-Tipp bei 40 Elektrizitätswerken. Sie stützt sich auf die von der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom) vor kurzem veröffentlichten Preise der rund 600 Stromlieferanten in der Schweiz fürs nächste Jahr.
Tarife im Vergleich zu 2022 immer noch hoch
Bei 37 der 40 Lieferanten zahlen Haushalte 2025 für ihren Verbrauch an Strom zwar etwas weniger als im laufenden Jahr – doch bei 34 sind es immer noch 25 bis 93 Prozent mehr als 2022. Und für die elektrische Energie allein, ohne Netznutzungskosten und Abgaben, verlangen 8 der 40 Werke nächstes Jahr weiterhin mehr als doppelt so viel wie 2022: nämlich die Genossenschaft Elektra Rapperswil BE, die Stadtwerke Wetzikon ZH, die Elektra Genossenschaft Oberlunkhofen AG, die Werke am Zürichsee (Küsnacht ZH), die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), Thurplus in Frauenfeld, Energie Uster ZH und die Städtischen Betriebe Olten SO.
Der K-Tipp wollte von diesen acht Elektrizitätswerken wissen, weshalb ihr Energietarif für Haushalte nicht stärker sinkt, wenn doch die gesunkenen Handelspreise für Strom deutlich günstigere Einkäufe ermöglichen. Zwei Lieferanten blieben eine Antwort schuldig. Die anderen sechs verwiesen auf ihre Beschaffungsstrategie, wonach Stromkäufe gestaffelt über zwei bis drei Jahre im Voraus erfolgten.
So schreiben etwa die Stadtwerke Wetzikon ZH: «Die Energie für das Tarifjahr 2025 wurde im Zeitraum 2022 bis 2024 eingekauft. Das Tarifjahr 2025 enthält somit noch einige Beschaffungstranchen aus dem Hochpreisjahr 2022.» Erst im Tarifjahr 2026 sei das nicht mehr der Fall. bei Bei der gewählten Beschaffungsstrategie würden sich sinkende oder steigende Grosshandelspreise stets verzögert und geglättet im Energietarif für Endkunden niederschlagen.
Wenig betroffen von Preissprüngen im Stromhandel sind die Kunden jener Lieferanten, die ihren Strom zu grossen Teilen in eigenen Kraftwerken produzieren, ihn also nicht einkaufen. Entsprechend schwankten die Haushaltstrompreise zum Beispiel beim Stadtzürcher EWZ und beim Kantonalen Elektrizitätswerk Nidwalden seit 2022 nur wenig. Beide zählen auch 2025 zu den günstigsten Werken in der Stichprobe des K-Tipp.
Grösster Preisabschlag in der Zentralschweiz
Die deutlichste Tarifsenkung für 2025 kündigen die Zentralschweizer CKW an. Für Haushalte in ihrem Versorgungsgebiet sinkt die Stromrechnung demnach um über 27 Prozent auf 915 Franken – und damit etwa auf den Stand von 2022. Wesentlicher Grund sind laut CKW die stark gesunkenen internationalen Energiepreise.
Es geht also doch. Nur: Mit einer Preisreduktion von gut 27 Prozent gegenüber 2024 befinden sich die CKW ziemlich allein auf weiter Flur. Laut Elcom sinken die Haushaltstrompreise im Mittel nur um rund 10 Prozent – und damit weit weniger stark, als sie in den zwei Jahren zuvor aufgeschlagen hatten.
Die Tarife der Stromlieferanten für 2025 liegen erst seit wenigen Tagen vor. Die Elcom als Aufsichtsbehörde muss sie noch überprüfen. Sie sollte dieses Mal sehr genau hinschauen.
Tabelle mit allen 40 Elektrizitätswerken