«Die Supra hat mich schwer enttäuscht»
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K-Tipp 16/2001
03.10.2001
Jwan Goll muss 3000 Franken zahlen, weil er die falsche Kasse wählte
Viele Krankenkassen-Kunden haben den Zusatz «Allgemeine Abteilung ganze Schweiz». Das heisst aber nicht, dass diesen Versicherten jedes Spital offen steht.
Ernst Meierhofer emeierhofer@ktipp.ch
Wer bei seiner Krankenkasse nur die obligatorische Grundversicherung hat, sollte bei der Wahl des Spitals vorsichtig sein. Am besten lassen sich Grundversicherte nur in öffentlichen Spitä...
Jwan Goll muss 3000 Franken zahlen, weil er die falsche Kasse wählte
Viele Krankenkassen-Kunden haben den Zusatz «Allgemeine Abteilung ganze Schweiz». Das heisst aber nicht, dass diesen Versicherten jedes Spital offen steht.
Ernst Meierhofer emeierhofer@ktipp.ch
Wer bei seiner Krankenkasse nur die obligatorische Grundversicherung hat, sollte bei der Wahl des Spitals vorsichtig sein. Am besten lassen sich Grundversicherte nur in öffentlichen Spitälern in ihrem Wohnkanton behandeln - oder allenfalls in Privatspitälern mit anerkannter allgemeiner Abteilung. Sonst droht Ungemach.
Bei den Grundversicherten zahlt nämlich die Kasse nur so viel, wie die allgemeine Abteilung im Wohnkanton kostet. Wer hingegen «fremdgeht» (das ist erlaubt) und ausserkantonal ein teureres Spital erwischt, muss auch als Allgemeinversicherter die Differenz selber zahlen - ausser in Notfällen oder wenn die adäquate Behandlung im Wohnkanton gar nicht möglich ist.
Für viele Grundversicherte genügt das. Jwan Goll aus Pregassona TI hingegen gab sich damit nicht zufrieden. Er hatte für sein lädiertes Knie in Zürich einen guten Arzt gefunden und wollte sich von ihm operieren lassen.
Für solche Fälle gibt es bei den Krankenkassen die Zusatzversicherung «Allgemeine Abteilung ganze Schweiz». Sie kann auch in Randregionen nützlich sein, wo das Kantonsspital des Nachbarkantons näher liegt als das des eigenen Kantons.
Diese relativ billige Zusatzversicherung (oft im Paket mit anderen Leistungen) zahlt jenen Teil der Rechnung, der den Tarif der Grundversicherung übersteigt. Jwan Goll hatte eine solche Zusatzversicherung bei der Supra - und wurde trotzdem enttäuscht. Die Supra weigerte sich, die Mehrkosten für die Operation in der Zürcher Schulthess-Klinik zu zahlen.
Bitteres Fazit für Jwan Goll: Er muss 3000 Franken selber zahlen. «Die Supra hat mich mit ihrer kleinlichen Haltung sehr schwer enttäuscht», klagt er.
Der Grund: Es gibt verschiedene Kategorien von Spitälern und die Krankenkassen können ihre Konditionen bei den Zusatzversicherungen frei festlegen.
Die Supra (gemäss Eigenwerbung «führend») ist da sehr restriktiv; sie schreibt in ihren Bedingungen, ausserkantonal sei man nur versichert auf der allgemeinen Abteilung eines «öffentlichen Spitals». Die Schulthess-Klinik ist aber kein rein öffentliches Spital, sondern eine Privatklinik, die auf der Spitalliste des Kantons steht und Subventionen erhält.
Damit wird klar: Wer den Zusatz «Allgemeine Abteilung ganze Schweiz» versichert hat, muss die Bedingungen genau studieren - sonst drohen böse Überraschungen:
- Am besten fahren Versicherte, deren Krankenkasse bei den Spitälern gar keine Einschränkungen macht. Von den 14 grössten Krankenkassen bieten nur Helsana und Visana diese Volldeckung; hier dürfen Versicherte in jedes ausserkantonale Spital, so lange es eine allgemeine Abteilung hat.
- Fast so gut sind Kassen, die lediglich voraussetzen, dass das betreffende Spital mit allgemeiner Abteilung auf der Kantonsliste der anerkannten Spitäler sein muss; das ist bei den meisten Spitälern der Fall. Zu diesen Kassen gehören EGK-Gesundheitskasse und Wincare.
- Für die Versicherten problematischer sind Kassen, die zusätzlich verlangen, dass das betreffende Spital einen Tarifvertrag mit der Kasse hat. Das wird beispielsweise im Kanton Bern mit seinen vielen Privatkliniken zum Problem. Viele dieser Spitäler stehen zwar auf der Kantonsliste, haben aber noch keinen Tarifvertrag. Auf die Versicherten von Concordia, CSS, Groupe Mutuel, Intras, KPT, Krankenkasse SBB, Sanitas und Swica könnten in einem solchen Fall ungedeckte Kosten zukommen.
- Nebst der Supra zahlt auch die Assura in der Zusatzversicherung Complementa Plus nur die öffentlichen Spitäler. Schnippisch bemerkt die Swica dazu: «Es bestätigt sich einmal mehr, dass gewisse Billiganbieter eine weniger umfassende Versicherungsdeckung anbieten.»
Deshalb der wichtige Tipp für Versicherte: Reden Sie unbedingt mit Ihrer Kasse, bevor Sie sich ins Spitalbett legen. Verlangen Sie von Ihrer Kasse frühzeitig eine schriftliche Kostengutsprache. Lassen Sie sich nicht mit mündlichen Zusicherungen abspeisen.
Das gilt insbesondere für so genannte Wahloperationen, für Eingriffe also, die nicht notfallmässig erfolgen, sondern mit dem Arzt vorher abgesprochen und auf ein bestimmtes Datum terminiert werden.
Dieser Rat gilt auch für jene Versicherten, die nicht nur die Zusatzversicherung «Allgemeine Abteilung ganze Schweiz» haben, sondern eine wesentlich teurere Halbprivat- oder Privatversicherung. Denn auch mit einer solchen Deckung hat man heute keine freie Spitalwahl mehr, sondern muss die Liste der Spitäler akzeptieren, die der Krankenkasse genehm sind.
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