Die Tücken der Schweiz

Die Schweiz ist in den letzten Jahren vor allem für deutsche Einwanderer zum Traumziel geworden. Doch beim Neuanfang in der Fremde erleben sie immer wieder Überraschungen.

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K-Tipp 17/2010

17.10.2010

Letzte Aktualisierung:
19.10.2010

Pirmin Schilliger

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Für Ralf Ponader ist klar: «Das A und O bei der Einwanderung in die Schweiz ist es, eine gute Stelle zu finden. Gelingt das, sind alle weiteren Probleme sekundär und leicht lösbar.»

Der 46-Jährige weiss, wovon er spricht, denn Ponader wagte vor vier Jahren selber den Schritt in die Schweiz. Jetzt führt er eine auf Gesundheitsberufe ausgerichtete Personalvermittlungsfirma in Zug. Er rekrutiert Fachkräfte im gesamten EU-Raum, die in der Schweiz arbeiten möchten.

Ponader ist überzeugt, dass es die Schweiz ihren Einwanderern an sich einfach macht: «Sie treffen hier auf ein System, das übersichtlicher und weniger bürokratisiert ist als etwa in Deutschland und in den meisten EU-Ländern.» Trotzdem erlebten Einwanderer auch negative Überraschungen:

Kinderbetreuung

«Die Suche nach Betreuungsplätzen für unsere beiden jüngsten Kinder wurde zum Spiessrutenlaufen», erklärt Yvonne Riedel. Die 34-jährige Pflegefachfrau wanderte mit ihrem Mann und den drei Kindern vor zwei Jahren aus Leipzig in die Schweiz ein. Als die Eltern für ihre damals ein- und dreijährigen jüngsten Kinder in Zürich endlich Betreuungsplätze gefunden hatten, mussten sie wegen des Preises zuerst einmal leer schlucken.

Der Ganztagesplatz in der Krippe hätte pro Kind und Monat 2000 Franken gekostet. «Das hätte einen beträchtlichen Teil des höheren Lohns in der Schweiz wieder weggefressen», sagt Riedel. Sie entschloss sich, vorerst auf eine Vollzeitstelle zu verzichten. Sie betreut nun die Kinder selber und hat einen Teilzeitjob in einem Betagtenzentrum.

Ein kleines Trostpflaster ist in solchen Situationen, dass in der Schweiz die Ausgaben für die ausserfamiliäre Kinderbetreuung von den Steuern abgezogen werden können. In Deutschland kostet ein Betreuungsplatz für ein Kind die Eltern lediglich rund 250 Franken monatlich, denn den grösseren Teil der Kosten übernimmt der Staat.

Steuern

Die meisten Einwanderer aus Deutschland frohlocken, wenn sie zum ersten Mal von den viel tieferen Steuern in der Schweiz hören. Spätestens beim Ausfüllen der ersten Steuererklärung erfahren sie aber auch die Kehrseite: «Die erste Steuererklärung ist für einen Deutschen eine echte Herausforderung», sagt Berthold Herrmann, ein 55-jähriger Rechtsanwalt, der vor zwei Jahren von Hamburg nach Zürich gezogen ist.

Letztlich schaffte er es dank der Unterstützung eines freundlichen Steuerbeamten. Geholfen habe ihm nicht zuletzt der richtige Ton am Telefon, glaubt Herrmann.

«Ich habe höflich gesprochen und mich bemüht, auf keinen Fall so fordernd zu reden, wie ich das gegenüber deutschen Beamten getan hätte.» Herrmann konnte jedenfalls die Steuererklärung fristgemäss einreichen. Doch das komplizierte Steuersystem hat er, wie er freimütig einräumt, bis heute noch nicht ganz durchschaut.

Buchtipp: Neuer Ratgeber für Einwanderer

Der neue K-Tipp-Ratgeber «Hallo Schweiz! Ein Handbuch für Einwanderer» erleichtert Ausländern den Start. Sie erfahren unter anderem, wie die bürokratischen Hürden zu meistern sind und wie man sich auf den Neuanfang in der Schweiz optimal vorbereitet.

Das Buch enthält viele praktische Tipps zu wichtigen Fragen des Alltags: Wie kommt das Umzugsgut über die Grenze? Wie bekommt man eine Arbeitsbewilligung? Welche Papiere sind bei der Anmeldung nötig? Wo lebt es sich am günstigsten? Wie hoch sind die Steuern? Wie ist das mit der Krankenversicherung?

Sie können den 187-seitigen Ratgeber hier bestellen oder per E-Mail an ratgeber@ktipp.ch.

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