Der Brief aus München war für die Frau ein Schock. Am 10. Oktober 2012 schrieb ihr die Opalenburg Vermögensverwaltung, sie müsse sofort 12'000 Franken einzahlen, denn sie habe einen Vertrag für ein Investment unterzeichnet. Ansonsten gehe die Angelegenheit an einen Rechtsanwalt «zur weiteren Bearbeitung».
Die Frau aus der Ostschweiz hatte in der Tat unterschrieben – aber für eine Geldanlage namens Safeinvest, deren Vertrieb in der Schweiz gar nicht zugelassen ist. Unterzeichnet hatte die Frau, nachdem sie auf der Strasse von E. D. angesprochen worden war.
Geld überwiesen – und dann Funkstille
Doch das Vorgehen von D. war klar illegal. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) schreibt: «Ist ein Produkt nicht zum Vertrieb in der Schweiz zugelassen, darf dafür auch nicht öffentlich geworben werden.» E. D. – sie arbeitet in einem Zürcher Verlag – wollte dazu nicht Stellung nehmen.
Der K-Tipp hat die Münchner Opalenburg Vermögensverwaltung aufgefordert, die Schweizer Kundin nicht mehr mit Geldforderungen zu belästigen. Es kam keine Antwort.
Bisher hat die Frau der Opalenburg nichts überwiesen – voraussichtlich verliert die Schweizerin dennoch Geld. Denn D. verleitete sie auch dazu, bei der Kieler Firma H.I.B. Hanseatische Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft 7260 Franken zu investieren. Diese Anlage ist in der Schweiz ebenfalls nicht zugelassen. Die Frau hat das Geld im Februar 2012 überwiesen – und seither nichts mehr gehört. Auch eine Anfrage des K-Tipp an den Geschäftsinhaber Mick Jafar blieb ohne Antwort. Es ist zu befürchten, dass das Geld verloren ist.
Tipp: E. D. versuchte auch, die Frau als Mitarbeiterin zu gewinnen, damit sie diese Geldanlage vertreibe. Ein solches Ansinnen ist immer ein Alarmzeichen: Wenn Verkäufer nicht nur verkaufen, sondern gleich noch anwerben, ist grosse Vorsicht geboten.
Raffinierte Tricks von Telefonverkäufern
Noch skeptischer muss man sein, wenn sich Telefonverkäufer aus dem Ausland mit tollen Gewinnversprechungen melden. Zurzeit sind es Verkäufer, die sich als Mitarbeiter der Firma Kirayaka International in Tokyo ausgeben. Der K-Tipp kennt einen Mann aus Österreich, der rund eine halbe Million Euro überwiesen hat – und wohl alles Geld verliert.
Auch ein Schweizer Vorsorgeberater hatte der Kirayaka Geld geschickt. Er schildert, wie raffiniert die Täter vorgehen:
Zuerst verkaufte man ihm Aktien einer real existierenden Firma namens Seabridge Gold – daraus resultierte ein schöner Gewinn. Als der Mann die Herausgabe des Gewinns verlangte, hiess es, das sei nicht möglich. Mit Lügen verleitete man den Mann vielmehr dazu, noch mehr Geld für Investitionen in andere Firmen zu schicken: Mal musste angeblich ein grösseres Aktienpaket geschürt werden, um den Gewinn zu realisieren. Mal brauchte es eine sofortige Aufstockung, weil sonst der bisherige Gewinn in Gefahr sei.
Das Motto war immer gleich: Wenn du deinen Profit willst, musst du noch mehr Geld schicken. Seine investierten 10'000 Franken hat der Vorsorgeberater inzwischen abgeschrieben.
Die Verkäufer gehen stets gleich vor – nur die Firmennamen ändern sich. Die Zeitschrift «K-Geld» schilderte 2011, wie sich Verkäufer zum Beispiel unter dem Firmennamen Kimura Financial meldeten. Der Zürcher Wirtschaftsanwalt Daniel Fischer kennt rund 70 Opfer von Kimura und ähnlichen Firmen. Die Investoren müssen mit einem Verlust von insgesamt rund 6 Millionen Franken rechnen.