Raub, Diebstahl, Nötigung, Hausfriedensbruch, mehrfacher Betrug: Carla Rist* hat einiges auf dem Kerbholz. Das Bezirksgericht Weinfelden TG verurteilte die 39-jährige Zürcherin Ende März zu einer bedingten Freiheitsstrafe von zwölf Monaten. Die Masche der Pfannenflickerin und Messerschleiferin: Wer sich weigert, für schlechte oder gar nicht ausgeführte Arbeit zu bezahlen, wird bestohlen.
Der Trick mit dem Glas Wasser
Eines ihrer Opfer ist Albert Bischof (79) aus Happerswil TG (Bild im pdf-Artikel). Bei ihm ging Rist laut Anklageschrift so vor: Unangekündigt taucht sie auf Bischofs Bauernhof auf. Sie fragt nach Pfannen, die sie putzen und flicken will. Bischof hat aber kein Interesse. Ohne nachzufragen, geht Rist in die Küche, schnappt sich einige Pfannen und sagt, sie werde sie zum Reinigen mitnehmen. Sie versichert, das werde nicht teuer – und verschwindet mit dem Auto. Der Landwirt ist völlig überrumpelt.
45 Minuten später steht sie erneut vor Bischofs Tür – mit ihrer 17-jährigen Nichte. Ohne abzuwarten, treten sie ein und verlangen für die gereinigten Pfannen 750 Franken. Bischof will aber nur 100 Franken zahlen. Es kommt zu einer verbalen Auseinandersetzung.
Die beiden Frauen erklären nun, er könne für 500 Franken Sex haben. Um dies zu unterstreichen, entblössen sie ihre Brüste. Um sie endlich loszuwerden, zahlt der Bauer schliesslich 200 Franken. «Viel zu wenig!» befinden die zwei Frauen und durchstöbern ungefragt die Wohnung. Dabei stehlen sie 1240 Franken und flüchten, ohne dass Bischof intervenieren kann. Später werden die beiden von der Polizei verhaftet.
Ein weiterer Fall aus dem Kanton Thurgau: Auch Jakob Breitlinger* (79) drängen die beiden Frauen an der Haustür dazu, ihnen Pfannen mitzugeben. Als er davon nichts wissen will, verlangt Rist ein Glas Wasser. Während der Rentner in die Küche geht, durchsucht die Nichte das Schlafzimmer. Dort findet sie 1500 Franken. Breitlinger bemerkt den Diebstahl erst zwei Stunden später.
Carla Rist sucht und findet ihre Opfer aber auch in Altersheimen: In der Innerschweiz klingelt sie gemäss Urteil jeweils an mehreren Türen von Alterswohnungen. Geht die Tür auf, eilt sie ungefragt in eine Küche, schnappt sich einige Messer und sagt beim Hinausgehen, sie werde sie schleifen. Wenig später bringt sie die Messer zurück, nötigt die verdutzten Rentnerinnen zur Bezahlung von 50 Franken und verschwindet. Geschliffen ist keines der Messer.
Im Wallis sind zurzeit «Installateure» am Werk
Das Überrumpeln ist typisch, wie auch ein Bericht im «Blick» von Ende April belegt: Ein Unbekannter läutete zu später Stunde bei einer 79-jährigen Baslerin, gab sich als Spitex-Mitarbeiter aus und kam so in die Wohnung. Als die Frau bemerkte, dass es der Unbekannte auf ihr Geld abgesehen hatte, schrie sie um Hilfe und konnte ihn so in die Flucht schlagen.
Das sind keine Einzelfälle, wie eine Umfrage des K-Tipp bei den Schweizer Polizeistellen bestätigt: Ähnliche Vorfälle sind aus den Kantonen Baselland, Zug, Obwalden und Schwyz bekannt. Die dubiosen Hausierer sind vor allem in ländlichen Gebieten unterwegs und die Opfer meist betagt.
Ob Gärtner, Maler, Messerschleifer, Pfannenflicker, Installateure, Dachdecker oder Arbeiter, die den Hofplatz teeren wollen: Die Betrüger bieten jeweils einfache Dienstleistungen an, für die sie überrissene Preise verlangen. Zudem versuchen sie oft, ihre Opfer zu bestehlen. Die Kantonspolizei Wallis warnt zurzeit vor Trickdieben, die sich als Installateure ausgeben und so in die Wohnungen gelangen. Dort suchen sie dann nach Geld.
Das rät die Polizei
- Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung.
- Bewahren Sie keine grossen Geldsummen zu Hause auf.
- Notieren Sie das Kontrollschild des Fahrzeuges.
- Melden Sie verdächtige Personen über Nummer 117 der Polizei.
- Weitere Infos bei den Beratungsstellen der Kantonspolizei.
*Namen geändert