Der St. Galler Urs Ramstein hatte Mitte 2020 auf Deindeal.ch für 199 Franken einen Gutschein für zwei Übernachtungen im Hotel Salastrains in St. Moritz gekauft. Als er ihn einlösen wollte, wurde er enttäuscht. «Zimmer wären frei gewesen, aber für dieses Angebot leider nicht», schreibt er auf Reklamation.ch, der Beschwerdeplattform des K-Tipp. Das Zimmerkontingent für Gutscheinkunden war gemäss Hotel aufgebraucht. Ramstein verlangte sein Geld zurück. Nachdem er sich auf Reklamation.ch beschwert hatte, passierte erst einmal nichts. Erst als der K-Tipp sich einschaltete, wurde ihm der Betrag auf seinem Kundenkonto gutgeschrieben.
Reklamation.ch gibt es seit Mitte 2015. Die Plattform soll Kunden das Reklamieren erleichtern: Das Suchen nach den Kontaktadressen der jeweiligen Firmen entfällt. Sie sind auf der Plattform bereits registriert. Der Kunde muss nur ein Konto eröffnen, sich dann einloggen und die Beschwerde bei der betroffenen Firma deponieren. Die Unternehmen erhalten dann Gelegenheit, auf eine Beanstandung zu reagieren. Ist der Kunde mit der Erledigung zufrieden, kann er das Unternehmen positiv bewerten. Firmen, die innert 30 Tagen nicht reagieren oder deren Kunden mit der Lösung unzufrieden sind, erhalten eine negative Beurteilung. Ohne Rückmeldung des Kunden bleibt die Beschwerde unbewertet.
Deindeal.ch ignoriert alle Beanstandungen
Deindeal AG, eine Tochterfirma von Ringier, erhielt auf Reklamation.ch ausschliesslich schlechte Bewertungen, wie eine Auswertung der letzten sechs Jahre zeigt. Sie reagierte auf keine der Beanstandungen. Auch andere Unternehmen erhielten nur negatives Feedback. Am meisten nur schlechte Bewertungen sind es bei der Kreditkartenherausgeberin Swisscard. Besonders die Umstellung von Internet- auf App-Rechnung sorgte für Beschwerden. Swisscard ignorierte sie alle. Platz zwei belegt Postfinance, gefolgt von Serafe, Easyjet und Echovox.
Swisscard sagt, sie reagiere aus Datenschutzgründen nicht auf Reklamationen auf dem Portal. Postfinance gibt an, die Kunden könnten direkt und unkompliziert mit ihr in Kontakt treten. Und Easyjet sagt, ihr Kundendienst löse Probleme direkt mit den Kunden.
Die K-Tipp-Auswertung zeigt auch, dass Reklamation.ch besonders von Telecomkunden benutzt wird. Am meisten Beschwerden gingen an die Swisscom (siehe Tabelle im PDF). Mit der Erledigung sind die meisten Kunden zufrieden, 67 Prozent bewerten sie positiv. Nur UPC erzielt einen noch höheren Zufriedenheitswert. Schlecht schneidet Salt ab. Auf die meisten Reklamationen reagierte Salt gar nicht.
Zu den zehn Unternehmen mit den meisten Beschwerden gehören ausserdem die Bundesbetriebe Post und SBB sowie die Detailhandelsriesen Coop und Migros.
Ebenfalls viele Beschwerden gingen in den vergangenen Jahren über die Firmen Wolf Promo Group GmbH und die BHS Binkert Schweiz GmbH (Techniworld) ein. Beide Internethändler sind inzwischen Konkurs.