Druck auf Preise
Ersatzpatronen für Tintenstrahldrucker kosten teilweise fast so viel wie ein neuer Drucker. Es gibt aber Alternativen, die genauso gut und deutlich billiger sind.
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K-Tipp 20/2002
27.11.2002
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Fantastisch: Farb-Tintenstrahl-Drucker gibt es bereits für weniger als 100 Franken. Fabrikneu. Sind die Tintenpatronen aber einmal leer, folgt der Hammer. Für Ersatzpatronen muss der Konsument häufig fast so viel bezahlen wie zuvor für den Drucker samt Patronen.
An den Geräten allein verdient die Branche laut eigenen Angaben praktisch nichts. Jeder Druckerhersteller produziert aber zu seinen Geräten eigene Tintenpatronen. Das grosse Geld spült der Verkauf dieser teuren Ersa...
Fantastisch: Farb-Tintenstrahl-Drucker gibt es bereits für weniger als 100 Franken. Fabrikneu. Sind die Tintenpatronen aber einmal leer, folgt der Hammer. Für Ersatzpatronen muss der Konsument häufig fast so viel bezahlen wie zuvor für den Drucker samt Patronen.
An den Geräten allein verdient die Branche laut eigenen Angaben praktisch nichts. Jeder Druckerhersteller produziert aber zu seinen Geräten eigene Tintenpatronen. Das grosse Geld spült der Verkauf dieser teuren Ersatzpatronen in die Kassen.
Für die Konsumenten gibt es aber Alternativen zu den Originalpatronen: Eine ganze Reihe von Drittherstellern kopieren Druckerpatronen und bieten diese zu günstigeren Preisen an.
Der K-Tipp hat die Preise von Original-Druckerpatronen mit einer Auswahl von Fremdprodukten verglichen. Die Preisunterschiede sind beachtlich. Im extremsten Fall spart der Kunde mit dem Drittprodukt nahezu 80 Prozent. Im Minimum sind es immer noch gut 27 Prozent.
Die Originalpatronen von Canon- und Epson-Druckern werden in aller Regel von Fremdherstellern nachgebaut. Bei HP-Geräten ist das aus patentrechtlichen Gründen noch kaum möglich. Die Dritthersteller sammeln leere Patronen und füllen diese nach. Neu sind jetzt erste Nachbauten von HP-Patronen auf dem Markt. Es handelt sich dabei um Produkte von Rotring.
Am schwierigsten findet sich Ersatz für die offiziellen Patronen von Hersteller Lexmark. Fremdanbieter vertreiben ausschliesslich verbrauchte und wieder aufgefüllte Lexmark-Patronen. Diese kommen jedoch verzögert in den Handel.
Anteil der Fremdpatronen ist gering
Trotz erheblicher Sparmöglichkeiten für die Konsumenten liegt der Marktanteil von Fremdpatronen lediglich bei etwa 14 Prozent. Kein Wunder, unternehmen doch die Originalhersteller alles, um die Konsumenten an ihre teuren Originalprodukte zu binden.
Den Originalherstellern wird von Konsumenten und Drittherstellern vorgeworfen, mit diesen Tricks zu arbeiten:
- Die Konsumenten werden mit Drucker-Tiefstpreisen geködert und vergessen dabei, auch die Betriebskosten zu beachten. Hersteller könnten für Transparenz sorgen, indem sie den Kunden sagen, wie viel eine gedruckte Seite effektiv kostet. Was bei Profi-Geräten gang und gäbe ist, wird bei Druckern für den Heimanwender tunlichst vermieden.
- Originalhersteller betonen bei jeder Gelegenheit, dass die Qualität der Originaltinten unerreicht sei. Vergleichende unabhängige Untersuchungen der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa belegen, dass das nicht stimmt: «Wir haben bei früheren Untersuchungen immer wieder festgestellt, dass es zwischen den Originalen und den Fremdprodukten keine wesentlichen Qualitätsunterschiede gibt», sagt Urs Bünter von der Empa St. Gallen.
- Originalhersteller schreiben in ihren Garantiebestimmungen, dass sie im Schadensfall die Garantie verweigern, wenn der Nutzer eine Fremdpatrone einsetzt. Gegenüber dem K-Tipp sagen Canon, Epson und HP allerdings, dass es keine Möglichkeit gebe, die Garantie zu verweigern, bloss weil eine fremde Patrone verwendet wurde. Es sei denn, diese Patrone habe «nachweislich» den Defekt verursacht. Lexmark nimmt dazu keine Stellung.
- Originalhersteller üben auf Verkaufsstellen Druck aus, ausschliesslich die Originalprodukte zu verkaufen. Diese Druckversuche zeitigen aber wenig Wirkung, denn bei Carrefour, Coop City, Epa, Manor, Media Markt, Migros, Portable Shop und Office-World findet man auch Patronen von Fremdherstellern.
- Originalhersteller bringen häufig neue Drucker auf den Markt. Bei dieser Gelegenheit verändern sie die Patronen jedes Mal leicht. Fremdanbieter, welche die Patronen kopieren wollen, müssen sich also immer wieder auf neue Produkte einstellen. Die Originalhersteller wehren ab. Erstens seien die Zyklen gar nicht so kurz und zweitens liessen sich in neuen Druckern häufig die Patronen der Vorgängermodelle verwenden.
Preispolitik und Praktiken der Markenhersteller haben die Wettbewerbshüter auf den Plan gerufen. Die schweizerische Wettbewerbskommission trifft Abklärungen und auch in der EU-Wettbewerbskommission laufen entsprechende Untersuchungen.
Übrigens: Noch günstiger als mit den Fremdpatronen fährt, wer sich ein Nachfüllset kauft. Es sind unterschiedliche Systeme auf dem Markt, die in der Regel allerdings ein gewisses Mass an handwerklichem Geschick voraussetzen.
Wer bei den Originalpatronen bleiben will, braucht auch für diese nicht den Listenpreis zu bezahlen. Teilweise massive Abschläge gibt es unter anderem bei www.printer.ch
Weitere Angaben zu möglichen Bezugsquellen gibts auf www.ktipp.ch
So sparen Sie beim Drucken
Wer günstige Ersatzpatronen kauft, spart Geld. Aber auch beim Druckvorgang selber kann man sparen:
- Überlegen Sie vor dem Druckbefehl, ob der Ausdruck überhaupt nötig ist.
- Schauen Sie sich vor dem Drucken die Seitenansicht an. Ein bis zwei Zeilen Text auf der zweiten Seite eines Briefes sind meist unerwünscht. Wenn Sie den Text anpassen, sparen Sie sich einen zweiten Ausdruck.
- Sie können Seiten im Querformat oder verkleinert ausdrucken. So passen zwei A4-Seiten im A5-Format auf ein Blatt.
- Manchmal ist es gar nicht nötig, ein mehrseitiges Dokument vollständig auszudrucken. Sie können stattdessen Einzelseiten oder bloss markierte Bereiche drucken.
- Bei Internetseiten sollten Sie den Ausdruck von Hintergrundfarben und Bildern unterdrücken.
- Wählen Sie im Druckermenü die Druckqualität. Für einen Entwurf reicht der Schnelldruck, der weniger Tinte verbraucht. Farbige Tinte können Sie sparen, wenn Sie Farbbilder schwarzweiss drucken.
- Für Vieldrucker lohnt sich das Anschaffen einer Software wie etwa Inksaver (www.inksaver.com). Das spart bis zu 75 Prozent Tinte. Das Programm kostet rund 60 Franken.
- Es gibt Drucker, die beim Einschalten automatisch den Druckkopf reinigen. Sie sollten solche Drucker nicht an eine Steckdosenleiste mit Schalter anschliessen. Sonst verbrauchen unnötige Druckkopfreinigungen bei jedem Einschalten des Gerätes Tinte.