An die nächste Zapfsäule fahren, tanken, bezahlen – und weiter geht die Fahrt: Bei Diesel- und Benzinautos ist das normal. Ganz anders bei Elektroautos: Es gibt in der Schweiz zwar mittlerweile 2700 Ladestationen – fast so viel wie Tankstellen. Doch die Kunden sehen sich mit vielen Betreibern, komplizierten Anmeldungen und einem Tarifdschungel konfrontiert. Das zeigt die Recherche des K-Tipp.
Elektroautos kann man bei landesweit tätigen Firmen wie Evpass, Swiss-charge, Move und Easy4 you aufladen – aber auch bei zahlreichen Garagen, Parkhäusern, Hotels, Grossverteilern und Elektrizitätswerken.
Die Stationen stehen einsam auf grossen Parkplätzen, verstecken sich hinter Gebäuden oder in Tiefgaragen. Smartphone-Apps der Betreiber zeigen mit einem Klick die umliegenden Ladestationen an.
Apps zeigen nicht alle Ladestationen
Aber Vosicht: Die Ergebnisse sind nicht vollständig. Beispiel: Im Kanton Glarus gibt es neben vielen kommerziellen Ladestandorten auch sieben Stationen, an denen Elektroautofahrer kostenlos Strom tanken können. Doch die Apps der grossen Betreiber weisen nicht auf die Gratis-Konkurrenz hin.
Tipp: Die Internetseite Lemnet.org sowie die Lemnet-App zeigen kostenpflichtige und Gratis-Ladestationen an. Lemnet ist ein Verein, der verspricht, neutrale Infos über die europäische Infrastruktur für Elektrofahrzeuge zu liefern.
Das Aufladen läuft gleich ab wie das Betanken eines Wagens mit Treibstoff: Deckel auf, Stutzen rein und los gehts. Der Ladevorgang funktioniert in den meisten Fällen über eine Handy- App oder über eine Karte. Damit man sie benutzen kann, muss sie vorher bei einem der Betreiber im Internet registriert werden.
Der Ladevorgang lässt sich dann per App starten oder indem man die Karte kurz ans Lesefeld der Säule hält. Diese identifiziert den Kunden und berechnet den fälligen Betrag.
Allerdings bietet jeder Betreiber seine eigene Lösung an. Deshalb funktionieren Apps und Karten nicht immer an allen Stromtankstellen. Die Folge: Aufladen ist unmöglich.
Tipp: Am besten registriert man sich bei verschiedenen Betreibern und lädt deren Apps herunter. In der K-Tipp-Stichprobe liessen sich folgende Apps schnell einrichten und leicht bedienen: «E-mobility», «Mobility+», «Swisscharge» und «TCS eCharge».
Undurchsichtige Tarife
An einer normalen Tankstelle ist der Preis pro Liter Treibstoff angeschrieben. Und beim Tanken sieht man jederzeit, wie viel Treibstoff man schon in den Tank gefüllt hat. Bei den meisten Ladesäulen für Elektroautos hingegen fehlt ein Display, das die geladene Strommenge und den Preis anzeigen würde. Zudem gibts je nach Firma neben dem Preis pro Kilowattstunde (kWh) noch Zusatzkosten wie eine Startgebühr oder einen Zuschlag pro Minute. Die Betreiber der Ladestationen belasten sich zudem untereinander mit Gebühren und überwälzen diese auf die Kunden. Sprich: Wer mit der App eines Konkurrenten Strom lädt, zahlt drauf.
Beispiele: Evpass betreibt die Ladestation beim Restaurant «Sagibeiz» in Murg SG. Wer mit der Evpass-App tankt, bezahlt 45 Rappen pro kWh. Wer mit der App von Swisscharge lädt, zahlt eine Startgebühr von Fr. 1.62 plus 54 Rappen pro kWh. Move berechnet 35 Rappen pro kWh, 3 Rappen pro Minute und Fr. 1.50 pro Transaktion.
Move betreibt die Ladestation an der Raststätte Heidiland in Sargans SG. Die Firma verlangt 45 Rappen pro kWh plus 5 Rappen pro Minute. Wer dort mit der «Plugsurfin»-App lädt, bezahlt 70 Rappen pro kWh, Fr. 2.37 Startgebühr und rund 12 Rappen pro Parkminute.
Tipp: Die einzige App, die nur den Preis pro kWh berechnet, ist «Mobility+» der Energie Baden-Württemberg AG. Die App ist auch in der Schweiz einsetzbar. Weil in Euro abgerechnet wird, kann bei der Zahlung ein Fremdwährungszuschlag dazukommen.
Sonderfall Tesla
Der US-Hersteller Tesla stellt eigene Ladestationen zur Verfügung. Sie heissen Tesla-Supercharger und sollen den Akku in rund 20 Minuten zu 80 Prozent laden können.
Je nach Tesla-Modell ist das Laden gratis, oder die Abrechnung erfolgt über das bei Tesla registrierte Nutzerkonto. Die Tesla-Supercharger stehen ausschliesslich Tesla-Fahrern zur Verfügung. Diese können bei Bedarf aber auch alle anderen Ladestationen benutzen.
Die Stichprobe
Der K-Tipp verwendete Ladekarten und Apps der folgenden Betreiber von Ladestationen: Easy4you, E-mobility, Evpass, Mobility+, Move, Plug’n’roll, Plugsurfing, Swisscharge und TCS eCharge. Damit wurden Ladevorgänge an drei Stationen an der A3 (Zürich–Chur) durchgeführt: in Ziegelbrücke GL (Berufsschule), in Murg SG (beim Restaurant «Sagibeiz») und in Sargans SG (Raststätte Heidiland). Betankt wurde jeweils ein Elektroauto Renault Zoe.