Duschen, die krank machen
Der K-Tipp hat im Wasser öffentlicher Duschen Erreger der Legionärskrankheit gefunden. Einmal wurde der Legionellen-Richtwert um das 30fache überschritten.
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K-Tipp 14/2006
06.09.2006
Martin Arnold - redaktion@ktipp.ch
Fieber, Husten, Erkältung, Kopfschmerzen, Durchfall, Muskel-, Gelenkschmerzen und Lungenentzündung sind mögliche Symptome der Legionärskrankheit. Die Erreger dieser Infektionserkrankung - die Legionellen - sind vor allem für kranke und alte Menschen gefährlich. Neben Duschen gelten auch Klimaanlagen, Luftbefeuchter, Mundduschen, Inhalatoren, Sprudelbäder und Gartenschläuche als Ursache für die Legionärskrankheit, die tödlich enden kann. Von 2000 bis 2005 stieg die Anzahl der nachgewie...
Fieber, Husten, Erkältung, Kopfschmerzen, Durchfall, Muskel-, Gelenkschmerzen und Lungenentzündung sind mögliche Symptome der Legionärskrankheit. Die Erreger dieser Infektionserkrankung - die Legionellen - sind vor allem für kranke und alte Menschen gefährlich. Neben Duschen gelten auch Klimaanlagen, Luftbefeuchter, Mundduschen, Inhalatoren, Sprudelbäder und Gartenschläuche als Ursache für die Legionärskrankheit, die tödlich enden kann. Von 2000 bis 2005 stieg die Anzahl der nachgewiesenen Erkrankungen in der Schweiz von jährlich 77 auf 175 - Tendenz auch im Jahr 2006 weiter steigend.
Der K-Tipp hat das Duschwasser von 25 Sportanlagen, Campingplätzen, Fitnesscentern und Altersheimen vom Institut Bachema in Schlieren ZH analysieren lassen. Die Resultate bestätigten eine Untersuchung des Kantonslabors St. Gallen in 71 Duschanlagen von Schulen: Ein Drittel der Proben lag dort teilweise massiv über dem vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) tolerierten Höchstwert. Beim besonders gefährlichen Legionellen-Typ Legionella pneumophila beträgt dieser 1000 Bakterien pro Liter.
Behörden schlossen die Anlagen
Die Ergebnisse der K-Tipp-Stichprobe fallen nicht viel besser aus: In 5 der 25 Fälle liegt die gemessene Bakterienzahl über dem erlaubten BAG-Wert - zum Teil sehr deutlich: Das Duschwasser in der Turnhalle des Isaak-Iselin-Schulhauses in Basel zum Beispiel wies 30-mal so viele Legionellen auf wie erlaubt.
Positiv: In keinem der Alters- und Pflegeheime der K-Tipp-Stichprobe wurde der BAG-Wert überschritten (siehe Tabelle).
Valeria Gaia vom kantonalen bakteriologischen Institut in Lugano erklärt den Übertragungsweg des gefährlichen Erregers. «Um Menschen zu in?zieren, müssen die Legionellen in Kombination mit Luft und Wassertröpfchen eingeatmet werden.» Deshalb hat der K-Tipp das Wasser in Duschen untersucht.
In Basel hat man auf die Messungen sofort reagiert. Karl Völlmin, Abteilungsleiter der Hauptabteilung Hochbau, schreibt in seiner Stellungnahme zu den Legionellen im Duschwasser des Isaak-Iselin-Schulhauses: «Wir werden diese kontaminierte Wasseranlage sofort stilllegen, desin?zieren und die nötige Sanierung in die Wege leiten.»
Auch die für die Squash-Hallen und deren Duschen im Säntispark Abtwil SG verantwortliche Migros handelte sofort: «Wir erhitzten das Wasser eine Nacht lang auf 70 Grad und stellten die Kaltwasserzufuhr ab, damit alle Leitungen mit Heisswasser durchspült werden. Ausserdem werden wir in den nächsten Wochen eine Anlage zur Entkeimung des Duschwassers anschaffen», erklärt Claudia Schumm-Robustelli, Sprecherin der Migros Ostschweiz.
Noch weiter ging man in Bern: Die Behörden veranlassten die Schliessung der Dusche beim Sportplatz Bodenweid.
Legionellen als Folge falschen Sparens
Bruno Stadelmann, Dozent Sanitärtechnik an der Hochschule für Technik und Architektur (HTA) in Luzern, emp?ehlt: «Ideal ist, wenn das erwärmte Wasser mindestens 60 Grad aufweist und das kühlende Kaltwasser erst kurz vor dem Duschkopf zugeführt wird.» Es sei ein möglicherweise fataler Trugschluss, Wasser aus Spargründen weniger stark zu erhitzen.
Warmwasser nie unter 60 Grad!
Zum Schutz vor Legionellen gilt:
- Der Risikobereich liegt zwischen 25 und 55 Grad: Deshalb Warmwasserboiler nie unter 60 Grad einstellen, Kaltwasser nicht über 20 Grad.
- Bei längerer Abwesenheit Leitungen eine Minuten durchspülen - dabei die Wohnung verlassen; Leitungen generell nicht verkalken lassen.
- Bei Gartensprenklern nicht in der Nähe stehen, vor allem wenn der Schlauch längere Zeit unbenutzt war.