Mit ihren Eco-Modellen versprechen Pneuhersteller einiges: Zum einen sollen sie die Umwelt entlasten und das Portemonnaie schonen, zum anderen für sichere Fahrt auch auf nassen Strassen sorgen. Grund dafür ist laut den Produzenten der im Vergleich zu normalen Reifen geringere Rollwiderstand.
Michelin zum Beispiel preist seinen Pneu Energy Saver+ mit dem Spruch «Kraftstoff sparen und sicher fahren» an. Und Continental schreibt: «Kurze Bremswege auf nasser und trockener Strasse mit niedrigem Rollwiderstand zu kombinieren, galt bisher als höchst problematisch. Mit dem neuen ContiEcoContact 5 stellt Continental nun ein Produkt vor, das beides problemlos zusammenbringt.»
Eco- und Normalpneus im Vergleich
Der Touring Club Schweiz (TCS) nahm in seinem jüngsten Sommerreifentest unter anderem diese Aspekte unter die Lupe. Die Experten testeten neben den normalen Pneu-Modellen auch Eco-Varianten der gleichen Hersteller. Dadurch war erstmals ein direkter Vergleich möglich.
Folgende Pneus (je mit Normal- und Eco-Variante) für Autos wie Ford Focus, Audi A3/A4 oder Renault Megane wurden getestet:
- Michelin: Primacy 3 und die Eco-Variante Energy Saver+
- Continental: Conti Premium Contact5 und ContiEcoContact 5
- Bridgestone: Turanza T001 und Ecopia EP001S
- Hankook: Ventus Prime2 K115 und Kinergy Eco K425
Die Ergebnisse:
- Fahrverhalten: Im Vergleich zu den normalen Modellen des jeweiligen Herstellers schneiden Eco-Pneus auf nasser Fahrbahn schlechter ab. Sie haben entweder einen längeren Bremsweg oder sind bei Aquaplaning weniger gut. So verliert der Bridgestone Ecopia EP001S laut TCS aufgrund seiner niedrigen Anfangsprofiltiefe schneller den Bodenkontakt als sein Pendant Turanza T001. Die gleichen Probleme zeigten sich sowohl beim Continental ContiEcoContact 5 als auch beim Michelin Energy Saver+. Sie haften auf nasser Strasse weniger gut.
- Spritverbrauch: Der grösste Unterschied beträgt gerade mal 3 Deziliter auf 100 Kilometer: Der Kinergy Eco von Hankook spart im Vergleich zur Normalversion Ventus Prime 2 bei einer Strecke von 100 km rund 45 Rappen. Beim Eco-Modell von Bridgestone ist der Unterschied noch geringer – 2,5 dl auf 100 km.
- Verschleiss: Das Eco-Modell von Michelin erreicht den besten Wert mit dem geringsten Verschleiss. Doch das normale Michelin-Modell erreicht das gleiche Resultat. Bei Hankook und Bridgestone sind die normalen Modelle sogar besser. Der Eco-Pneu von Continental schneidet zwar leicht besser ab. Doch die normale Version erhält die gleiche Schlussnote «sehr empfehlenswert».
Fazit: Gute Pneus sollen vor allem für mehr Sicherheit beim Fahren sorgen. Die Eco-Reifen zeigen aber auf nasser Fahrbahn Schwächen. «Die von den Herstellern suggerierten Vorteile in ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht können nur knapp bestätigt werden», so die TCS-Experten. Deswegen seien Normal-Modelle «die bessere Wahl».
Die vollständigen Testresultate finden Sie auf www.reifen.tcs.ch.
Pneuetikette: Unsichere Klassierung
Seit November 2012 gibt es Etiketten für Autopneus, die optisch der Energieetikette auf elektrischen Haushaltgeräten nachempfunden sind. Damit sollen Konsumenten angeblich «klare und geeignete Informationen über die Reifenqualität» bekommen. Doch auf die Klassierung ist kein Verlass.
Beispiel: Laut EU-Reifenlabel zählt der Nankang Econex Eco-2 punkto Bremsverhalten auf nasser Strasse zur Kategorie B – das entspricht der zweitbesten Klassierung. Der TCS-Test zeigte aber: Dieser Pneu ist nicht empfehlenswert. Beim Nankang ist der Bremsweg im Vergleich zum besten Pneu dieser Kategorie 12 Meter länger (gemessen bei maximaler Bremsverzögerung von 80 auf 20 km/h). Zudem erzielte er im Test auf nasser Fahrbahn in fast jedem Einzelkriterium mit Abstand die schlechtesten Ergebnisse.
Die Angaben auf der Etikette sind Eigendeklarationen der Händler. Sie lassen die Kriterien Nasshaftung beim Bremsen, Rollgeräusche und Rollwiderstand in ihre Bewertung einfliessen.