Eher grüne als weisse Pisten
Trotz wochenlangen Tauwetters: Ferienorte geben in den Pistenberichten teils Schneehöhen an, als würde tiefster Winter herrschen. Und verärgern damit die Gäste.
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K-Tipp 04/2011
20.02.2011
Letzte Aktualisierung:
22.02.2011
Marco Diener
Am extremsten ist es in Arosa GR: Tauwetter hin oder her – die Bündner geben seit über zwei Monaten (Stand 14. Februar) eine Schneehöhe von 60/ 100 cm für Tal- und Bergstation an. Dabei hat die Schneedecke in den ersten zwei Februarwochen arg gelitten.
Laut dem Schnee- und Lawinenforschungsinstitut in Davos GR ging die Schneedecke auf 1000 Metern um 60 Prozent zurück, auf 2000 Metern um 12 Prozent. Doch etliche Skiorte tun weiterhin so...
Am extremsten ist es in Arosa GR: Tauwetter hin oder her – die Bündner geben seit über zwei Monaten (Stand 14. Februar) eine Schneehöhe von 60/ 100 cm für Tal- und Bergstation an. Dabei hat die Schneedecke in den ersten zwei Februarwochen arg gelitten.
Laut dem Schnee- und Lawinenforschungsinstitut in Davos GR ging die Schneedecke auf 1000 Metern um 60 Prozent zurück, auf 2000 Metern um 12 Prozent. Doch etliche Skiorte tun weiterhin so, als ob es keine Schneeschmelze gegeben hätte.
Das zeigt der Schnee- und Pistenbericht auf Myswitzerland.com. Er erscheint auch in vielen Zeitungen. Der K-Tipp verfolgt die Entwicklung seit Monaten:
- Pontresina, Silvaplana, St. Moritz GR: Der letzte Schnee fiel am 11. Januar. Seither herrschte auch im Engadin oft Tauwetter. Dennoch blieb die Schneehöhe angeblich konstant bei 50/170 cm.
- Gstaad Mountain Rides BE: Dieses Gebiet umfasst das Saanenland. Hier blieb die Schneehöhe in der zweiten Februarwoche trotz extrem hoher Temperaturen konstant – behaupten die Touristiker.
- Lenk BE: Zwei Tauwetterwochen – ohne Schneeschmelze.
- Zermatt VS: Geschneit hat es das letzte Mal am 13. Januar. Dennoch stieg die Schneehöhe im Dorf seither angeblich zweimal.
Würde die Schneedecke seriös gemessen, wärs anders. Seriös hiesse: nach Vorgaben von Schweiz Tourismus. Diese fordern ein Messfeld von 25 m2. Es muss flach sein, mindestens 20 Meter von Gebäuden und Bäumen entfernt, möglichst windgeschützt und abgesperrt.
Es darf im Laufe des Winters nicht versetzt werden, und der Nullpunkt der Messlatte darf nicht unter der Bodenoberfläche liegen. Doch viele Kurorte halten sich überhaupt nicht an die Vorgaben.
«Die Schneehöhe im Tal wird geschätzt, denn in den Orten gibts keine eigenen Messvorrichtungen», sagt Dieter Bogner von den Bergbahnen St. Moritz.
In Zermatt werden die Daten «je nachdem, wer diese im Büro aktualisiert, eventuell etwas korrigiert», so Sprecher Reto Wyss. Auch die Bergbahnen Gstaad geben die Schneehöhe ungenau an: mal jene im Dorf bei beschneiten Pisten, mal jene bei den Skischulplätzen.
Die Bergbahnen Lenk messen den Kunstschnee irgendwo auf der Piste. Geschäftsführer Nicolas Vauclair gibt denn auch zu: «Es mag sein, dass unsere Erhebung nicht vollumfänglich den Richtlinien entspricht.»
Thomas Winkler von Schweiz Tourismus weiss um die Mogeleien der Skiorte bei der Schneehöhe: «Sie sagen, im Kunstschneezeitalter sei die Naurschneehöhe nicht mehr relevant.» Winkler selber ist anderer Ansicht: «Internationale Wintersportportale wollen von uns die Höhe des Naturschnees. Zudem fährt nicht jedermann gern auf einem weissen Band ins Tal.»
So sind die Verhältnisse wirklich
Wer wissen will, wie es in den Skiorten wirklich aussieht, konsultiert am besten eine Webcam. Und nicht nur eine, die in einen Schattenhang gerichtet ist, sondern auch eine bei der Talstation oder im Dorf. Hier einige Internetadressen: