Ein einziger Anruf - und alle Karten sind gesperrt
Ein Gratisanruf - und sämtliche Kreditkarten werden gesperrt. Das ist Zukunftsmusik für die Schweizer Konsumenten.
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K-Tipp 14/2004
08.09.2004
Patrick Gut - pgut@ktipp.ch
Tausendfach passierts: In der Schweiz oder im Ausland kommt die Brieftasche mit Post-, Kredit- und Bankkarten weg. Verloren oder geklaut. Um finanziellen Schaden zu verhindern, muss man die Karten sofort sperren. Doch - und auch das ist keine Seltenheit - die Telefonnummern der verschiedenen Sperrdienste sind zu Hause geblieben.
In Deutschland hat sich der Verein Sperr e.V. der Problematik angenommen. Der Non-Profit-Verein - ursprünglich von Privatpersonen aufgebaut - wird von Ka...
Tausendfach passierts: In der Schweiz oder im Ausland kommt die Brieftasche mit Post-, Kredit- und Bankkarten weg. Verloren oder geklaut. Um finanziellen Schaden zu verhindern, muss man die Karten sofort sperren. Doch - und auch das ist keine Seltenheit - die Telefonnummern der verschiedenen Sperrdienste sind zu Hause geblieben.
In Deutschland hat sich der Verein Sperr e.V. der Problematik angenommen. Der Non-Profit-Verein - ursprünglich von Privatpersonen aufgebaut - wird von Kartenherausgebern und Mobilfunkanbietern finanziert. Zie- ist es, eine internationale Gratis-Notfall-Kurznummer einzurichten, die in solchen Fällen hilft. Schon nächstes Jahr werde die Nummer 116 116 ihren Dienst aufnehmen.
Und so funktionierts: Kommen Karten abhanden, ruft der Betroffene auf die Notfallnummer an. Er gelangt an ein Callcenter, wo man eine Bestandesaufnahme der Karten macht. Solche, bei denen unmittelbar finanzieller Schaden droht, kommen zuoberst auf die Liste. Dann wird der Anrufer der Reihe nach mit den Sperrdiensten der Kartenanbieter verbunden.
Das Callcenter nimmt die Sperrungen nicht selber vor und muss somit nicht über heikle Kundendaten verfügen.
«Auch im Interesse der Kartenanbieter»
Die Leistungen gehen über das Sperren von Bank- und Kreditkarten hinaus. Abgedeckt sind auch Handys und diverse Kundenkarten.
Ein vergleichbarer Gratisdienst liegt für Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten in weiter Ferne. Entweder man bezahlt für einen speziellen Sperrservice eine jährliche Gebühr oder muss ihn zusammen mit einer anderen Dienstleistung einkaufen.
Deshalb fordert die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) alle Kartenherausgeber und -anbieter in der Schweiz auf, dem deutschen Beispiel zu folgen und auch in der Schweiz eine entsprechende einheitliche Notrufnummer einzurichten. «Eine solche Nummer würde viele Missbräuche verhindern und wäre auch im Interesse der Kartenanbieter», argumentiert Matthias Nast von der SKS. «Mit den gebührenpflichtigen Sperrservices wird das Problem einseitig auf die Konsumenten geschoben», kritisiert er die aktuelle Situation.
Auf Anfrage des K-Tipp reagierten UBS, CS, ZKB, Post und Kreditkartenherausgeber verhalten auf den Vorschlag, eine einheitliche Notrufnummer einzurichten. Man würde einen solchen Vorschlag prüfen, hiess es unverbindlich.
Diese Kartensperrservices gibt es bereits
- Für 24 Franken im Jahr kann man vom Kreditkarten-Notfalldienst der Securitas Gebrauch machen.
- 29 Franken kostet das Angebot bei der Securicard. Die Firma, die unter anderem mit der Cornèr Bank zusammenarbeitet, vergütet im Schadenfall 150 Franken an allfällige Sperr- und Ersatzkosten.
- Wer bei den Basler Versicherungen eine Hausratversicherung «Viva auswärts» abgeschlossen hat, kommt in den Genuss eines Kartensperrservices.
- Bei der Mobiliar ist der Sperrservice Bestandteil der Reiseversicherung Mobi Tour. Anders als bei allen anderen erwähnten Sperrservices ist es bei der Mobiliar nicht notwendig, dass der Kunde eine Liste der zu sperrenden Karten erstellt und der Mobiliar eine Vollmacht erteilt. Das Call-Service-Center der Mobiliar stellt eine Konferenzschaltung zu den Sperrnummern der Kartenherausgeber her.
- Wer bei der Credit Suisse über ein Anlagevermögen von mindestens 15 000 Franken verfügt, profitiert vom Dienstleistungsangebot Bonviva. Dazu gehört ein Kartensperrdienst. Dieser gilt für alle in der Schweiz ausgegebenen Karten.
- Mit einem ETI-Schutzbrief des Touring Club Schweiz profitiert man automatisch vom Karten-Sperrservice.
Achtung: Halten Sie die Listen der zu sperrenden Karten immer auf dem aktuellsten Stand.