Ob von Coop, Migros oder dem Discounter: Für Chips von Zweifel zahlt man überall fast auf den Rappen genau gleich viel. Der Hersteller bestreitet eine Preisabsprache.
Die zwei Packungen «Nature Original Chips» von Zweifel gleichen sich wie ein Ei dem anderen: Vorne auf der Packung sind ein grosses, rot-weisses Z, zwei Chips, einige Salzkörner und ein paar Rapsblüten abgebildet. Darunter heisst es: «Mit Schweizer Alpensalz & Rapsöl». Auf der Rückseite wirbt die Firma Zweifel mit ihrer «Familientradition seit 1958» und verspricht eine «Frische-Garantie».
Dennoch gibt es einen gewichtigen Unterschied, wie Recherchen des K-Tipp zeigen: Die eine Packung stammt direkt aus der Fabrik von Zweifel in Spreitenbach AG – die andere aus der Fabrik der Migros-Tochter Bischofszell Nahrungsmittel AG. Diese stellt im Kanton Thurgau Zweifel-Chips der Sorten «Nature» und «Paprika» her. Der einzige Unterschied zur Verpackung aus dem Hause Zweifel: Im Falz am unteren Rand der Rückseite heisst es auf dem Migros-Produkt kaum lesbar: «Zweifel Original Chips in Lizenz hergestellt (Schweizer Produktion)».
Die Firma Zweifel bestätigt die Recherchen des K-Tipp: «Die Migros-Tochterfirma Bischofszell produziert unter klaren Vorgaben und strengen Qualitätsüberprüfungen von Zweifel die Chips für den Kanal Migros.» Die Chips würden sich nicht unterscheiden. So werde zum Beispiel das originale Paprikagewürz direkt von Zweifel angeliefert.
In allen Läden zahlt man gleich viel
Obwohl die Migros die Zweifel-Chips für ihre eigenen Läden selber herstellt, kosten sie exakt gleich viel wie bei der Konkurrenz: Fr. 3.95 für 175 Gramm sowie Fr. 5.70 für 280 Gramm. Auch Coop sowie die Discounter Aldi und Otto’s verlangen für Zweifel-Chips den gleichen Preis. So kostet die Paprika-Packung à 90 Gramm bei Aldi Fr. 2.29, bei Coop sind es Fr. 2.30. Für die Packung à 280 Gramm zahlt man in den Läden von Otto’s Fr. 5.70 – das ist gleich viel wie bei Coop und der Migros.
Das lässt Felix Schraner, Kartellrechtsanwalt in Zürich und Hochschuldozent für Wettbewerbsrecht, hellhörig werden: «Exakt gleiche Preise können ein Indiz für Preisabsprachen sein – entweder vom Hersteller diktiert oder unter den Detailhändlern vereinbart.» Schraner sagt weiter: «Wenn Händler den Preis nicht autonom festlegen, sondern sich an Vorgaben des Herstellers halten, kann dies ein Fall für die Wettbewerbskommission sein.»
Die deutsche Supermarktkette Edeka zeigt, dass es auch günstiger geht: Die Filiale in Bad Säckingen (D) verkauft den 90-g-Beutel für umgerechnet Fr. 2.05, jenen à 175 g für Fr. 3.05. Mehrwertsteuerbereinigt zahlen Schweizer also bis zu 30 Prozent mehr. Zweifel schreibt dazu: «Wir geben für alle Produkte eine unverbindliche Preisempfehlung ab.» Man nehme jedoch keinen Einfluss auf den Verkaufspreis.
«Wir bräuchten konkretere Hinweise»
Die eidgenössische Wettbewerbskommission sagt, sie sehe keinen Anlass zu handeln. Weko-Direktor Patrik Ducrey erklärt auf Anfrage des K-Tipp: «Gleiche Preise in verschiedenen Läden sind noch kein genügender Anhaltspunkt für eine Untersuchung. Wir bräuchten konkretere Hinweise, dass es Preisabsprachen gibt.»
Zweifel «Made in EU»
Zweifel ist für viele Konsumenten der Inbegriff von Schweizer Chips. Doch viele Produkte lässt die Firma im Ausland herstellen – zum Beispiel «Corn Chips» in Dänemark, «Baked Pita Cracker» in Italien und «Vaya Hummus» irgendwo in der EU.
Zweifel schreibt dazu dem K-Tipp: «Es handelt sich um Produkte, die mit Anlagen hergestellt werden, die bei Zweifel nicht vorhanden sind.»