Ein Leben lang Schulden
Eltern aufgepasst: Sprösslinge ab 20 sind in der Familienpolice der Privathaftpflicht-Versicherung oft nicht mehr versichert.
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K-Tipp 8/2003
23.04.2003
Ernst Meierhofer - emeierhofer@ktipp.ch
Die Kollision ereignete sich auf der «Munggenpiste» im Skigebiet von Engelberg OW. Ein 23-jähriger Mann aus Nidwalden fuhr in eine Frau, stiess sie um und fügte ihr eine schwere Armverletzung zu.
Das Nidwaldner Kantonsgericht sah darin eine fahrlässige schwere Körperverletzung und verurteilte den Skifahrer zu einer Busse von 500 Franken.
Das klingt nach einer Bagatelle mit glimpflichem Ausgang. Doch für den jungen Mann wurde daraus ein Albtraum, der ihn Zeit ...
Die Kollision ereignete sich auf der «Munggenpiste» im Skigebiet von Engelberg OW. Ein 23-jähriger Mann aus Nidwalden fuhr in eine Frau, stiess sie um und fügte ihr eine schwere Armverletzung zu.
Das Nidwaldner Kantonsgericht sah darin eine fahrlässige schwere Körperverletzung und verurteilte den Skifahrer zu einer Busse von 500 Franken.
Das klingt nach einer Bagatelle mit glimpflichem Ausgang. Doch für den jungen Mann wurde daraus ein Albtraum, der ihn Zeit seines Lebens verfolgen wird. Die Frau fordert von ihm rund 1,5 Millionen Franken Schadenersatz und Schmerzensgeld, weil sie nie mehr voll arbeiten kann.
Im Normalfall springt in solchen Fällen die Privathaftpflicht ein. Doch der «Täter» hat keine Versicherung, die für ihn zahlt. Einmal mehr zeigt dieser Vorfall: Sie zu haben ist ein absolutes Muss. Denn ein Missgeschick ist schnell passiert, und die Forderungen von Opfern können leicht in die Millionen gehen - insbesondere wenn sie erwerbsunfähig werden.
Der Skifahrer war zwar der Meinung, er sei versichert - denn er wohnte noch zu Hause bei seinen Eltern. Und diese hatten eine Familien-Haftpflichtpolice bei der Winterthur, die Kinder einschliesst.
Doch der 23-Jährige ist voll erwerbstätig - und gehört deshalb gemäss den Bedingungen der Winterthur nicht mehr zu den versicherten Personen.
Eltern und junge Leute müssen also unbedingt prüfen, wann Sprösslinge aus dem Schutz der Police fallen und eine eigene brauchen - sonst droht ein böses Erwachen.
Der K-Tipp hat sich bei 14 Anbietern von Privathaftpflicht-Policen nach den Bestimmungen erkundigt. Die Unterschiede sind beträchtlich. Pech für den jungen Mann: Bei einigen anderen Gesellschaften wäre er noch versichert gewesen.
- Unmündige Kinder unter 18 Jahren und Schüler sind in der Familienpolice der Eltern immer versichert.
- Lehrlinge sind normalerweise ebenfalls versichert - ausser bei der Coop-Versicherung: Sie betrachtet die Berufslehre als Erwerbstätigkeit - und damit sind Stifte über 18 Jahre hier nicht mehr eingeschlossen.
- Studenten sind in der Regel ebenfalls in der Familienpolice versichert. Bei den meisten Gesellschaften gilt dies aber nur, so lange sie zu Hause wohnen oder zumindest am Wochenende im Hotel Mama auftauchen. Bei vielen Gesellschaften gilt dies überdies nur für ledige Studierende.
Ausnahme: Die Alba sagt, dass Studenten, die während der Woche auswärts wohnen, eine eigene Versicherung brauchen.
Umgekehrt geben sich Winterthur und Züritel besonders grosszügig: Sie versichern Studenten in der Familienpolice der Eltern auch dann noch, wenn sie permanent auswärts wohnen. Das ist aber die Ausnahme.
- Studenten mit regelmässigen Ferienjobs müssen aufpassen. Es gibt Gesellschaften, die hier auf den Verdienst abstellen. Wer nur ein Sackgeld verdient, ist noch versichert, wer hingegen mit regelmässigen Jobs seinen Lebensunterhalt mitfinanziert, fällt aus der Familienpolice. Gleiches gilt für Werkstudenten.
Studenten müssen zudem aufpassen, wenn sie 25 geworden sind. Bei einigen Gesellschaften fallen sie dann aus dem Kreis der Versicherten, andere Versicherer kennen keine Altersbeschränkung.
- Junge Erwerbstätige, die zu Hause wohnen, sind meist nicht mehr versichert - ausser bei Alba, Allianz, Basler, CSS, Generali und Vaudoise. Diese Gesellschaften hätten also den Unfallfahrer - gemäss ihren heutigen Bedingungen - nicht im Regen stehen lassen.
Die drei wichtigsten Hinweise und Tipps:
- Einige Gesellschaften bieten an, dass junge Erwerbstätige, die noch zu Hause wohnen, weiterhin in der Familienpolice bleiben können - gegen eine bescheidene Mehrprämie zwischen 25 und 50 Franken pro Jahr (Coop, Mobiliar, Visana und Winterthur).
- Die Gesellschaften informieren nicht von sich aus, wenn junge Leute aus der Familienpolice fallen.
- Im Zweifelsfall: Eine Privathaftpflicht-Versicherung für Einzelpersonen kostet nur rund 100 Franken pro Jahr - eine kleine Investition, die den Versicherten vor dem Ruin retten kann.