Nimmt man den Verbrauch an feuchtem Toilettenpapier als Massstab, tragen viele Schweizer ihrem Allerwertesten grosse Sorge. Immerhin werden 26 Millionen Franken jährlich in dieser Form die Toilette hinuntergespült. Das sind 6 Milliarden Tüchlein.
K-Tipp und Kassensturz haben 10 Produkte im Prüflabor Testex auf Reissfestigkeit und Weichheit sowie im Hamburger Labor Eurofins auf gesundheitlich bedenkliche Inhaltsstoffe testen lassen.
Am besten abgeschnitten haben die Markenprodukte: Duckies Feuchttücher sowie «Charmin Soft and Fresh» sind sehr reissfest, und sie sind auch die weichsten Tüchlein im Test. Sie sind aber deutlich teurer als die Konkurrenten.
Im Vergleich zu ihnen fallen die nächstbesten Toilettentücher ab. M-Budget, «Greif zu» und die Denner-Eigenmarke schaffen ein «genügend». Sie wurden als viel weniger weich eingestuft als die beiden Klassenbesten. Eines haben die fünf besten gemeinsam: Sie enthalten keine gesundheitsschädlichen Substanzen (siehe Kasten).
Anders sieht es bei den andern fünf Produkten aus: Hier fand das Labor Formaldehyd oder Formaldehyd-Abspalter. Für Solo reicht es dank passabler Note bei den Kriterien Weichheit und Reissfestigkeit noch knapp für ein «genügend». Prix Garantie, Soft Comfort (Migros), Lovely (Spar) und Camomille (Coop) schneiden ungenügend ab. Bei Lovely und Camomille fand das Labor zusätzlich halogenorganische Verbindungen.
Migros und Coop sind über die gemessenen Konzentrationen erstaunt. Coop schreibt, statt der 30 (Prix Garantie) bzw. 52 mg/kg (Camomille) dürften laut Hersteller nur 5 mg/kg enthalten sein. Deshalb habe man eine Untersuchung veranlasst. Migros gibt an, Soft enthalte überhaupt kein Formaldehyd.
Interessant bei den beiden Grossverteilern: Die feuchten Tüchlein der Billig-Linien schneiden besser ab als die Eigenmarken.
M-Budget erreicht eine Gesamtnote von 4,3 (genügend), während Soft nur gerade eine 3,6 (ungenügend) schafft. Ebenfalls ungenügend sind die Coop-Tücher mit 3,9 (Prix Garantie) und 3,0 (Camomille).
Feuchte Tüchlein gehören nicht ins Klo
Zusätzlich untersuchte Eurofins die Tüchlein auf Duftstoffe mit Allergiepotenzial. Erfreulich: Diese Stoffe waren höchstens in Spuren vorhanden. Bei einem Produkt, Charmin, sind sogar allergisierende Duftstoffe deklariert, die gar nicht enthalten sind.
Parfüm aber hats in allen Feuchttüchlein, was für die empfindliche Haut am After nicht ideal ist – schon gar nicht, wenn die Haut gereizt ist. Die Haut in diesem Bereich ist dünn und schmerzempfindlich, wie Peter Schmid-Grendelmeier, Dermatologe am Universitätsspital Zürich, betont. Er empfiehlt deshalb:
- Für die ideale Pflege eignet sich befeuchtetes Toilettenpapier besser als parfümierte Feuchttüchlein. lZusätze wie Kamille machen wenig Sinn, da sie zu Allergien führen können.
- Gute Reinigung verhindert Entzündungen. Reibung aber vermeiden. Immer gut trocknen.
- Dusch-WCs sind eine schonende Alternative zum Toilettenpapier.
Für die Umwelt sind feuchte Tüchlein ebenfalls problematisch. In den Kläranlagen werden sie aus dem Wasser geholt, gepresst und dann in die Kehrichtverbrennungsanlage gebracht. In vielen Abwassersystemen verstopfen sie immer wieder die Pumpwerke, die das Abwasser in die Kläranlagen pumpen. «Das kann zur Überflutung von Kellern und Garagen führen», so Werner Hangartner, Klärmeister der Kläranlage Bülach und Umgebung. «Deshalb gehören Feuchttücher und dergleichen nicht in die Toilette.»
So wurde getestetDas Prüfinstitut Testex in Zürich hat maschinell die Robustheit der Toilettentücher untersucht. Konkret wurde getestet, wie viel Druck sie an einer Stelle aushalten, bevor sie reissen. Die Weichheit wurde von zehn erfahrenen Laborangestellten beurteilt.
Eurofins in Hamburg (D) hat die Tüchlein auf drei Schadstoffgruppen untersucht. Formaldehyd und Formaldehydabspalter reizen Schleimhäute stark und stehen im Verdacht, Krebs zu erregen. Halogenorganische Verbindungen sind eine Gruppe von Tausenden von Stoffen. Viele davon sind allergieauslösend und reichern sich in der Umwelt an. Duftstoffe verursachen oft Allergien.