Die Massenproduktion von Rotweinen in der nordspanischen Rioja-Region geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Bereits damals exportierten die Weinbauern grosse Mengen Wein nach Frankreich, weil die Reblaus die französischen Weinberge heimgesucht und die Reben zerstört hatte. Heute werden in der RiojaRegion jährlich 280 bis 300 Millionen Liter produziert. Der Grossteil davon ist Rotwein aus den Traubensorten Tempranillo, Garnacha und Graciano.
Trotz dieser Massenproduktion ist die Qualität der Weine erstaunlich hoch. Das zeigt eine K-Tipp-Degustation von zwölf Rioja Reservas für unter 20 Franken.
Neun Flaschen erzielten eine gute oder sehr gute Bewertung. Im Mund ist spürbar, dass Reservas mindestens ein Jahr in Eichenfässern und zwei Jahre in der Flasche reifen müssen. Alle Weine hatten typische Aromen wie Tabak und Röstnoten. Teilweise kritisierte die Jury allerdings, die Gerbstoffe aus der Fassreifung seien etwas zu rustikal und zu wenig geschliffen.
Wie bei der Degustation von Rioja Reserva vor sieben Jahren (K-Tipp 8/2012) zeigte sich auch diesmal ein auffallend gutes Preis-Leistungs-Verhältnis: Zwei Flaschen für knapp 8 Franken landeten in den Top Five – darunter der Altivo Rioja Reserva von Aldi, der als einzige Flasche eine sehr gute Note erhielt. Der Wein schmeckte interessant, vielschichtig und zeigte eine gewisse Eleganz. Der letztplatzierte Rioja für 17 Franken aus der Landi war hingegen vergleichsweise derb, was nur für ein «genügend» reichte.
Die meisten Händler äussern sich nicht zu den Ergebnissen. Die Landi sagt, man wolle «die Degustationsergebnisse mit dem Lieferanten besprechen».
Darum schmecken Weine unterschiedlich
Die meisten Winzer im Rioja-Gebiet verkaufen ihre Trauben an Winzergenossenschaften oder Kellereien. Diese liefern den Wein dann an grosse Bodegas. Diese Handelshäuser mischen die Weine und füllen sie unter eigenem Namen oder Label ab. Durch mehrere Abfüllungen, Qualitätsdifferenzen bei den Korken, Transport- und Lagermängel können sich bei solchen Massenweinen geschmackliche Unterschiede ergeben – innerhalb des gleichen Jahrgangs. Auch Temperatur und Sonneneinstrahlung bei der Lagerung im Laden beeinflussen den Geschmack des Weins.
Die K-Tipp-Fachjury
Die Jury hat die Weine blind degustiert und anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala benotet. Für den K-Tipp degustierten:
- Ursula Geiger: Önologin, Redaktorin «Vinum»
- Susanne Scholl: «Weininformation»
- Hans Babits: Weinakademiker,
- Académie du Vin
- Andreas Keller: Presse- und Eventagentur für Wein
- Benjamin Herzog: Chefredaktor «Falstaff Schweiz»