Ein Citybike sollte bei Dunkelheit und bei Regen oder Sonne zuverlässig funktionieren. Anders als Mountainbikes sind solche Alltagsvelos deshalb mit Schutzblech, Gepäckträger und Beleuchtung ausgestattet. Laut einem Bericht auf der Website von Pro Velo Zürich muss man für ein «vernünftiges Stadtvelo» mit einem Preis von rund 800 Franken rechnen. Billigvelos um 200 Franken seien hingegen «schon im Neuzustand Schrott». Der K-Tipp-Test von zwölf Alltagsvelos der Grossverteiler zeigt aber: Das stimmt nicht. Bereits für rund 200 Franken («Simply» von Trelago) und 250 Franken («Spirit Cat» von Leopard) gibt es gute Modelle.
Fast alle getesteten Velos sind vergleichsweise günstige Eigenmarken von Coop, Decathlon, Jumbo, Landi und der Migros. Nur das bei SportXX eingekaufte «Topas Villiger» von Diamant ist auch im Fachhandel erhältlich. Neun der zwölf Velos kosteten weniger als 600 Franken. «Topas Villiger», mit 1099 Franken das teuerste Modell im Test, schnitt ungenügend ab.
Zwei Velos versagten bei den Bremsen
Wichtigster Prüfpunkt war die Bremsleistung (siehe «So hat der K-Tipp getestet»). Denn im Stadtverkehr und bei Regen ist es wichtig, dass das Velo zuverlässig stoppt. Die Laborexperten überprüften die Bremsleistung bei starker und abrupter Betätigung der Bremsen, und dies auf nasser und trockener Strasse. Dabei schnitten die Velos von Totem und Ortler ungenügend ab: Die Vorderradbremse des Ortler-Modells erzeugte auf dem Prüfstand bei Trockenheit eine Bremskraft von bloss 136 Newton. Beim Testsieger «Vallejo Men» von California waren es mehr als 500 Newton. Die Mindestanforderung für City- und Trekkingvelos liegt laut der europäischen Norm der Branche bei 340 Newton.
Wichtig: Die Bremsleistung hängt nicht nur von der Bremsanlage ab. Einen grossen Einfluss hat auch das Zusammenspiel von Felge und Bremsklötzen, bei einer Scheibenbremse von Scheibe und Bremsklötzen. Sind die Materialien der Reibeflächen nicht gut aufeinander abgestimmt, versagt selbst die teuerste Bremsanlage. Einen ungünstigen Einfluss auf das Bremsverhalten haben zudem Reifen mit schlechtem Profil und ein zu geringer oder zu grosser Pneudruck.
Mangelhafte Bauteile bei einigen Velos
Der Test auf dem Rüttelstand im Labor zeigte: Diverse Komponenten der Velos sind zu wenig robust. Nur «Vallejo Men» von California, «Citybike Vista» von Leopard, «TRX 9.9 2021» von Stoke und «Galaxy» von California überstanden die simulierte Prüfdistanz von 4000 Kilometern ohne Defekt. Die Experten mussten bei diesen Modellen keine einzige Schraube nachziehen. Und der Lenker oder die Lampen dieser Velos mussten nicht neu justiert werden.
Solche Reparaturarbeiten waren hingegen bei den Stadtvelos von Trelago und Crosswave sowie bei den Modellen «Btwin Elops 900 LF» und «Leopard Spirit Cat» nötig. Es handelte sich um Defekte, die auch handwerklich Ungeübte einfach beheben können. Deshalb erreichten diese Modelle beim Kriterium «Robustheit im Dauertest» zumindest eine genügende Teilnote.
Ungenügend bewertet wurden Velos mit defekten Bauteilen wie abgebrochenen Gepäckträgern und Lampen. Bei den Velos «Elops 120 HF» von Btwin und «Sven Sky blue» von Ortler kam es gar zu Schäden, welche die Sicherheit der Fahrer gefährdeten: Eine Halterung am Schutzblech des Velos von Btwin brach, dieses wurde zwischen Vorderrad und Gabel gezogen – das kann zu einem Sturz führen. Und beim Modell von Ortler ging die Vorderradfelge kaputt: Als das Velo auf dem Prüfstand heftig durchgeschüttelt wurde, brachen mehrere Speichen. Es war damit nicht mehr benutzbar.
Die Firma Internetstores GmbH, die Ortler-Velos vertreibt, sagt zum ungenügenden Abschneiden des Modells «Sven Sky blue», im Alltag würden selten mehrere Speichen gleichzeitig brechen. Man habe noch nie einen solchen Schaden festgestellt. Das Modell sei nach wie vor «betriebssicher». Die Firma Diamantrad hält das Abbrechen des Frontlichts beim Modell «Topas Villiger» für einen «bedauerlichen Einzelfall», der durch die Garantie gedeckt sei. Die Halterung des Gepäckträgers sei hingegen ein Verschleissteil.
Einige Händler wollen nachbessern
Der Internethändler Gonser verkauft Velos der Marke Totem. Gonser verspricht, aufgrund der Ergebnisse weitere Abklärungen zu treffen. Decathlon schreibt, man werde das ungenügende «Elops» aus dem Verkauf nehmen. Coop kündigt an, die Konstruktion des Lenkers beim Modell «Spirit Cat» zu verbessern. Die Migros sagt, lose Komponenten wie Lampen würden bei einem Gratischeck innerhalb der ersten drei Monate nach Kauf repariert.
Velo: Auf die Rahmengrösse und die Sitzhöhe achten
- Rahmengrösse: Die richtige Rahmengrösse ergibt sich aus der Schrittlänge, die man wie folgt misst: Stellen Sie sich ohne Schuhe gerade hin und messen Sie die senkrechte Distanz zwischen Boden und Schritt. Dieser Wert in Zentimetern, multipliziert mit 0,66, ergibt den passenden Wert.
- Sitzhöhe: Beim Sitzen auf dem Velo sollte die Ferse – nicht die Zehen – bei ausgestrecktem Bein die Pedale berühren. Beim Anstossen der Pedalen mit den Fussballen ist dann das Bein leicht angewinkelt. Bei zu hoher oder zu tiefer Sitzhöhe ist die Kraftübertragung nicht optimal.
- Sattel: Zu hoch eingestellt ist der Sattel, wenn das Becken beim Fahren nach links und rechts kippt.
- Lenker: Er sollte so eingestellt sein, dass sich der Oberkörper nur leicht nach vorn neigt. Je sportlicher Velo und Fahrer, desto stärker neigt sich der Oberkörper nach vorn.
So hat der K-Tipp getestet
Das spezialisierte Labor Velotech in Schweinfurt (D) hat für den K-Tipp zwölf voll ausgestattete Stadtvelos geprüft. Alle Modelle verfügen über mindestens sieben Gänge, fest installierte Schutzbleche, Gepäckträger und Lampen. Die Velos wiegen 15 bis 19 Kilo.
- Bremsleistung: Das Labor ermittelte auf einem Prüfstand die Bremsleistung mit mehreren Bremsvorgängen bei trockenen und nassen Bedingungen. Die effektive Bremskraft ergab sich aus starken und heftigen Bremsvorgängen.
- Robustheit im Dauertest: Eingespannt in einen Prüfstand, hatten die Velos eine Distanz von 200 «Belastungskilometern» zu bewältigen. Das entspricht einer tatsächlichen Laufleistung von rund 4000 Kilometern. Vor dem Test wurden alle Modelle von Experten fachgerecht eingestellt. Die Tester simulierten verschiedene holprige Unterlagen. Kleinere Schäden behoben die Prüfer sofort – lockere Schrauben etwa wurden nachgezogen. Alle Velos waren im Test mit total 90 Kilo beladen: 40 Kilo auf der Sattelstütze, je 15 Kilo auf den Pedalen und je 10 Kilo auf den Enden der Lenker. Die Experten hielten fest, nach welcher Distanz Defekte auftraten.