Eine Antenne über dem Kopf
Handystrahlen sind nicht so harmlos, wie die Industrie behauptet. Etliche Spitäler und Krankenkassen kümmert das nicht.
Inhalt
K-Tipp 19/2005
16.11.2005
Für Andreas Kohli ist der Fall klar: «Als Betrieb des Gesundheitswesens wollen wir die Umgebung so wenig wie möglich mit Antennenstrahlung belasten.» Kohli ist Direktor der beiden Berner Kliniken Salem und Permanence; er hat alle Anfragen von Mobilfunkbetreibern, die ihm eine Antenne aufs Dach stellen wollten, bisher bewusst abgelehnt. «Das gäbe ein Imageproblem.»
Kohli ist nicht der einzige Spitaldirektor, der gesundheitliche Bedenken äussert und zu Gesuchen Nein sagt; di...
Für Andreas Kohli ist der Fall klar: «Als Betrieb des Gesundheitswesens wollen wir die Umgebung so wenig wie möglich mit Antennenstrahlung belasten.» Kohli ist Direktor der beiden Berner Kliniken Salem und Permanence; er hat alle Anfragen von Mobilfunkbetreibern, die ihm eine Antenne aufs Dach stellen wollten, bisher bewusst abgelehnt. «Das gäbe ein Imageproblem.»
Kohli ist nicht der einzige Spitaldirektor, der gesundheitliche Bedenken äussert und zu Gesuchen Nein sagt; dies zeigt eine Umfrage des K-Tipp bei 50 Deutschschweizer Spitälern. Das Zuger Kantonsspital zum Beispiel schreibt: «Die zusätzliche Belastung der Patienten durch Mobiltelefone ist nicht erforderlich.»
Andere Krankenhäuser haben da weniger oder gar keine Bedenken; sie sind ebenfalls in der Liste aufgeführt.
«Auch Patienten und Besucher wollen Ihre Handys nutzen können», argumentiert etwa das Universitätsspital Zürich. Andere Kliniken betonen, es brauche den Handyempfang, um die Erreichbarkeit des medizinischen Personals permanent zu gewährleisten.
Auch gewisse Krankenkassenangestellte haben Antennen über ihren Köpfen. Von 15 grossen Kassen haben 4 eines oder mehrere Gebäude als Standort vermietet: Helsana, KPT, Swica (vom Vorbesitzer übernommen) und Wincare (bzw. das Mutterhaus Winterthur Versicherungen). Die drei welschen Kassen Assura, Groupe Mutuel und Supra haben die Fragen des K-Tipp nicht beantwortet.
(ota/em)
Einige Spitäler sagen Ja, andere Nein zu Antennen auf ihren Gebäuden
Diese Spitäler haben eine oder mehrere Antennen auf ihren Gebäuden:
- Basel: Bruderholz, Felix Platter, Merian Iselin
- Bern: Engeried
- Bern: Insel (nicht auf Bettenhochhaus, sondern auf Ausbildungszentrum)
- Bern: Tiefenau
- Dielsdorf
- Interlaken
- Luzern: St. Anna (Antennenverstärker mit schwacher Leistung)
- Muri
- Schlieren: Limmattal-Spital
- Zürich: Pyramide (Antennenverstärker mit schwacher Leistung)
- Zürich: Unispital
Diese Spitäler haben keine Antenne auf dem Gebäude und würden dezidiert Nein sagen zu einem Gesuch:
- Aarau: Kantonsspital («Wir wollen keine Risiken eingehen»)
- Appenzell: Herisau und Heiden («Bedenken eines Teils der Patienten»)
- Basel: Unispital
- Bern: Permanence
- Bern: Salem («Es könnte unserem Image schaden»)
- Chur: Kantonsspital («Geschwächte Patienten fühlen sich beeinträchtigt»)
- Liestal: Kantonsspital
- Luzern: Kantonsspital
- St. Gallen: Kinderspital
- Schwyz («Der Einfluss auf Mensch und Elektronik ist nicht restlos bekannt»)
- Thun: Hohmad
- Thun-Simmental
- Thusis
- Zug: Kantonsspital («Zum Wohle der Patienten»)
- Zürich: Kliniken Hirslanden und Im Park («Wir wollen die Strahlendosis so gering wiemöglich halten»)
- Zürich: Waidspital («Als Gesundheitsbetrieb wollen wir uns auf keinerlei Risiken einlassen»)
Diese Spitäler haben derzeit keine Antenne auf dem Gebäude, würden aber Gesuche zumindest prüfen:
- Bern: Zieglerspital
- Brig und Visp (zuständig ist die Kantonsverwaltung in Sitten)
- Obwalden: Kantonsspital (zuständig ist der Kanton)
- Uri: Kantonsspital
Was halten Sie davon, dass Spitäler Mobilfunkantennen aufs Dach stellen lassen? Diskutieren Sie unter www.ktipp.ch.