Für kleine Photovoltaikmodule findet sich schnell ein sonniges Plätzchen – ob am Balkongeländer, auf dem Garagendach oder auf der Terrasse. Solche «Plug-&-Play»-Solaranlagen lassen sich laut Werbung einfach montieren. Wenn man am Schluss das Kabel einsteckt, fliesst der Solarstrom über die Steckdose direkt in den Stromkreislauf des Hauses oder der Wohnung. Verbraucht man weniger Strom als die Mini-Solaranlage erzeugt, fliesst der Überschuss ins Netz des jeweiligen Elektrizitätswerks. Dieses zahlt dem Besitzer dafür eine Einspeisevergütung.
Bis 600 Watt brauchts keine Bewilligung
Bis zu einer Leistung von maximal 600 Watt benötigt man für solche Anlagen keine Bewilligung. Man muss sie jedoch dem örtlichen Elektrizitätswerk melden (siehe unten «Die wichtigsten Tipps»).
Der K-Tipp hat die Mini-Solaranlage «Plug & Play Kit 400» im Juni und Juli zwei Monate lang ausprobiert. Sie kostet bei Solarenergy-shop.ch inklusive Versand 1106 Franken. Montiert wurde sie auf dem Flachdach eines Hauses in Uetikon ZH. Die Anlage besteht aus zwei Solarmodulen mit je 200 Watt Leistung, einem Netzwechselrichter, dem Montagekit und einem Energiemessgerät. Den Wechselrichter braucht es, um den Gleichstrom aus den Solarzellen in Wechselstrom umzuwandeln – bei anderen Modellen ist er bereits im Panel integriert.
Die Montage ist schweisstreibend
Bei idealen Bedingungen soll die Anlage laut Hersteller im Jahr ca. 400 Kilowattstunden (kWh) produzieren. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Verbrauch eines 4-Personen-Haushalts liegt bei etwa 4000 kWh pro Jahr – die Anlage kann also im besten Fall rund 10 Prozent des Stromverbrauchs decken.
Per E-Mail erhält der K-Tipp von Solarenergy-shop.ch kurz nach der Bestellung die Konformitätserklärung. Sie bestätigt, dass das Gerät den schweizerischen Gesetzen und Normen entspricht. Ausserdem wird darauf hingewiesen, dass die Anlage beim Elektrizitätswerk meldepflichtig ist und man jederzeit anrufen könne, wenn es Probleme gebe. Drei Tage später wird die 46 Kilo schwere Anlage geliefert. Auspacken, nach Süden ausrichten, aufstellen, einstecken – die Montage hört sich einfach an, ist aber schweisstreibend. Die zwei je rund 20 Kilo schweren Panels und später auch die Gartenplatten zum Verankern der Installation müssen über eine Leiter aufs Flachdach gehievt werden.
Ohne Wolken gleich die doppelte Leistung
Dann gehts aber schnell: Einstecken, und schon zeigte das Energiemessgerät Anfang Juni um halb zwölf Uhr mittags 158 Watt an. Einige Stunden später waren die Schleierwolken weg und die Leistung stieg auf 322 Watt. Laut Hersteller liegt die Maximalleistung der Anlage bei 400 Watt.
In den zwei Monaten erreicht die Anlage diesen Wert nur annähernd – trotz meist gutem Wetter. Das zeigt: Viel Sonnenschein garantiert keine volle Leistung. Hauptgrund: Die Module lassen sich nicht bewegen und so stets ideal zur Sonne ausrichten. Zudem beeinträchtigen Wolken den Ertrag.
Am Ende des zweimonatigen Testlaufs zeigte das Energiemessgerät 121 kWh an. So viel Strom hat die Mini-Solaranlage produziert. Damit kann man rund 121 Mal die Waschmaschine laufen lassen, zwei Monate lang jeden Tag zwei Stunden staubsaugen oder täglich 20 Stunden TV schauen. Bei schlechterem Wetter und im Winter dürfte der Ertrag wegen der geringeren Sonnenstunden deutlich niedriger sein.
Eine lange Amortisationszeit
Da der Strom aus der Anlage tagsüber eingespeist wird, spart der Besitzer der Anlage zur Hochtarifzeit Strom. Im Fall Uetikon kostet eine Kilowattstunde inklusive aller Gebühren (Netznutzung, Ökologiefonds, Konzessionsabgabe) beim Standardprodukt 20,36 Rappen. In den zwei hochsommerlichen Testmonaten sparte man so rund 25 Franken. Erreicht man die vom Hersteller angegebene Jahresproduktion von 400 kWh, spart man pro Jahr 81 Franken. Voraussetzung ist, dass man die gesamte Strommenge selber verbraucht. In diesem Fall wäre die Anlage rein rechnerisch nach 13,5 Jahren amortisiert. Aber Achtung: Für Spitzenleistungen muss das Wetter stimmen und das Modul gegen Süden ausgerichtet werden können – idealerweise mit 25 bis 35 Grad Neigung.
Die wichtigsten Tipps für private Solaranlagen
- Normen einhalten: Alle Bestandteile der Anlage müssen die in Artikel 6 NEV (Verordnung über elektrische Niederspannungserzeugnisse) aufgeführten Normen einhalten. Dies bestätigt der Hersteller mit einer mitgelieferten Konformitätserklärung.
- Meldepflicht: Die Installation muss dem Netzbetreiber vor der Inbetriebnahme gemeldet werden. Das kann per Brief oder per E-Mail erfolgen, eine Bewilligung seitens des Netzbetreibers ist nicht nötig.
- Vermieter muss zustimmen: Mieter sollten die Einwilligung des Hauseigentümers einholen, wenn die Solaranlage sichtbar – beispielsweise am Balkongeländer – angebracht werden soll. Das Gleiche gilt für Stockwerkeigentümer.
- Montage: Die Anlage muss sicher montiert sein und auch einem Sturm standhalten können. Idealerweise hat man zudem Zugang zu den Modulen, um Blütenstaub, Blätter oder Schnee entfernen zu können. Denn Verschmutzungen beeinträchtigen die Leistung.
- Bezugsquellen: In der Regel gibt es die kleinen Photovoltaikanlagen als Komplettset, zum Bei-spiel im Internet oder bei Fachhändlern. Eine 600-Watt-Anlage bekommt man ab etwa 1000 bis 1800 Franken. Im Internet bieten unter anderem folgende Läden Mini-Solaranlagen an: Solar-komplett.ch, Solarblitz.ch, Solarwind.ch, Brack.ch und Swiss-green.ch.
- Beratung: Informationen und professionelle HIlfe findet man auf den Internetseiten Energieschweiz.ch und Solarprofis.ch. Vor allem grössere Solaranlagen sollte man von Fachleuten planen und montieren lassen. Seit zwei Jahren bietet auch Ikea in Zusammenarbeit mit Helion Solar Solarlösungen an: Ikea.ch/solar.
- Rechner: Mit dem Solarrechner auf Energieschweiz.ch kann man die ungefähre Energieproduktion, die Gesamtkosten und die Amortisationsdauer einer individuell zugeschnittenen Solaranlage berechnen.
- Solarkataster: Auf der Internetseite Sonnendach.ch kann man schätzen, wie viel Strom das Panel an einer bestimmten Adresse erzeugen kann.