Eine Reise im «mordernen» Bus
Wer bei einem Wettbewerb zu den Gewinnern gehört, hat Grund zur Freude. Aber nicht immer.
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K-Tipp 15/2003
17.09.2003
Klingt das nicht verlockend? Fünf Tage Costa Brava - eine Reise in «mordernen Komfortreisebussen» an die «Wilde Küste» Spaniens, die sich «von der französischen Grenze ziet».
Immerhin hat die Costa Brava ja einiges zu bieten: Etwa «den lebhaften Strand direkt an den Promenade, wo buntes treiben und südländische Temperament vorherschen». Oder den «lenger steilabfallend grobkörnigen Sandstrand». Oder Buchten, wo es «weniger betribsam» und das Wasser «krisstalklar...
Klingt das nicht verlockend? Fünf Tage Costa Brava - eine Reise in «mordernen Komfortreisebussen» an die «Wilde Küste» Spaniens, die sich «von der französischen Grenze ziet».
Immerhin hat die Costa Brava ja einiges zu bieten: Etwa «den lebhaften Strand direkt an den Promenade, wo buntes treiben und südländische Temperament vorherschen». Oder den «lenger steilabfallend grobkörnigen Sandstrand». Oder Buchten, wo es «weniger betribsam» und das Wasser «krisstalklar» ist.
Ganz zu schweigen von den «div.Fischesorte», den Örtchen «mit winkeligen Strassen und Gässchen,Zahlreichen Bars u. Gäscheften», zuweilen aber auch mit «High-Life bis in die frücher Morgenstunden». Und wem das nicht reicht, der kann ja einen Ausflug nach Barcelona unternehmen und «über die berümte Rambalas, die Prachtstrasse im Hertzen der Metropole», bummeln.
Doch Annemarie Kull aus Dotzigen BE liess sich nicht verführen. Ihr standen vielmehr die Haare zu Berge, als sie den krass fehlerhaften Reiseprospekt der Vital-Line AG in den Händen hielt. «Unter diesen Umständen ziehe ich es vor, auf meinen Wettbewerbsgewinn zu verzichten und mit Ihnen keine "Gäscheften" zu machen», teilte sie der Firma mit.Kull hatte auch ausgerechnet, dass ihr Wettbewerbs-Preis sie teuer zu stehen kommen könnte. Denn gratis reist nur, wer auf Begleitperson, Einzelzimmerübernachtung, Mittag- und Abendessen sowie Ausflüge verzichtet.
Gewonnen hatte sie die Reise beim «grossen Oster-Gewinnspiel 2003». Kull erhielt ihren Gutschein inklusive Prospekt per Post. Eigentlich hätte sie den Preis an einer Veranstaltung mit Gratis-Essen abholen sollen. So jedenfalls sah es die Gewinnbenachrichtigung des «Promotion Teams» vor, hinter dem die Vital-Line AG steckt. Doch Kull hatte weder Zeit noch Lust, diesen Anlass zu besuchen.
Wer nichts kaufen will, darf nicht rein
Das braucht sie nicht zu bereuen. Teilnehmer dieser Preisübergabe-Veranstaltungen müssen nämlich eine veritable Produkteshow für Bettwaren, Massagegeräte, Velos und Kochgeschirr über sich ergehen lassen (siehe K-Tipp 9/03). Vital-Line-Geschäftsführer Daniel Beck bestreitet das nicht, beeilt sich aber hinzuzufügen: «Es besteht kein Kaufzwang.» Man dürfe auch teilnehmen, ohne etwas zu bestellen.
Da hat Peter Knab allerdings etwas anderes beobachtet. Der Wirt des Gasthofs Linde in Belp BE, in dem der «Promotion-Team»-Anlass auch schon über die Bühne ging, bezeichnet die Veranstalter als ziemlich arrogant. «Sie haben Wettbewerbsgewinner, die schon am Eingang klar machten, dass sie nichts kaufen wollten, gar nicht erst hereingelassen.»
(gs)