Eine teure Annullation

Die Annullierungskosten-Versicherung zahlt nicht immer. Wer schwer erkrankt und sich nicht bald meldet, zahlt den Schaden zum Teil selber.

Inhalt

K-Tipp 17/2008

13.10.2008

Letzte Aktualisierung:
14.10.2008

Beatrice Walder

Kostenpflichtiger Artikel

Melden Sie sich bitte an oder wählen Sie eines unserer Print- oder Online-Abos mit kostenloser Rechtsberatung und vielen weiteren Vorteilen.

Abo ab 8 Franken

Anmelden

Anfang 2008 buchten Edeltraud und Siegfried van Embden aus Oberohringen ZH Sommerferien bei Vögele Reisen. Wie üblich schloss das Paar eine Reiseversicherung bei der Elvia ab.

Im März konsultierte Edeltraud van Embden wegen Rückenschmerzen einen Arzt. Trotzdem wurden die Schmerzen immer schlimmer: Zwei Wochen vor Abreise waren sie so stark, dass ihr der Arzt eine Spritze geben musste.

Versicherung wollte nur 200 Franken zahlen

Die Patientin hoffte, ihr Zustand werde sich bessern, und wartete ab. Eine Woche vor der Abreise kam ihr Arzt zum Schluss, sie könne definitiv nicht reisen. Sie annullierte die Ferien und schickte der Elvia ein ärztliches Zeugnis.

Doch die Versicherung lehnte die Kostenübernahme ab. Sie vergütete nur die 200 Franken Bearbeitungsgebühr des Reisebüros. Grund: Van Embden hätte die Reise absagen müssen, als sie zum ersten Mal zum Arzt ging. Denn zu jenem Zeitpunkt hätte ihr Vögele Reisen alle Kosten zurückerstattet. Mit dem Zuwarten habe sie ihre Schadenminderungspflicht verletzt, schrieb die Elvia.

Dem K-Tipp sagt Elvia-Geschäftsführer Jürg Wittwer: «Sobald der Versicherte ernsthaft erkrankt, sollte die Reise annulliert werden.» Das gelte auch, wenn sie erst drei Monate später stattfinde.

Experte bestätigt: Die Elvia liegt falsch

Das ist falsch: Solange der Arzt der Ansicht ist, dass man bis zum Abreisedatum wieder gesund ist, muss man nicht annullieren. Das bestätigt Vito Roberto, Professor an der Hochschule St. Gallen: Wenn eine Annullierung aus medizinischer Sicht nicht notwendig sei, dürfe die Versicherung im Nachhinein keine Verletzung der Schadenminderungspflicht geltend machen.

Das heisst: Erst wenn der Arzt die Heilungsaussichten für schlecht hält, muss man die Reise annullieren und die Versicherung informieren. Die Annullierungskosten-Versicherung deckt die vom Kunden vorausbezahlten Reisekosten. Und zwar den Betrag, den er vom Reisebüro nicht zurückbekommt.

Nach Intervention des K-Tipp übernimmt Elvia 30 Prozent der Reiserechnung, laut K-Tipp-Rechtsberatung das Minimum. Wittwers Begründung: Zwei Wochen vor Abreise – damals erhielt van Embden die Spritze – hätte sie sich bei der Elvia melden und die Reise annullieren müssen. Dann hätte Vögele Reisen 70 Prozent der Kosten zurückerstattet.

Annullierungs-Versicherung

Nur schwerere Erkrankungen sind versichert.

Sobald Ihr Arzt feststellt, dass Sie nicht reisen können, sollten Sie die Reise annullieren. Je länger Sie warten, desto höher werden die Kosten. Die gestiegenen Kosten übernimmt die Versicherung nicht – wegen Verletzung der sogenannten Schadenminderungspflicht.

Schicken Sie die Absage an den Reiseveranstalter und an die Versicherung. Und zwar eingeschrieben, damit Sie einen Beweis in der Hand haben.

Bei mehr als zwei Reisen pro Jahr lohnt sich in der Regel eine Jahres-Reiseversicherung. ACS-, TCS- und VCS-Mitglieder haben oft auch einen Schutzbrief, indem die Annullierungskosten bereits versichert sind.

Es gibt keine «obligatorische» Annullierungs-Versicherung. Der Abschluss ist immer freiwillig – aber meist empfehlenswert.

Wer bereits zum Zeitpunkt der Buchung krank ist und noch auf Heilung hofft, sollte bei der Versicherung eine schriftliche Bestätigung verlangen, dass sie auch dann zahlt, wenn sich der Gesundheitszustand des Reisenden verschlimmern sollte.

Bitte aktivieren Sie Javascript um diese Seite optimal nutzen zu können.

Inhalt

Kostenpflichtiger Artikel

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

Geld anlegen – gut und sicher

So sparen Sie Steuern

Pensionierung richtig planen

Gut vorsorgen: Pensionskasse, AHV und 3. Säule

So sind Sie richtig versichert

Das Handbuch zu Trennung und Scheidung

Die Regeln des Stockwerkeigentums

Pensionierungspaket

Erben und Vererben

Betreibung, Pfändung, Privatkonkurs

Besser leben im Alter