In den nächsten Wochen ersetzt die Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) auf ihren Strecken in den Kantonen Bern, Luzern, Neuenburg und Wallis rund 50 Billettautomaten. Die BLS wirbt dabei mit Schlagworten wie «Breites Angebot» und «Einfache Bedienung». Doch das ist Augenwischerei.
Stichwort «Einfache Bedienung»
Die Menüführung auf den BLS-Automaten ist nicht einfacher als auf den SBB-Automaten. Sie ist nur anders. Und das bringt all jene Bahnkunden durcheinander, die inzwischen mit den SBB-Automaten vertraut sind.
Stichwort «Breites Angebot»
Die bisherigen Automaten lieferten Billette für weit mehr als 10 000 Zielorte. Die neuen BLS-Automaten hingegen geben zurzeit nur gerade Billette für 1900 Zielorte aus.
Das magere Billettangebot hat Auswirkungen auf zahlreiche Verbindungen. Ein Beispiel: ein Billett von Escholzmatt LU nach Maloja GR. Der Automat «kennt» Maloja nicht. Daher empfiehlt BLS-Sprecherin Helene Soltermann, «ein Billett für eine Teilstrecke zu lösen und das Anschlussticket am nächsten grösseren Bahnhof zu kaufen».
Doch das ist für die Passagiere nicht nur eine Zumutung, sondern auch einfacher gesagt als getan. Denn wer beispielsweise den Zug um 9.37 Uhr nimmt, hat bestenfalls in Zürich genügend Zeit, ein Ticket nach Maloja zu lösen. Doch wer beim Billettlösen nicht gleich an der Reihe ist, verpasst in Zürich den Anschlusszug und braucht für seine Reise 30 Minuten länger.
Zudem kommt der Kauf eines Anschlussbilletts um einiges teurer: Das direkte Billett von Escholzmatt nach Maloja würde retour für die 2. Klasse ohne Halbtaxabo 258 Franken kosten. Die Billette von Escholzmatt nach Zürich und von Zürich nach Maloja kosten hingegen insgesamt gut 310 Franken. Das sind rund 52 Franken mehr.
Maloja ist kein Einzelfall: Tausende anderer Haltestellen fehlen auf den BLS-Automaten – auch grössere Orte wie Kriens LU, Allschwil BL und Tourismusorte wie Laax GR sind nicht verfügbar. Und St. Moritz GR ist wegen eines Programmierungsfehlers so gut versteckt, dass kaum ein Passagier ein Billett lösen können wird.
Automaten ersatzlos demontiert
Doch was sind die Gründe für diese offensichtlichen Mängel? Die Billettauswahl an den neuen BLS-Automaten ist eingeschränkt, weil die neuen Automaten nicht mehr mit dem SBB-Zentralrechner verbunden sind. Laut Soltermann handelt es sich um sogenannte «Offline-Automaten». So kann die BLS die monatliche Gebühr an die SBB für den Datentransfer sparen.
Die neuen Billettautomaten sind nicht der einzige Rückschritt auf dem Netz der BLS: An zwölf Bahnhöfen auf der Lötschberg-Südrampe im Wallis und im Simmental BE werden die Automaten ersatzlos demontiert. Wer dort einsteigt, muss das Billett beim Kondukteur lösen. Natürlich ist auch dieses Angebot eingeschränkt.
Und was sollen Passagiere tun, wenn der Kondukteur bei grossem Andrang nicht vorbeikommt? «Dann bitten wir Sie», schreibt die BLS, «das Billett nach der Fahrt am Aussteigebahnhof zu kaufen.» Die Frage ist nur, ob das alle betroffenen Passagiere machen werden.