Viele Stromlieferanten schafften in den letzten Jahren den Doppeltarif ab – also die Unterscheidung in Hoch- und Niedertarifzeiten. Das bedeutet: Die Haushalte bezahlen jetzt am Tag und in der Nacht sowie werktags und an den Wochenenden stets gleich viel für ihren Verbrauch. Einige Elektrizitätswerke wenden den Einheitstarif lediglich beim Strompreis an, andere ausschliesslich bei den Netzgebühren – nicht wenige aber bei beidem.
Zu Letzteren gehört der Berner Stromkonzern BKW, mit rund 400'000 Kunden einer der grössten Lieferanten im Land. Seit 2023 können Haushalte im BKW-Versorgungsgebiet nicht mehr wählen, ob sie ihren Stromkonsum nach Einheitspreis oder nach Doppeltarif abgerechnet haben möchten. Es gibt nur noch den Einheitstarif. Folge: Ehemalige Doppeltarifhaushalte müssen jährliche Mehrkosten von rund 45 Franken tragen. Das gilt bei einem typischen Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden, der sich zu 60 Prozent auf die früheren Niedertarif- und zu 40 Prozent auf die früheren Hochtarifzeiten verteilt.
Laut BKW zahlen ehemalige Doppeltarifkunden im Einheitstarif durchschnittlich rund 33 Franken mehr pro Jahr. Der Konzern hält fest, er habe mit der Abschaffung des Doppeltarifs eine «Ungleichheit behoben». Doppeltarifkunden bezahlten vorher pro Kilowattstunde weniger als Kunden im Einheitstarif.
9 von 15 Versorger verteuerten Strom
Die BKW ist kein Einzelfall. Der K-Tipp machte die Rechnung bei 15 Stromlieferanten, die in den letzten fünf Jahren den Doppeltarif ganz oder teilweise aufhoben: Bei 9 dieser 15 Elektrizitätswerke stiegen die jährlichen Stromkosten für typische Doppeltarifhaushalte im Jahr nach dem unfreiwilligen Wechsel zum Einheitstarif an – bei den Technischen Betrieben Glarus zum Beispiel um knapp 70 Franken, beim Stadtberner Lieferanten EWB um fast 60 Franken.
Vertreter der Stromkonzerne begründen die Abschaffung des Doppeltarifs mit Veränderungen bei der Stromproduktion und beim Verbrauch. Der Ausbau an Solarenergie führe tagsüber zu einem immer grösseren Stromangebot. Zugleich lasse die wachsende Zahl an Wärmepumpen und Ladestationen für Elektrofahrzeuge den Konsum in der Nacht kräftig steigen. Es sei nicht mehr sinnvoll, den Nachtverbrauch zu begünstigen. Der Trend weg vom Doppeltarif dürfte deshalb andauern.
Strompreis: Das können Kunden tun
Erkundigen Sie sich nach dem neuen Strompreis, falls Ihr Lieferant den Doppeltarif abschaffen will. Steigen Ihre Stromkosten markant, können Sie dies der Eidgenössischen Elektrizitätskommission mitteilen. Die Kommission kann ungerechtfertigte Strompreiserhöhungen verbieten.