Andrea Zogg (Name geändert) aus dem Kanton Zürich suchte Anfang Februar im Internet nach ihrem Lieblingsshampoo der Marke Kerastase. Im Shop des Zürcher Internetverkäufers E-Commerce Welt (E-commerce-welt.ch) fand die 29-Jährige eine Literflasche zum Preis von Fr. 52.70. Im Laden kostete diese knapp 70 Franken. Zogg bestellte das Produkt und überwies den Betrag samt Fr. 9.– Versandkosten und Fr. 4.40 Mehrwertsteuer zum Voraus per Twint.
Wenig später erhielt die K-Tipp-Leserin von E-Commerce Welt ein E-Mail: Wegen der Coronapandemie habe man die Lieferzeiten angepasst. Man könne das Shampoo erst in fünf bis zehn Tagen liefern. Doch das Shampoo war zehn Tage später noch immer nicht geliefert. Zogg versuchte mehrfach, den Kundenservice per E-Mail und Telefon zu kontaktieren – ohne Erfolg. Erst als sie der Firma einige Wochen später mitteilte, sie habe sich an den K-Tipp gewandt, erhielt sie ihr Geld zurück.
Andrea Zogg ist kein Einzelfall. Auf der Bewertungsplattform Trustpilot.com gibt es viele negative Rückmeldungen zu E-Commerce Welt. Kunden beschweren sich, dass bestellte und bezahlte Ware nicht geliefert worden sei.
Dem K-Tipp liegen zahlreiche weitere Reklamationen von Lesern vor, die in den vergangenen Monaten Probleme mit Internetshops hatten. Die Betroffenen bestellten etwa bei Smoke-24.ch Zigarillos für Fr. 66.90, bei Coolsurf.dk ein aufblasbares Paddleboard samt Schwimmweste für Fr. 279.90 oder bei Spiegel-bad.ch einen Badezimmerspiegel für Fr. 610.–. Mehrere Kunden warten bis heute auf die Ware.
Bei Reklamationen kaum erreichbar
Das Vorgehen solcher Internetshops ähnelt sich meist: Sie locken mit günstigen Angeboten, und die Kunden müssen zum Voraus zahlen. Doch die Produkte werden nicht wie versprochen geliefert. Der Kundenservice ist für Reklamationen schwer oder gar nicht erreichbar. Und ist er es doch, reden sich die Händler häufig mit Lieferengpässen oder Importverzögerungen heraus und versprechen eine baldige Lieferung.
Roland Eugster von der auf digitale Sicherheit spezialisierten Stiftung Switch warnt: «Auch dubiose Internetshops sind inzwischen professionell aufgebaut.» Zwar prüft Switch Neuregistrierungen von .ch- und .li- Adressen anhand verschiedener Sicherheitskriterien und sperrt verdächtige Seiten sofort. Doch die Betrüger würden laufend neue Methoden anwenden, sagt Eugster. Deshalb gelinge es nicht, alle dubiosen Shops zu sperren.
Auf Anfrage des K-Tipp rechtfertigt E-Commerce Welt die Lieferengpässe mit einer hohen Zahl von Bestellungen. Smoke-24 und Coolsurf nahmen nicht Stellung. Die Website Spiegel-bad.ch ist inzwischen nicht mehr online.
Dubiose Internetshops: Darauf sollten Sie achten
Beim Einkauf im Internet gilt: Wenn möglich nur auf Rechnung bestellen. Besonders vorsichtig sollte man bei Internetshops sein, die eines der folgenden Merkmale aufweisen:
- Bestellung ist ausschliesslich gegen Vorauszahlung möglich.
- Zum Webshop gibt es viele Beschwerden in Internetforen.
- Im Impressum ist eine Briefkastenfirma oder eine ausländische Firma angegeben.
Tipp: Der K-Tipp führt eine Warnliste mit dubiosen Internetshops. Sie ist zu finden auf Ktipp.ch. Die Liste wird laufend geprüft und aktualisiert.