Eklig, diese Tastaturen
Wie stark sind Tastaturen von PCs und Automaten mit Keimen belastet? Auch wenn der K-Tipp Fäkalbakterien gefunden hat: Ein Gesundheitsrisiko besteht nicht.
Inhalt
K-Tipp 13/2004
25.08.2004
Bernhard Matuschak - redaktion@ktipp.ch
Die Meldung aus den USA sorgte für Unbehagen: Auf PC- und Telefontastaturen tummeln sich bis zu 400-mal mehr Mikroorganismen als im WC.
Während dreier Monate hatte Mikrobiologe Charles Gerba von der Uni Arizona unzählige PC-Arbeitsplätze auf ihre bakterielle Belastung hin untersucht. Sein Fazit ist vernichtend: Tastaturen seien ein Paradies für Bakterien, es bestehe Infektionsgefahr.
Die Sorge um Tausende nichts ahnender Internetcafégäste, Bancomatkunden und ...
Die Meldung aus den USA sorgte für Unbehagen: Auf PC- und Telefontastaturen tummeln sich bis zu 400-mal mehr Mikroorganismen als im WC.
Während dreier Monate hatte Mikrobiologe Charles Gerba von der Uni Arizona unzählige PC-Arbeitsplätze auf ihre bakterielle Belastung hin untersucht. Sein Fazit ist vernichtend: Tastaturen seien ein Paradies für Bakterien, es bestehe Infektionsgefahr.
Die Sorge um Tausende nichts ahnender Internetcafégäste, Bancomatkunden und Billettautomatennutzer liess dem K-Tipp keine Ruhe. An einem warmen Sommertag machte sich ein Tester mit einem Rucksack voller Probeplatten auf den Weg, um dem Infektionsherd «Tastatur» zu Leibe zu rücken. An 30 verschiedenen Tastaturen in Büros, Internetcafés, am Hauptbahnhof Zürich und im Flughafen Kloten wurden Proben genommen und noch gleichentags per Express an das Testlabor Zollinger in Zürich geschickt. Das Ergebnis lässt weitgehend aufatmen: Eidgenössische Tastaturen scheinen deutlich geringer mit Keimen verunreinigt als diejenigen in den USA.
Dreckspatzen an Bancomaten
Die unrühmlichen Spitzenreiter werden am Zürcher Paradeplatz ermittelt: Ein Bancomat der UBS bringt es auf 137, ein Gerät vor der Credit Suisse auf 95 Mikroben pro 25 cm2. Im Vergleich zur WC-Spültaste im Interregio-Zug Luzern-Zürich (220) ist die Belastung nur etwa halb so gross.
Doch der K-Tipp-Tester stösst auch auf wenig Erquickliches: An einem öffentlichen Fernsprecher am Flughafen, einem Rechner im Zürcher Internetcafé Urania, am Coop-Bancomaten am Bahnhofquai sowie an einem Billettautomaten am Hauptbahnhof werden Fäkalbakterien entdeckt.
Walter Zollinger vom Testlabor Zollinger gibt dennoch Entwarnung: «Wenn man nicht direkt von der Tastatur in den Mund fasst, droht keine gesundheitliche Gefahr.» Grundsätzlich gelte: Je mehr Personen an einem Terminal arbeiteten, je wärmer und feuchter das Klima, desto grösser die bakterielle Belastung. Die Lebensdauer der Bazillen auf einer Tastatur sei jedoch, so der Mikrobiologe, relativ kurz. Krankheitsüberträger wie E. coli überlebten nur etwa 30 Minuten. Deshalb komme es vor allem auf die Reinlichkeit des Vorbenutzers an.
Bei der Post gehts relativ sauber zu
Speziell hygienebewusst sind anscheinend die Besucher der Zentralbibliothek Zürich. Auf drei fast schon klinisch sauberen Tastaturen an stark frequentierten PCs finden sich 1,5 bzw. 11 Bakterien pro 25 cm2.
Relativ clean sind auch die Postomaten im Airport Shopping Kloten (10) sowie der Postomat vor der Zürcher Sihlpost (24), an dem der Tester 20 Minuten wartet, bis er ans Gerät kommt.
Eine Nachfrage bei Postfinance-Sprecher Alex Josty ergibt, dass Tastaturen mindestens einmal pro Woche gesäubert werden. «Zur Betreuung der Postomaten gehört auch die Reinigung von Bildschirm und Tastatur. Je stärker ein Automat frequentiert wird, desto häufiger wird er gereinigt», sagt Josty.
Und wie erklären sich die Unterschiede zu den USA? «Offenbar waschen sich die Leute in der Schweiz häufiger die Hände», meint Zollinger augenzwinkernd.
PC-Tastatur und Maus regelmässig reinigen - aber richtig
Grundsätzlich gilt: Wärme und feuchtes Milieu fördern das Bakterienwachstum. Und: Essen am PC ist tabu.
Auch wenn die bakterielle Belastung keinen Anlass dazu gibt, sollten Büro-PCs mehrmals jährlich einer Generalreinigung unterzogen werden. «Durch das Eindringen von Staub werden vor allem die Lüftungsventilatoren im Rechner beeinträchtigt, was zu Absturz und Defekten führen kann», sagt dazu Heinz Bosshard, der ein PC-Reinigungsunternehmen betreibt.
Folgende Schritte sollten nur am ausgeschalteten Gerät durchgeführt werden:
- Tastatur und Maus: Tastatur umdrehen und leicht auf die Unterseite klopfen. Staub und Feststoffe mit einem Fön herausblasen. Nicht zu nahe an die Tastatur kommen und auf keinen Fall einen Haushaltsstaubsauger verwenden (elektrostatische Entladungen). Maus- und Tastaturoberflächen mit einem mit Seifenlauge (oder PC-Spezialreiniger) benetzten, feuchten Tuch abwischen.
- Maus (mechanisch): Deckel an der Unterseite öffnen, Gummiball herausnehmen und mit Tuch (Seifenlauge) säubern. Antriebsräder im Gehäuse mit in Brennspiritus oder Alkohol getauchtem Wattestäbchen reinigen.
- Maus (optisch): Nur Oberflächen feucht abwischen.
- Bildschirm: Einmal monatlich mit Seifenwasser reinigen. Keine Fensterputzmittel oder andere aggressive Reinigungsmittel verwenden.