Elektrogeräte: Abstand halten oder Stecker raus!
Die im K-Tipp veröffentlichte Liste der Elektrosmog-Belastung durch Radiowecker, Staubsauger und andere Haushaltgeräte hat bei der Leserschaft ein grosses Echo ausgelöst. Hier die Antworten zu den häufigsten Fragen.
Inhalt
K-Tipp 6/2006
22.03.2006
Otto Hostettler - otto.hostettler@ktipp.ch
Wenn Elektrogeräte im Haushalt eingeschaltet beziehungsweise in Betrieb sind, entstehen magnetische Wechselfelder. Solche gesundheitlich bedenklichen Magnetfelder erreichen oftmals ein Vielfaches des international anerkannten Grenzwerts für Computermonitore (200 Nanotesla), wie der K-Tipp in seiner letzten Ausgabe berichtete.
Zahlreiche Leserinnen und Leser suchten darauf beim K-Tipp Rat. Hier die Antworten und Tipps zu den häufigsten Fragen und Problemen.
Ist es...
Wenn Elektrogeräte im Haushalt eingeschaltet beziehungsweise in Betrieb sind, entstehen magnetische Wechselfelder. Solche gesundheitlich bedenklichen Magnetfelder erreichen oftmals ein Vielfaches des international anerkannten Grenzwerts für Computermonitore (200 Nanotesla), wie der K-Tipp in seiner letzten Ausgabe berichtete.
Zahlreiche Leserinnen und Leser suchten darauf beim K-Tipp Rat. Hier die Antworten und Tipps zu den häufigsten Fragen und Problemen.
Ist es sinnvoll, den alten Elektroherd durch einen Strom sparenden Induktionsherd zu ersetzen?
Nein. Gemäss Bundesamt für Gesundheit können herkömmliche Kochherde zwar stärkere magnetische Felder erzeugen als moderne Induktionskochherde. Diese Werte werden aber von verschiedenen Bau- und Elektrobiologen in Frage gestellt.
Der deutsche Baubiologe Wolfgang Maes beispielsweise gibt für Induktionsherde zehnmal so starke Magnetfelder an wie für «normale» Elektroherde. Der Zürcher Mess-Ingenieur Peter Schlegel verweist zudem auf die starke elektromagnetische Hochfrequenzstrahlung, die von der elektronischen Leistungsregelung verursacht wird (gesundheitlich ebenfalls bedenklich).
Fazit: Baubiologen empfehlen Induktions-Kochherde aus gesundheitlicher Sicht weder für gewerbliche Küchen noch für den privaten Haushalt.
Erzeugen Aquarien und Terrarien auch Magnetfelder?
Ja, denn nicht nur die Leuchtstoffröhren (bei 50 cm Abstand bis zu 1000 Nanotesla), sondern auch die Netzteile der Lampen und die Wasserpumpen (die meist im Dauerbetrieb stehen) sorgen für beträchtliche magnetische Felder. Deshalb gilt auch hier: Abstand halten! Aquarien und Terrarien gehören nicht in Bettnähe, auch nicht an die Schlafzimmerwand im Nebenraum.
Schützt eine Wand oder der Boden vor Magnetfeldern?
Magnetische Felder durchdringen Baustoffe fast ungehindert. Anders als bei den elektrischen Feldern nützt Abschirmen hier wenig. Magnetfelder von eingeschalteten Elektrogeräten, die sich unmittelbar hinter einer Zimmer-/Wohnungswand befinden, können deshalb an Ihrem Aufenthaltsort immer noch recht hoch sein.
Heizdecken und Heizkissen erzeugen starke magnetische Felder. Wie ist es mit Wasserbetten?
Generell raten Fachleute von Heizdecken, Heizkissen und Wasserbetten ab, denn sie erzeugen je nach Modell und Betriebszustand beträchtliche oder gar sehr starke Felder. Wer nicht aufs Wasserbett verzichten will, sollte zumindest eine Schaltuhr (evtl. in Kombination mit einem Netzfreischalter) anschliessen, damit die Heizung während des Schlafs vom Stromnetz getrennt wird. Problematisch für empfindliche Personen sind auch Magnetfeld-Therapie-Matten mit Stromanschluss.
Wie sieht es mit batteriebetriebenen Geräten aus (z.B. Schlankheitsgürtel, elektronisches Musikspielzeug am Kinderbett)?
Batteriebetriebene Geräte funktionieren mit Gleichstrom (solche Felder sind weniger problematisch), magnetische Wechselfelder entstehen nur durch Wechselstrom. Grundsätzlich: Elektrische oder elektronische Geräte gehören nicht ins Kinderbett. Bei Babyphones mindestens 1 Meter Abstand halten!
Kann die Stromzufuhr einer Wohnung (Verteilkasten) ebenfalls Elektrosmog erzeugen?
Ja, ein Verteilkasten erzeugt beträchtliche magnetische und elektrische Felder. Je mehr Wohnungen an einer Zuleitung hängen, desto stärker sind diese Felder. Sind solche Zuleitungen in Bettnähe (an der Kellerdecke unter dem Bett oder in der Wand neben dem Bett), sollte zumindest das Zimmer umgestellt oder sogar ein anderes Schlafzimmer bezogen werden.
Für Zähler- und Sicherungskasten gilt: Ist der Kasten aus Metall (und geerdet), fallen zumindest die elektrischen Felder weg, die magnetischen Felder bleiben. Ist jenseits der Schlafzimmerwand (Kopfbereich) ein solcher Kasten angebracht, sollte das Bett umgestellt werden, um Abstand zu schaffen.
Gibt es technische Hilfsmittel, um magnetische Felder zu minimieren?
Ja. Empfehlenswert sind Lösungen, die das Strom verbrauchende Gerät vom Netz trennen: ausschaltbare Steckdosenleisten, Netzfreischalter. Letztere unterbrechen ganze Stromkreise, womit auch die elektrischen Felder vermieden werden. Sie werden im Sicherungskasten montiert (unbedingt durch einen Fachmann ausführen und überprüfen lassen!) und schalten die Wechselspannung auf einer Leitung ab, sobald alle Geräte der entsprechenden Sicherungsgruppe ausgeschaltet sind (Lampen, Fernseher, Stereoanlage etc.).
Sobald ein Gerät erneut eingeschaltet wird (z.B. Nachttischlampe), setzt der Netzfreischalter die ganze dazugehörige Gruppe wieder unter Netzspannung.
Wie wirksam sind so genannte Entstörgeräte und Ähnliches? Hilft so etwas gegen Elektrosmog?
Immer wieder preisen selbst ernannte Fachleute verschiedenste Wundermittel gegen Elektrosmog an: Chips, die angeblich die Strahlung harmonisieren, Filter, Farbkarten, Magnetfeld-Therapie-Decken wie etwa jene der Firma Bricona, Ringe, Kupferarmbänder etc. Die Wirksamkeit solcher Gegenstände ist nicht belegt. Erfahrene Baubiologen und elektrotechnisch geschulte Fachleute raten: Hände weg! Wer solche Produkte ausprobieren will, sollte zumindest auf ein mehrmonatiges Rückgaberecht pochen. Besser ist in jedem Fall, die Quellen der Magnetfelder zu minimieren oder zumindest Abstand zu halten.
Im nächsten K-Tipp: Hier finden Elektrosmog-Geplagte Rat.
Magnetfelder lassen sich reduzieren
- Halten Sie mindestens 1-2 Meter Abstand zu Strom führenden Leitungen und Geräten.
- Schalten Sie elektrische Geräte nach Gebrauch ab.
- Viele Geräte verbrauchen auch dann Strom, wenn sie ausgeschaltet sind (Stand-by, Trafo). Deshalb: Geräte ausstecken oder Kabelschalter/Steckdosenleiste verwenden.
- Entfernen Sie Geräte, die am Strom hängen, aus dem Schlafzimmer - vor allem Radiowecker und Halogen-Nachttischlampen.
So entstehen magnetische und elektrische Wechselfelder
- Magnetische Wechselfelder entstehen, sobald in Leitungen, Installationen und Geräten Wechselstrom fliesst, also dann, wenn ein Gerät eingeschaltet bzw. in Betrieb ist. Aufgrund der im Alltag dominierenden Frequenz von 50 Hertz spricht man von niederfrequenten Feldern.
- Elektrische Wechselfelder entstehen dann, wenn Leitungen, Installationen oder Geräte unter Spannung stehen, also auch dann, wenn Geräte lediglich eingesteckt sind und kein Strom fliesst.
- Hochfrequente elektromagnetische Wellen beziehungsweise Strahlung entstehen etwa beim Mobilfunk, beim kabellosen Internetzugang (WLAN) oder bei schnurlosen Telefonen.
Sowohl niederfrequente magnetische und elektrische Wechselfelder als auch die hochfrequente elektromagnetische Strahlung sind gesundheitlich höchst bedenklich. Zahlreiche internationale Studien belegen seit Jahren einen Zusammenhang mit gesundheitlichen Problemen - bis hin zu Krebserkrankungen. Betroffene klagen über Kopfschmerzen, Migräne, Schwindelanfälle, Übelkeit und Ähnliches. Sogar das Bundesamt für Gesundheit hielt fest: «Niederfrequente Magnetfelder sind möglicherweise krebserregend.»
Bei der hochfrequenten elektromagnetischen Strahlung ist es vor allem der thermische Effekt, der wissenschaftlich breit dokumentiert ist und gesundheitliche Schwierigkeiten bereiten kann. Betroffene klagen unter anderem über Kopfschmerzen, Übelkeit, Ohrenrauschen, Tinnitus etc. Arbeiter an Radaranlagen holten sich Verbrennungen. Forscher weisen auch darauf hin, dass die gepulsten Mikrowellen des Mobilfunks Veränderungen der Gehirnströme verursachen können.
(ohs)
BUCH-TIPP
Alles Wichtige zum Thema Elektrosmog und was Sie dagegen tun können, steht im Gesundheitstipp-Ratgeber «Gesundheitsrisiko Elektrosmog».
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