Elektroautos sind immer beliebter: In der ersten Hälfte dieses Jahrs wurden in der Schweiz gemäss dem Branchenverband Auto Schweiz rund 22 000 Autos mit Elektroantrieb verkauft. Das ist deutlich mehr als im Vorjahr mit rund 10 000 neuen E-Autos. Stromfahrzeuge sind ökologischer als die Konkurrenz mit Benzin- und Dieselantrieb (K-Tipp 3/2020). Allerdings benötigen sie grosse Batterien mit bis zu 100 Kilowattstunden Speicherkapazität und verfügen über starke Elektromotoren. Diese können Elektrosmog verursachen, also elektromagnetische Felder. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO können diese Spannungen im Körper auslösen. Bei Menschen kann dies Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwäche zur Folge haben.
Der K-Tipp wollte wissen, ob Fahrer in Elektroautos stärkerem Elektrosmog ausgesetzt sind als in Treibstoffautos, und mass die niederfrequenten magnetischen Felder in fünf Elektroautos: Fiat 500e, Renault Zoe, Hyundai Kona, Seat Mii und Tesla Model S. Zum Vergleich wurde die Strahlenbelastung in zwei Benzinautos ermittelt: in einem Renault Mégane Kombi und einem kleinen Renault Clio. Denn auch Benziner produzieren Elektrosmog. Der E-Smog stammt von Antriebsmotoren, aber auch von Heizungs-, Klima- und Lichtanlagen der Fahrzeuge.
Alle Autos deutlich unter den Grenzwerten
Ergebnis: In keinem Wagen wurden übermässig hohe Elektrosmogwerte gemessen. Auf Hüfthöhe betrug die Strahlenbelastung während der Fahrt im E-Auto im Durchschnitt rund 73 Nanotesla (nT). Auf Kopfhöhe lag der Messwert bei 74 nT. In den beiden benzinbetriebenen Wagen war der Strahlenwert höher: auf Kopfhöhe rund 90 nT und auf Hüfthöhe 97 nT. Zum Vergleich: Am Arbeitsplatz in einem Büro mass der K-Tipp 26 nT auf Kopf- und 18 nT auf Hüfthöhe. Das heisst: Die Strahlenbelastung in Benzin- und E-Autos war knapp zwei- bis dreimal so hoch wie an einem normalen Arbeitsplatz mit Computer und Telefon.
Die in den Autos gemessenen Werte lagen deutlich unter den Grenzwerten der schweizerischen Verordnung über den Schutz vor Nichtionisierender Strahlung (NISV). Diese sieht «an Orten mit empfindlicher Nutzung» wie Arbeitsplätzen, Schulräumen oder Schlafzimmern eine Magnetfeldstärke von maximal 1000 nT vor. Für Autos gibt es keinen Grenzwert.
Gemäss den strengeren Richtlinien des Deutschen Instituts für Baubiologie (IBN) für Schlafräume gelten Werte zwischen 20 und 100 nT als «schwach auffällig». Laut dem Institut können zwar auch sehr empfindliche Menschen unter solchen Magnetfeldern leiden, wenn sie viel Zeit dort verbringen. Im Auto sitzt man in der Regel aber deutlich weniger lang als an Arbeitsplätzen oder im Wohnzimmer.
Höchstwert von 900 Nanotesla im Seat
Die höchsten Messwerte mass der K-Tipp bei E-Autos und Benzinern während der Fahrt, und zwar im Fussbereich. Auch hier zeigten sich zwischen den beiden Antriebssystemen kaum Unterschiede. Die durchschnittliche Strahlenbelastung an den Füssen betrug im fahrenden Elektroauto 434 nT, in den beiden Benzin-Autos 384 nT. Das stärkste Feld von knapp 900 nT mass der K-Tipp im Fussbereich des Elektromodells Seat Mii.
Auch US-amerikanische, australische und israelische Forscher stellten 2015 in einer Studie fest, dass die Strahlung im Fussbereich der Autos in der Regel am stärksten ist. Das Bundesamt für Gesundheit kam 2016 später im Zuge einer Messreihe zum gleichen Schluss. Grund: Die Stromkabel verlaufen im Boden der Fahrzeuge.
Den tiefsten Strahlungswert insgesamt mass der K-Tipp beim Model S von Tesla: Im Bereich von Kopf und Hüften lag dieser bei rund 20 nT. Solche Werte beurteilt das Deutsche Institut für Baubiologie als «unauffällig». Im Fussbereich lag der Wert bei knapp 101 nT. Es ist anzunehmen, dass beim Tesla die Kabel, Batterien und Motoren besonders gut abgeschirmt sind.
Die K-Tipp-Stichprobe zeigt: Wer empfindlich auf Elektrosmog reagiert, sitzt besser ins Auto als in die Bahn: Die Strahlenbelastung lag bei einer Stichprobe von «Saldo» in den meisten SBB-Zügen bei deutlich über 1000 nT («Saldo» 18/2015).
So hat der K-Tipp gemessen
Der K-Tipp mass mit Hilfe eines Niederfrequenz- Messgeräts in fünf Elektroautos und zwei Benzinfahrzeugen die Belastung durch Elektrosmog – genauer: die niederfrequenten magnetischen Felder im Bereich von 50 Hertz bis 100 Kilohertz. Und zwar im Fussbereich und auf Hüft- und Kopfhöhe. Gemessen wurde im Stand, bevor und nachdem der Motor gestartet wurde sowie während der Fahrt bei 80 Kilometern pro Stunde. Zum Vergleich mass der K-Tipp die Belastung an einem Arbeitsplatz mit Geräten wie Computer und Drucker.