Es ist nicht alles schmeichelhaft, was in Internetforen über Online-Partnervermittlungen geschrieben wird. Von «Fastfood der Partnersuche» ist die Rede, von einer Atmosphäre «wie beim Einkaufen auf Amazon» und von «Horror und Fremdschämfaktor 10».
Internet-Partnervermittlungen unterscheiden sich von Flirt- und Dating-Portalen hauptsächlich durch das «Matching». Das heisst: Wer sich registriert, füllt in der Regel zunächst einen Persönlichkeitstest aus. Daraufhin werden ihm oder ihr Mitglieder vorgeschlagen, deren Persönlichkeitsprofile als passend erscheinen. Direkt kontaktieren kann man sie aber erst als Vollmitglied – also nach Abschluss eines kostenpflichtigen Abos.
Der K-Tipp wollte erfahren, was Singles bei solchen Vermittlungen erwartet. Er hat deshalb fünf Partnersuchende – drei Frauen und zwei Männer – gebeten, während dreier Monate ihre Erlebnisse als Vollmitglied zu protokollieren. Die Stichprobe umfasste Be2.ch, Edarling.ch, Elitepartner.ch, Heartbooker.ch, Parship.ch und Partner.ch.
Die Männer strichen schon nach kurzer Zeit die Segel, die Frauen hielten die drei Monate durch. Ihre wichtigsten Erfahrungen (alle Namen geändert):
Cecile Scherr (46)
- Über Be2.ch: «Nach Erstellen meines Profils erhielt ich viel zu viele und erst noch kaum passende Vorschläge», bemängelt Scherr. Von ihr vorgegebene Kriterien seien unberücksichtigt geblieben. «Ich hatte zum Beispiel als Mindestgrösse 1,75 Meter definiert. Doch viele der vorgeschlagenen Männer waren kleiner.»
Be2 sagt dazu, das System suche grundsätzlich die passendsten Partner, «basierend auf Persönlichkeitstest und Vorlieben». Es könnten auch Kandidaten vorgeschlagen werden, die bei einzelnen Suchkriterien etwas abweichen, dafür aber bei anderen eine hohe Übereinstimmung aufweisen würden.
- Über Elitepartner.ch: «Wenn ich relativ lange nicht online war, traf stets mindestens eine Anfrage ein», sagt Scherr. «Da wird man den Verdacht nicht los, dass die Anfrage von Elitepartner selber stammen könnte, um die Leute bei Laune zu halten.»
Elitepartner verneint das vehement: «Jede Anfrage wird von realen Partnersuchenden verschickt.» Die Mitgliedschaft bei Be2 bescherte Scherr sieben bis acht Stunden, jene bei Elitepartner fünf bis sechs Stunden Aufwand pro Woche. Zu einem persönlichen Treffen kam es nur einmal. Gefunkt hats dabei nicht.
Carla Scholz (63)
- Über Parship.ch: «Ich bekam zwar nicht allzu viele Vorschläge, dafür entsprachen sie grösstenteils meinen Wünschen.» Es sei zu drei persönlichen Treffen gekommen, die «sehr angenehm verliefen». Scholz: «Parship würde ich weiterempfehlen.»
- Über Heartbooker.ch: «Unter den Vorgeschlagenen gab es so gut wie keinen passenden Mann», kritisiert Scholz. «Ich hatte den Eindruck, dass jeder, der sich neu anmeldete, als Vorschlag erschien.»
Heartbooker bezeichnet das als «subjektive Empfindung». Andere Kunden seien bezüglich Auswahl und Anzahl der Vorschläge sehr zufrieden.
Rosmarie Ganz (58)
- Über Edarling.ch: «Neben vielen seriösen Vorschlägen sind auch ein paar unanständige Zuschriften mit Angeboten für ‹schnelle Nummern› eingetroffen», ärgert sich Ganz.
Edarling schreibt, falls dem so gewesen sein sollte, «ärgert uns das ebenfalls». Werde ein solches Vorkommnis gemeldet oder finde der Kundendienst Hinweise auf anstössige Absichten, würden die betreffenden Profile gelöscht. Man richte sich «klar an Singles, die eine langfristige Beziehung anstreben».
- Über Partner.ch: «Ich erhielt zahlreiche Angebote – vorab aus der Romandie», so Ganz. «Zum Glück spreche ich französisch, sonst hätte mir das nicht viel genützt.» Doch jetzt habe sie «einen schönen Kontakt zu einem netten Herrn in der Westschweiz».
Partner.ch mutmasst, dass Ganz «eventuell die Suchkriterien zu speziell definiert» und es in ihrer Region darum nicht viele passende Kandidaten gegeben habe.
Fürs Sichten der Vorschläge, Korrespondieren und anderes mehr hat Rosmarie Ganz auf beiden Portalen je sieben bis acht Stunden pro Woche verbracht. Wie Cecile Scherr ist sie mit Vorschlägen – total rund 200 – fast überflutet worden: «Hätte ich mich bei einer dritten Partnervermittlung registriert, wäre ich völlig überfordert gewesen.»
Bei Scherr hält sich die Begeisterung für Singlebörsen nicht nur wegen des Aufwands in Grenzen, sondern auch wegen der «komischen Kerle, die sich dort zuweilen herumtreiben». Einer habe gleich gesagt, er wolle sofort zusammenziehen, weil er jemanden für die Hausarbeit brauche. Ein anderer habe vor dem vereinbarten Treffen per SMS eine Liste mit Diskussionsthemen geschickt, auf die sie sich hätte vorbereiten sollen. Scherrs Fazit nach drei Monaten: «Ich würde mich eher mit dem Schild ‹Suche Mann!› an die Bahnhofstrasse stellen, als das nochmals zu machen.»
Singlebörsen: Dauerärger Abo-Kündigung
Das sorgt seit Jahren für Ärger: Internet-Partnervermittlungen pflegen Mitgliedschaften automatisch mindestens um die vereinbarte Laufzeit zu verlängern, wenn man nicht fristgerecht gemäss Geschäftsbedingungen kündigt (K-Tipp 2/13, 5/12, 18/10). Das hat sich auch in der aktuellen Stichprobe wieder gezeigt.
Dabei sind laut Gesetz Partnervermittlungsverträge jederzeit kündbar – und nur gültig, wenn sie schriftlich vorliegen und unterschrieben sind. Doch die Internet-Singlebörsen argumentieren, die Bestimmungen des Gesetzes würden nur für die «klassische» Ehe- und Partnerschaftsvermittlung gelten, aber nicht für Internetbörsen. Letztere stellten den Partnersuchenden im Wesentlichen nur ihre Datenbank zur Verfügung.
Dem widerspricht Jurist Thomas Pietruszak, Mitautor eines Standardwerks zum Obligationenrecht: «Sobald Internet-Partnerbörsen Vorschläge passend zum Profil des Kunden zuschicken, sind die Gesetzesartikel anwendbar.» Somit gilt: Wer von einer ungewollten Verlängerung überrascht wird, sollte sie ablehnen und eingeschrieben per sofort kündigen.
Verschleierte Kosten
Nur bei zwei der sechs Internet-Partnervermittler in der Stichprobe findet man als nicht registrierter Interessent alle Preise zur Vollmitgliedschaft: bei http://www.Edarling.ch und bei http://www.Heartbooker.ch. Die anderen vier verraten ihre Preise im Detail erst nach der kostenlosen Registrierung und teils erst nach dem Persönlichkeitstest.
Der K-Tipp schafft Transparenz: Sechs Monate Vollmitgliedschaft kosten bei Heartbooker.ch Fr. 155.40, bei Partner.ch Fr. 294.–, bei Be2.ch und Edarling.ch Fr. 359.40, bei Parship.ch Fr. 419.40 und bei Elitepartner.ch Fr. 539.40 (Stand Dezember 2013. Alle angebotenen Laufzeiten und Preise).