Es kommt selten vor, dass ein Kartenspiel auf einer Spielmesse zum unangefochtenen Geheimtipp avanciert. Doch bei der letztjährigen Messe in Essen (D) konnte sich «Hanabi», das sich mit einigen wenigen Karten und äusserst einfachen Regeln spielen lässt, erfolgreich gegen aufwendige Brettspiele durchsetzen.
Das Spielprinzip ist einfach: Die Spieler legen der Reihe nach Karten auf verschiedene Stapel ab. Dabei müssen sie auf die korrekte Farbe – Rot, Gelb, Grün, Blau und Weiss – achten sowie die Reihenfolge der nummerierten Karten von 1 bis 10 einhalten.Das Problem: Die Spieler wissen nicht, welche Karten sie in der Hand haben – man muss sie nämlich mit der Vorderseite nach aussen halten, sodass nur die Mitspieler sie erkennen können.
Gegenseitige Hilfe beim blinden Ablegen
Das blinde Ablegen auf die Kartenstapel stellt ein Risiko dar. Die Spieler dürfen es sich ingesamt nur zweimal erlauben, eine Karte auszuspielen, die nicht auf den Stapel passt. Beim dritten Mal ist das Spiel zu Ende, und alle haben verloren.
Glücklicherweise dürfen die Mitspieler einander Tipps geben, was die anderen in der Hand halten. Wer an die Reihe kommt, kann eine eigene Karte auf einen Stapel legen oder einem der Kollegen einen Hinweis zu dessen Karten geben – entweder zur Farbe oder zu den Zahlen. So kann er die entsprechenden Karten mit dem Finger antippen und zum Beispiel sagen: «Diese drei Karten sind weiss.» Oder: «Die mittlere und die rechte Karte haben den Wert 4.»
Leider ist nur eine begrenzte Anzahl Hinweise erlaubt. Die Kunst besteht deshalb darin, möglichst wenige, dafür aufschlussreiche Tipps zu formulieren.
Sieger sind immer alle Spieler
Da man immer wieder neue Karten aufnimmt und alte ablegt, braucht es gehörige Konzentration und ein fittes Gedächtnis, um sich alle Tipps der Mitspieler merken zu können: Waren nun meine linken zwei Karten weiss und die mittlere eine 8? Oder doch die ganz rechts? Und zwischen welche Karten habe ich die 5 gesteckt? Warum macht er mich ausgerechnet jetzt auf die roten Karten aufmerksam? Das Spiel endet, wenn alle Karten aufgebraucht oder die Stapel vollständig sind.
«Hanabi» ist ein Teamspiel, das nur gemeinsam gewonnen oder verloren werden kann. Solche Spiele ohne einzelne Sieger sind nicht jedermanns Sache. «Hanabi» überzeugt dennoch. Bereits nach einer Runde packt die Spieler der Ehrgeiz, es das nächste Mal mit einer besseren Strategie zu versuchen, um noch mehr Stapel zu vervollständigen.
Kommunikation ist die wichtigste Anforderung, um bei «Hanabi» Erfolg zu haben. Erst nach mehrmaligem Spielen lernt man, wie man am besten Tipps gibt, damit die Mitspieler die richtigen Karten ablegen können. Mit knapp einer halben Stunde Spieldauer ist «Hanabi» zudem angenehm kurz. Deshalb ist der Wiederspielreiz besonders hoch.
Bewertung: «Hanabi»
- 2 bis 5 Spieler ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 30 Minuten
- Preis: ca. 10 Franken
- Verlag: Abacusspiele
«Noblemen»
+ Schönes Spielmaterial
< Begrenzte Auswahl an möglichen Siegstrategien
- 3 bis 5 Spieler, ab 12 Jahren
- Dauer: 75 bis 120 Minuten
- Preis: ca. 70 Franken
- Verlag: Pegasus Spiele
England im 16. Jahrhundert: Königin Elisabeth die Erste ist kinderlos. Die adligen Familien aus dem Königreich rechnen sich Chancen aus, selbst einmal einen königlichen Nachfolger aus ihren Reihen stellen zu können. Dazu buhlen sie um die Gunst der Königin. Sie vergrössern ihr Anwesen, errichten Burgen und Paläste und gewinnen damit an den jährlichen Maskenbällen an Prestige.
«Noblemen» ist ein strategisches Brettspiel, das mit leicht verständlichen Regeln und vielen Aktionsmöglichkeiten zu punkten weiss.
«Terra Mystica»
+ Bestens geeignet für Strategiefans
< Zu fünft kann das Spiel sehr lange dauern
- 2 bis 5 Spieler, ab 12 Jahren
- Dauer: 60 bis 150 Minuten
- Preis: ca. 90 Franken
- Verlag: Feuerland Spiele
Zahlreiche Völker breiten sich auf der geheimnisvollen Welt Terra Mystica aus. Dazu müssen sie die Landschaften ihren Vorlieben anpassen sowie Wohnhäuser, Heiligtümer und Festungen erbauen. Schliesslich entstehen ganze Städte auf dem Spielplan. «Terra Mystica» besticht durch umfangreiches und hochwertiges Spielmaterial. Das Spiel bietet viel Abwechslung, eine grosse Spieltiefe und erfreut vor allem Vielspieler.
Wegen der Komplexität der Regeln dauert es meist einige Runden, bis man ein Gefühl für die besten Strategien findet.
«Myrmes»
+ Auch für Vielspieler eine Herausforderung
< Kompliziertes Regelheft
- 2 bis 4 Spieler, ab 13 Jahren
- Dauer: 90 bis 120 Minuten
- Preis: ca. 60 Franken
- Verlag: Ystari
Die Spieler steuern das Schicksal eines Ameisenvolkes. Mit Arbeiterameisen, Soldaten, Ammen, Larven und einer gesamten Ameisenkolonie versuchen sie, die Vorherrschaft über den Garten zu gewinnen. Im komplexen und anspruchsvollen Spiel müssen die Spieler für Nahrung sorgen, ihre Kolonie gegen Feinde schützen, neue Tunnelausgänge anordnen und ihr Volk vergrössern. Der Platz auf dem Spielplan wird daher schnell zu klein.
Das originelle Thema und die Spieltiefe machen «Myrmes» zu einer willkommenen Abwechslung am Spielabend.
«Nacht der magischen Schatten»
+ Sehr gutes Spielmaterial
< Für ältere Spieler bald zu wenig Abwechslung
- 2 bis 4 Kinder, ab 4 Jahren
- Dauer: 15 bis 20 Minuten
- Preis: ca. 45 Franken
- Verlag: Haba
In einer Waldlichtung tauchen magische Schatten auf. Sie zeigen die Silhouetten von Tieren oder Menschen. Doch manchmal fehlen einige der Figuren.
«Nacht der magischen Schatten» ist ein originelles Merkspiel für Kinder, das Konzentration und Vorstellungskraft trainiert.
Nachdem die Silhouetten von sieben Figuren auf eine Leinwand projiziert wurden, müssen die Spieler anhand von Figurenkarten herausfinden, welche Schatten in dieser Spielrunde gefehlt haben. Für jede korrekte Figur kommen die Spieler dem Ziel näher.