Langes Sitzen beansprucht die Wirbelsäule und die Rückenmuskulatur. Ergonomische Stühle entlasten die heiklen Stellen. Aber worauf kommt es an? Der K-Tipp hat nach Sitzgelegenheiten gesucht, die dem Rücken gut tun – und fürs Auge etwas zu bieten haben.
Ergebnis: Den optimalen Stuhl für Leute mit Rückenproblemen gibt es nicht. Grundsätzlich gilt: Ein Sitzmöbel darf keine Zwangshaltung fördern. Es sollte verschiedene Sitzpositionen zulassen. Auch sollten Sitzhöhe, -tiefe und -breite, die Neigung der Sitzfläche sowie die Höhe der Rücken- und Armlehnen auf die individuellen Körpermasse einstellbar sein.
Bei Stühlen empfiehlt sich eine stützende Polstereinlage, die eine aufrechte Haltung fördert. Das beste Indiz für einen ergonomisch gut gebauten Stuhl: Auch nach längerem Sitzen hat man keine Beschwerden.
Vorteilhaft ist es, wenn ein Stuhl zum regelmässigen Wechseln der Sitzposition motiviert. Das ist zum Beispiel bei Esstischbänken oder den sogenannten Wippstühlen der Fall. Wer auf so einem Möbel sitzt, richtet Becken und Rückgrat immer wieder auf. Das verbessert die Durchblutung der Rücken- und Bauchmuskulatur und beugt Verspannungen vor.
Eher problematisch sind jedoch weiche, tiefe Sofas. Sie mögen sich im ersten Moment zwar gemütlich anfühlen, doch schränken sie die Bewegung durch den tiefen muldenhaften Sitz ein.
Empfehlenswert ist beim Einkaufen ausgiebiges Probesitzen. Dabei sollte man die Sitzpositionen einnehmen, die man üblicherweise auch zu Hause bevorzugt.
Tipp: Der K-Tipp hat gezeigt, wie man neue Stühle am besten testet (K-Tipp Wohnen 1/2016).
Das zeichnet ergonomische Sitzmöbel aus
Stühle, Sofas, Sessel
- Individuelle Anpassungsmöglichkeiten
- Sitzhöhe und -tiefe verstellbar, Knie- und Rumpfwinkel sollten mehr als 90 Grad betragen
- Veränderbare Sitzflächenneigung
- Hohe, gut stützende und komfortable Rückenlehne
- Funktionale Lendenwirbelstütze, ausreichende Sitzbreite
Ruhesessel und Liegen
- Auflagen für Arme und Beine
- Die Knie sollten über dem «Knieknick» positioniert werden können.
- Optimale Sitztiefe, Sitz- und Armlehnenhöhe sollten individuell anpassbar sein
- Positionswechsel durch verstellbare Rückenlehne (mit Beckenkamm- bzw. Lendenstütze) und Fussstütze
- Rückenlehne und Sitzfläche lassen sich synchron bis in die Liegeposition absenken
Esszimmerstühle
- Sitzhöhe 44 bis 50 cm
- Sitztiefe 43 bis 49 cm
- Mindestbreite 42 cm
- Anatomisch geformte Rückenlehne (Lordosenstütze)
- Nicht empfehlenswert: Schalenstühle, in denen man mit dem Gesäss nach vorne rutscht
Polstermöbel
- Einstellbare Sitzhöhe und -tiefe
- Ausreichende Höhe der Rückenlehne
- Genügend Sitzbreite
- Lendenstütze
- Guter Sitzkomfort
- Einfacher Belastungswechsel
- Optimal ausserdem: verstellbare Sitzneigung, höhen- und neigungsverstellbare Kopfstütze, integrierte oder separate Fussstütze, Sitztiefen- und Höheneinstellung
Sitzen, schaukeln, wippen: Stühle und Liegen mit Pfiff
Sessel «Gravity» von Varier
Der ausgefallen anmutende Sessel erzeugt durch seine Konstruktion ein schwebendes Liegegefühl. «Gravitiy» ist ergonomisch sehr flexibel und bietet vier Sitz- und Liegepositionen. Er ist in verschiedenen Ausführungen mit Wollstoff-, Microfaser- oder Lederbezug erhältlich. Das Gestell aus Buchenschichtholz ist mit Esche natur furniert und lackiert oder schwarz lackiert erhältlich.
Masse: B 73 cm, T 135 cm,
Höhe aufrecht 122 cm, Sitzhöhe 44 cm
Preis: ab Fr. 2098.– (Rueckencenter.ch)
«Oyo the Chair»
Egal, ob an Ess- oder Bürotisch oder im Jugendzimmer: Der Stuhl «Oyo» schaukelt, wippt und bringt so Bewegung in den Körper. Auf dem «Oyo» kann man normal, seitlich und rückwärts sitzen.
Masse: B 52 cm, T 67,5 cm, H 92,5 cm, Sitzhöhe 48,5 cm
Preis: Fr. 450.– (Ergpopoint, Sitz.ch)
Stuhl «Tip Ton»
Neigt man sich leicht nach vorne, bewegt sich der Stuhl aufgrund seiner speziellen Bodenkufen ebenfalls in die Vorwärtsposition. So wird das Kreuz aufgerichtet, was die Durchblutung der Muskulatur fördert und Verspannungen vorbeugt. «Tip Ton» ist stapelbar und kann sowohl an Esstischen als auch im Büro verwendet werden.
Masse: H 78,6 cm, T 55,5 cm, L 50,9 cm
Preis: Fr. 249.– (Goodform.ch)
Relax-Sessel «Kokon» von Varier
Der um 360 Grad drehbare Sessel passt sich der Körperform an und folgt jeder Bewegung der sitzenden Person. Ein Nackenkissen stützt Halswirbel und Kopf. Der Wippwiderstand lässt sich individuell einstellen und mit einem seitlichen Hebel in jeder Position blockieren.
Masse: Aufrecht B 73 cm, T 83 cm, H 110 cm, Sitzhöhe 41 cm
Preis inkl. Hocker: ab Fr. 2899.– (Rueckencenter.ch)
Schaukelliege «Cartagena» Ruby Red
Die Liege verfügt über eine Rückentiefenverstellung und das Nackenteil ist mit einem Rastersystem versehen. Die abgrundeten Kufen des Gestells verhindern starres Liegen.
Masse: B 85 cm, H 85–89 cm, T 160 cm, Sitzhöhe 25–50 cm
Preis: Fr. 2278.– (Schubiger Möbel)
Stuhl «Date»
Beim Vor- und Zurücklehnen folgt die Sitzschale den Bewegungen des Sitzenden. So bleibt der Körper in Bewegung und ist dennoch in jeder Position gestützt.
Masse: B 42 cm, T 53 cm, H 96 cm; Sitzhöhe 48 cm
Preis: Fr. 508.– (Ergopoint, Sitz.ch)
Sessel «Arnold»
Der Ledersessel verfügt über eine stufenlos verstellbare Rückenlehne. Der Widerstandsgrad wird mittels Drehrad eingestellt. Die Lehne neigt sich bei Druck und bleibt solange hinten, wie man sich zurücklehnt. Verschiedene Farben/Materialien. Passender Hocker optional Fr. 299.–.
Masse: B 78 cm, T 89 cm, H 97 cm
Preis: Fr. 999.– (Micasa)
Lounge-Sessel «Peel» von Varier
Der einer Orangenschale nachempfundene Sessel folgt jeder Bewegung, vom aufrechten Sitzen bis zu einer bequemen Liegeposition. Auch die Kopfstütze lässt sich kippen und in der Höhe verstellen. Der Schaukelsessel ist in verschiedenen Stoffen sowie in spiegelbildlicher Ausführung erhältlich.
Masse: B 82 cm, T 85 cm, H 113–123 cm, Sitzhöhe 46 cm
Preis inkl. Hocker: ab Fr. 2670.– (Rueckencenter.ch)
«Nussgipfel-Haltung verursacht Verspannungen»
Wie sitzt man richtig? Und wie erkennt man rückenschonende Sitzmöbel? Physiotherapeutin Pia Fankhauser gibt Tipps.
Können ergonomische Sitzmöbel Rückenbeschwerden verhindern?
Ergonomisch bedeutet, dass die Möbel an den Benützer angepasst sind. Die Sitzmöbel müssen sich individuell einstellen lassen. Sonst kommt es zu einer Überbelastung.
Wie wichtig ist die richtige Sitzhaltung?
Es gibt keine einzig richtige Sitzhaltung. Sondern eine der jeweiligen Tätigkeit und dem Körper optimal angepasste Stellung. Die verbreitete schlaffe, gebeugte «Nussgipfel-Haltung» ist ungünstig, da sie Verspannungen verursacht und Rückenschmerzen auslöst. Ergonomisch gute Sitzmöbel fördern eine gute Haltung.
Welche Rolle spielt das Bewegen beim Sitzen?
Die Sitzposition sollte möglichst oft gewechselt werden – am besten alle 20 Minuten. Ideal ist der Wechsel zwischen einer geraden, nach vorne gerichteten Körperhaltung und einer Haltung, bei der der Körper angelehnt oder gestützt ist. Spätestens nach einer Stunde ist es Zeit aufstehen.
Was sollte man beim Kauf ergonomischer Sitzmöbel berücksichtigen?
Die Sitzhöhe muss anpassbar und die Sitztiefe auf die Oberschenkellänge abgestimmt sein. Ideal ist, wenn sich die Neigung der Sitzfläche verstellen lässt.
Je mehr man einstellen kann, desto besser der Stuhl?
Nein. Das Möbel muss als Ganzes passen. Das merkt man durch ausgiebiges Probesitzen und dem Ausprobieren der Einstellmöglichkeiten.
Was kann man tun, wenn der Rücken trotz ergonomischem Stuhl nach einiger Zeit schmerzt?
Die Bauchmuskulatur vom Beckenboden her langsam anspannen, den Bauchnabel leicht einziehen, halten, weiteratmen und langsam wieder entspannen.