Es geht auch ohne Gift
Die meisten Äpfel, die in der Schweiz über den Ladentisch gehen, weisen Pestizid-Rückstände auf. Nur Bio-Äpfel sind garantiert giftfrei.
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K-Tipp 15/2004
22.09.2004
Patrick Gut - pgut@ktipp.ch
Gegen Schimmelpilze, Insekten und Milben setzen Apfelproduzenten Pestizide ein. Der Nachteil: Die Gifte können in und auf den Äpfeln Rückstände bilden. Konsumenten nehmen so problematische chemische Stoffe auf.
Der K-Tipp liess im Hamburger Labor Eurofins - Dr. Specht & Partner 15 Apfelproben auf rund 300 verschiedene Pestizid-Wirkstoffe analysieren. Noch im letzten Jahr hatte das Zürcher Kantonslabor in durchschnittlich neun von zehn Apfelproben Pestizid-Rückstände gefunde...
Gegen Schimmelpilze, Insekten und Milben setzen Apfelproduzenten Pestizide ein. Der Nachteil: Die Gifte können in und auf den Äpfeln Rückstände bilden. Konsumenten nehmen so problematische chemische Stoffe auf.
Der K-Tipp liess im Hamburger Labor Eurofins - Dr. Specht & Partner 15 Apfelproben auf rund 300 verschiedene Pestizid-Wirkstoffe analysieren. Noch im letzten Jahr hatte das Zürcher Kantonslabor in durchschnittlich neun von zehn Apfelproben Pestizid-Rückstände gefunden.
19 verschiedene Pestizide gefunden
Da die Saison der heimischen Äpfel begonnen hat, kaufte der K-Tipp haupt-sächlich Schweizer Produkte ein. Zwei Proben stammten aus Frankreich, jeweils eine aus Italien und Südafrika.
Resultat der Stichprobe: In 11 der 15 Produkte wurde das Labor fündig. Nur in den beiden Bio-Äpfeln und zwei konventionell produzierten Apfelsorten konnten keine Pestizide nachgewiesen werden.
Nicht weniger als 19 verschiedene Pestizide fand das Labor insgesamt. Drei der Proben enthielten gar Rückstände von vier bis sechs unterschiedlichen Pestiziden. Was aber sind die Gründe für solche Pestizid-Cocktails?
Für jedes einzelne Pestizid ist gesetzlich ein Toleranz- oder Grenzwert festgelegt. Findet man in einer Probe mehrere Pestizid-Rückstände, wird nicht die Summe der Rückstände beurteilt, sondern jeder einzelne Rückstand für sich. Eine Praxis, die das Zürcher Kantonslabor seit Jahren kritisiert. «Wenn man verschiedenste Rückstände nachweisen kann, handelt es sich möglicherweise um einen Trick des Produzenten, damit er keinen Toleranzwert überschreitet», sagt Georg Schäppi, Bereichsleiter Pflanzliche Lebensmittel beim Kantonslabor Zürich.
Pestizid-Cocktails gegen Resistenzen?
«Es kann aber auch sein, dass der Obstproduzent unterschiedliche Pestizide anwendet, um Resistenzen zu verhindern», fügt Schäppi hinzu.
Schlimmstes Resultat der Stichprobe: In einem Produkt aus Frankreich, eingekauft bei Coop, fand das Labor Spuren eines illegal verwendeten Pestizids. Coop hat «Abklärungen beim Lieferanten in die Wege geleitet».
Trotz allem: «Sämtliche Befunde liegen weit unter den Toleranzwerten», sagt Günter Lach, Geschäftsführer des Labors Dr. Specht. «Gesundheitlich bedenklich ist keine einzige Probe», fügt er an.
Wer aber sicher sein will, dass er Äpfel ohne Pestizid-Rückstände isst, muss auf Bio-Äpfel ausweichen. In dieser Hinsicht bestätigt die K-Tipp-Stichprobe frühere Analysen des Zürcher Kantonslabors, das in keiner Bio-Probe Pestizid-Rückstände gefunden hat. Eine gross angelegte Studie in Deutschland, an der das Labor Dr. Specht beteiligt war, kam praktisch zum gleichen Resultat: Nur 1 Prozent der Bio-Produkte wies nennenswerte Pestizid-Rückstände auf.
Bio-Äpfel ohne Pestizide
Unter den 15 Apfelproben, die der K-Tipp analysieren liess, befanden sich auch zwei Produkte aus biologischem Anbau. Bei Bio-Produkten dürfen keine chemisch-synthetisierten Pestizide verwendet werden. Laborbefund: Beide Proben waren pestizidfrei.
Anstelle von Pestiziden dürfen Obstbauern im Kampf gegen Schädlinge und Schimmel Schwefel und Kupfer verwenden. Wer seinen Bio-Apfel vor dem Essen wäscht, spült damit auch allfällige Schwefel- und Kupfer-Rückstände ab. Ganz anders sieht das bei den Pestiziden aus. Weil sich diese häufig auch im Obstinnern befinden, kann man sie oft nicht abspülen.
Einen Nachteil hat die Schädlingsbekämpfung mit Kupfer: Das Schwermetall Kupfer gelangt in den Boden, wo es nicht abgebaut werden kann.