Es war jahrzehntelang üblich, Küchen- und Speisereste an Schweine zu verfüttern. Dann wütete im Jahr 2001 in Europa die Maul- und Klauenseuche. Eine der möglichen Ursachen sah man in unbehandelten Küchenabfällen.
Um die Tiere vor Krankheiten zu schützen, verbot die EU deshalb im Jahr 2006 die Verfütterung von Lebensmittelresten an Nutztiere. Die Schweiz zog 2011 nach und erliess ebenfalls ein Verbot. Für die Verwertung von Lebensmitteln gibt es seither neben der Entsorgung im normalen Abfall nur noch zwei Varianten: das Vergären zur Strom- oder Dampfproduktion – oder die Kompostierung.
Speisereste erhitzen: Japan machts vor
In einer aktuellen Studie kommen Forscher der Universität Cambridge in Grossbritannien allerdings zum Schluss, dass das Verbot der «Schweinesuppe» unnötig sei. Das Erhitzen der Lebensmittelreste würde laut der Studie ausreichen, allfällige Krankheitserreger unschädlich zu machen. Dabei genüge es, die Essensreste während dreier Minuten bei 80 Grad zu erhitzen. Als Beispiel führen die englischen Wissenschafter Japan an: Dort kommt die empfohlene Methode seit 15 Jahren zur Anwendung. Es kam zu keinem einzigen Krankheitsfall.
In der Schweiz wird die Idee einer Wiedereinführung der «Schweinesuppe» von Gastrosuisse, dem Verband für Hotellerie und Restauration, unterstützt: «Neben dem Vergären und dem Kompostieren von Speiseresten ist die Verfütterung an Nutztiere die sinnvollste Möglichkeit der Entsorgung», erklärt Sprecherin Astrid Haida gegenüber dem K-Tipp. Suisseporcs, der Verband der Schweizer Schweineproduzenten, argumentiert gleich: «Die Tiere sind Allesfresser, und in Essensresten stecken viele wertvolle Nährstoffe und Eiweisse.»
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen lehnt hingegen eine Wiedereinführung der «Schweinesuppe» ab. Sprecherin Eva van Beek: «Eine Risikoabschätzung im Jahr 2006 zeigte, dass zwei Drittel der Betriebe, die Küchen- und Speiseabfälle an Schweine verfütterten, grosse seuchenrelevante Defizite aufwiesen.»
Die «Schweinesuppe» weise zudem starke Qualitätsschwankungen auf und enthalte teilweise Fremdmaterial, sagt Eva van Beek. «Eine Verfütterung von Speiseabfällen an Nutztiere zur Lebensmittelgewinnung ist deshalb in der Schweiz kein Thema mehr.»