Euro-Münzen für teures Geld
Das Euro-Sammeln ist in Mode. Doch wer auf das grosse Geschäft spekuliert, dürfte enttäuscht werden.
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K-Tipp 9/2003
07.05.2003
Das Sammelfieber grassiert nicht nur in Deutschland. Auch in der Schweiz gehört die Jagd nach Euro-Münzen zum bevorzugten Zeitvertreib unzähliger Bürger.
Entsprechend stattlich sind die Preise, zu denen Münzenhändler das europäische Kleingeld an Sammler bringen wollen: Ländersätze mit prägefrischen Umlaufmünzen - die acht Münzen haben einen Nennwert von Euro 3.88 oder umgerechnet etwa Fr. 5.80 - kosten zwischen 15 und 30 Franken. Das Set mit sämtlichen 96 Münzen der ...
Das Sammelfieber grassiert nicht nur in Deutschland. Auch in der Schweiz gehört die Jagd nach Euro-Münzen zum bevorzugten Zeitvertreib unzähliger Bürger.
Entsprechend stattlich sind die Preise, zu denen Münzenhändler das europäische Kleingeld an Sammler bringen wollen: Ländersätze mit prägefrischen Umlaufmünzen - die acht Münzen haben einen Nennwert von Euro 3.88 oder umgerechnet etwa Fr. 5.80 - kosten zwischen 15 und 30 Franken. Das Set mit sämtlichen 96 Münzen der 12 Euro-Länder (Nennwert Euro 46.56 oder rund 70 Franken) gibts für 200 bis 300 Franken. Und für Münzensätze aus den Zwergstaaten San Marino, Monaco und Vatikan sowie für gewisse Gedenkmünzen und Sondersätze sind gar mehrere hundert bis einige tausend Franken hinzublättern.
Wer derart tief in die Tasche greift, glaubt oft an eine lohnende Investition. Das sollte er besser nicht tun. In Deutschland rechnen Euro-Experten weder bei den Münzensätzen noch bei den Gedenkmünzen mit einer Wertsteigerung.
Sie stehen damit nicht alleine da: «Unsere Fachleute teilen die Einschätzung der deutschen Experten voll und ganz», sagt Rudolf Bürgin, Sprecher der UBS. Euro-Sammlern werde häufig ein Seltenheitswert vorgegaukelt, der real nicht existiere.
Das sieht man beim Verband Schweizerischer Münzenhändler ebenso. Sekretär Hans-Ulrich Wartenweiler kritisiert, dass vorab TV-Shops und Werbe-Mailings immer wieder Euro-Sammler verführten, «indem sie fantastische Gewinne in Aussicht stellen».
Und das sei gefährlich: Viele EU-Staaten würden inzwischen «eine unglaubliche Fülle an Gedenkmünzen und Sondersätzen» produzieren, so Wartenweiler. «Der Sammlermarkt wird quantitativ ausgereizt.» Im Falle einer Übersättigung drohe Preiszerfall. Ähnliches gilt laut Wartenweiler auch für die Münzensätze aus San Marino, Monaco und dem Vatikan: «Der Käufer muss da gleich zu Beginn ein grosses Aufgeld "verdauen" und hoffen, dass diese Münzensätze im Trend bleiben.»
Für den Experten steht deshalb fest: «Die Motivation, Münzen zu sammeln, sollte nicht spekulativer Natur sein. Spekulation gehört an die Börse.»
(gs)